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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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- Die SrsZ FeinKs Des jetzigen, ..SchrtststellePs. ,



Der Schriftsteller der Jetztzeit hat drei. Feinde gegen sich; der eine
ist aus Fleisch und Blut, der zweite ist aus Holz und der dritte aus
Papier. ' ,'

Das vorige Jahrhundert, zum Theil sogar auch noch die , letztver¬
flossene Literaturperiode, hatte eine Art mittelalterlichen Geist und mittel¬
alterliche Sitten. Die Zahl der Ritter mit der wehenden Schreibfeder
auf dem Helm war ziemlich Kein. Wenn gefochten wurde, so geschah
es meist in Einzelkämpfen,' in der Schlacht, im Turnier, zog der
Held mit offenem, oder geschlossenem Visir.einzeln daher, die allgemeine
Aufmerksamkeit wendete sich ihm zu, seine . Thaten, sein Ruhm, seine
Farbe wurden das Gespräch, des Tages. Nicht so jetzt, wo die Litera¬
tur eben so wie die Staaten ihre stehenden Heere hat; wo in Deutsch¬
land allein (nach Karl. Büchners Berechnung) eine Armee von,18,000
Schriftstellern und gefiederten Amazonen in die Schlacht bei Leipzig zur
Oster- und Michaelis-Messe zieht. Achtzehntausend Streiter -- welcher
Thaten bedarf.es. da, um aus der. Masse sich bemerkbar zu machen!
Unsere eigenen Mitkämpfer., die neben uns in.Reis' und Glied stehen,
erdrücken -uns, und dieses ist der, Feind aus Fleisch und .Blut, der dem
heutigen Schriftsteller auf der. Bahn, des Ruhmes, im Wege steht" .

Wir wen schreibt der deutsche SchriftstellerWie man auch, über
Frankreich, schmähe, immer muß man doch zugestehendes bildet ein fe¬
stes,- compaktes, Publikum. Der dramatische Dichter findet es, im Par-
quet und in den, Logen; der. Romandichter, in der Lesewelt, d. h. in el-
-ner. großen Zahl.von Menschen,, die..von. einem Buche ohne Kastengeist
urtheilen, je nachdem die Lectüre.ihnen Wohlgefallen oder Widerwillen


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Der Schriftsteller der Jetztzeit hat drei. Feinde gegen sich; der eine
ist aus Fleisch und Blut, der zweite ist aus Holz und der dritte aus
Papier. ' ,'

Das vorige Jahrhundert, zum Theil sogar auch noch die , letztver¬
flossene Literaturperiode, hatte eine Art mittelalterlichen Geist und mittel¬
alterliche Sitten. Die Zahl der Ritter mit der wehenden Schreibfeder
auf dem Helm war ziemlich Kein. Wenn gefochten wurde, so geschah
es meist in Einzelkämpfen,' in der Schlacht, im Turnier, zog der
Held mit offenem, oder geschlossenem Visir.einzeln daher, die allgemeine
Aufmerksamkeit wendete sich ihm zu, seine . Thaten, sein Ruhm, seine
Farbe wurden das Gespräch, des Tages. Nicht so jetzt, wo die Litera¬
tur eben so wie die Staaten ihre stehenden Heere hat; wo in Deutsch¬
land allein (nach Karl. Büchners Berechnung) eine Armee von,18,000
Schriftstellern und gefiederten Amazonen in die Schlacht bei Leipzig zur
Oster- und Michaelis-Messe zieht. Achtzehntausend Streiter — welcher
Thaten bedarf.es. da, um aus der. Masse sich bemerkbar zu machen!
Unsere eigenen Mitkämpfer., die neben uns in.Reis' und Glied stehen,
erdrücken -uns, und dieses ist der, Feind aus Fleisch und .Blut, der dem
heutigen Schriftsteller auf der. Bahn, des Ruhmes, im Wege steht» .

Wir wen schreibt der deutsche SchriftstellerWie man auch, über
Frankreich, schmähe, immer muß man doch zugestehendes bildet ein fe¬
stes,- compaktes, Publikum. Der dramatische Dichter findet es, im Par-
quet und in den, Logen; der. Romandichter, in der Lesewelt, d. h. in el-
-ner. großen Zahl.von Menschen,, die..von. einem Buche ohne Kastengeist
urtheilen, je nachdem die Lectüre.ihnen Wohlgefallen oder Widerwillen


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[0671] - Die SrsZ FeinKs Des jetzigen, ..SchrtststellePs. , Der Schriftsteller der Jetztzeit hat drei. Feinde gegen sich; der eine ist aus Fleisch und Blut, der zweite ist aus Holz und der dritte aus Papier. ' ,' Das vorige Jahrhundert, zum Theil sogar auch noch die , letztver¬ flossene Literaturperiode, hatte eine Art mittelalterlichen Geist und mittel¬ alterliche Sitten. Die Zahl der Ritter mit der wehenden Schreibfeder auf dem Helm war ziemlich Kein. Wenn gefochten wurde, so geschah es meist in Einzelkämpfen,' in der Schlacht, im Turnier, zog der Held mit offenem, oder geschlossenem Visir.einzeln daher, die allgemeine Aufmerksamkeit wendete sich ihm zu, seine . Thaten, sein Ruhm, seine Farbe wurden das Gespräch, des Tages. Nicht so jetzt, wo die Litera¬ tur eben so wie die Staaten ihre stehenden Heere hat; wo in Deutsch¬ land allein (nach Karl. Büchners Berechnung) eine Armee von,18,000 Schriftstellern und gefiederten Amazonen in die Schlacht bei Leipzig zur Oster- und Michaelis-Messe zieht. Achtzehntausend Streiter — welcher Thaten bedarf.es. da, um aus der. Masse sich bemerkbar zu machen! Unsere eigenen Mitkämpfer., die neben uns in.Reis' und Glied stehen, erdrücken -uns, und dieses ist der, Feind aus Fleisch und .Blut, der dem heutigen Schriftsteller auf der. Bahn, des Ruhmes, im Wege steht» . Wir wen schreibt der deutsche SchriftstellerWie man auch, über Frankreich, schmähe, immer muß man doch zugestehendes bildet ein fe¬ stes,- compaktes, Publikum. Der dramatische Dichter findet es, im Par- quet und in den, Logen; der. Romandichter, in der Lesewelt, d. h. in el- -ner. großen Zahl.von Menschen,, die..von. einem Buche ohne Kastengeist urtheilen, je nachdem die Lectüre.ihnen Wohlgefallen oder Widerwillen SÄ

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/671>, abgerufen am 22.12.2024.