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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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in unsern Artikeln die Grenzen der Mäßigkeit nie außer Acht ließen. Wir schrie¬
ben im deutschen Sinne --im preußischen Sinne zu schreibett, lag außerhalb
der Tendenz dieser Blätter, um so mehr, als wir es nie glauben konnten, daß
Preußen andere Zwecke im Auge habe, als das gesammte Deutschland. Wenn
unsere Blätter in allen deutschen Bundesstaaten die Zulassung erhielten, so glau¬
ben wir an Preußen, das sich so gerne als Corvphäe und Großprotektor der
deutschen Intelligenz herausstellt, dieselben Ansprüche machen zu dürfen. Was
hätten wir in Berlin suchen sollen? Was hätten wir finden können? Wir wie¬
derholen es, die Grenzboten kennen nur Eine deutsche Sache; Deutschland ist'
in ihren Augen eine heilige Gesammtheit; einzelnen Rücksichten werden wir stets
fremd bleiben. Statt nach Berlin sich zu wenden, Hat daher der Redakteur die¬
ser Blätter nach Leipzig sich begeben, und dort mit dem Besitzer einer achtba¬
ren und soliden Buchhandlung (F. L. Herbig) eine Übereinkunft getroffen, ver¬
möge welcher die Grcnzvotcn vom 1. Juli an in dessen Verlag übergehen, und
in Deutschland gedruckt und erpcdirt werden. Die Redaktion der Zeitschrift wird
wie vorhin ihren Sitz in,Brüssel haben, ^da wir aufdie großen Vortheile, welche
Belgien als europäischer Centralpunkt, als Zwischenland von Frankreich, Hol¬
land, England und Deutschland bietet, nicht verzichten wollen. Die Grenzbo-
ten werden, wenn sie auch nicht mehr außerhalb der deutschen Grenzen erschei¬
nen, dennoch nicht aufhören, getreue Voden der aneinander grenzenden Natio¬
nen zu sein. Im Gegentheile werden sie jetzt, wo sie einen festem Fuß in
Deutschland gefaßt, und ihre Existenz und Verbreitung eine desto ficherereZukunft
haben, mit erneuerter Thätigkeit ihre Aufgabe verfolgen, und vor Allem wird
die Erpedition in vollkommener Regelmäßigkeit stattfinden. Mehre Mitglieder der
Leipziger, Heidelberger und Tübinger Universitäten haben ihre fleißige Mit¬
wirkung zugesagt, und wir werden dadurch im Stande sein, über die neuesten
und kräftigsten Erscheinungen auf dem Gebiete der schönen Literatur, der Ge¬
schichtschreibung und der Publicistik grüMche und anziehende Uebersichten zu
liefern. 'Die Novellen werden von nun an unter den Mitarbeitern auch Stef¬
fens, Schiff ze. zählen. Die Correspondenzen werden noch vollständiger sein.
DaS Verbot, welches diese Blätter getroffen, wird wie ein befruchtender Regen
nur dazu beigetragen haben, die Kräfte derselben zu reifen. Wir sprechen
dies ohne Trotz und Bitterkeit aus. Wir werden, wie früher, Preußen als
den Staat betrachten, der in dem Verein der deutschen Völker einer der bewun¬
dernswürdigsten ist, dessen geistige und politische Kraft dem Auslande Hochach¬
tung, und dem deutschen Vaterlande ein stetes Selbstvertrauen einflößen muß.
Die Unbjll, die uns getroffen, soll uns nicht zur Ungerechtigkeit und Leidenschaft¬
lichkeit verleiten, aber eben so wenig soll sie uns bewegen, auch nur einen Schritt
von der Bahn der Unabhängigkeit und Aufrichtigkeit zu weichen, in der wir bis
jetzt den einzigen Lohn für all die Mühen und Kämpfe fanden, welche mit der
I. K. Begründung unseres Unternehmens verknüpft waren.




Druck und Verlas deS deutschen BcrlagScomptoirS in Brüssels

in unsern Artikeln die Grenzen der Mäßigkeit nie außer Acht ließen. Wir schrie¬
ben im deutschen Sinne —im preußischen Sinne zu schreibett, lag außerhalb
der Tendenz dieser Blätter, um so mehr, als wir es nie glauben konnten, daß
Preußen andere Zwecke im Auge habe, als das gesammte Deutschland. Wenn
unsere Blätter in allen deutschen Bundesstaaten die Zulassung erhielten, so glau¬
ben wir an Preußen, das sich so gerne als Corvphäe und Großprotektor der
deutschen Intelligenz herausstellt, dieselben Ansprüche machen zu dürfen. Was
hätten wir in Berlin suchen sollen? Was hätten wir finden können? Wir wie¬
derholen es, die Grenzboten kennen nur Eine deutsche Sache; Deutschland ist'
in ihren Augen eine heilige Gesammtheit; einzelnen Rücksichten werden wir stets
fremd bleiben. Statt nach Berlin sich zu wenden, Hat daher der Redakteur die¬
ser Blätter nach Leipzig sich begeben, und dort mit dem Besitzer einer achtba¬
ren und soliden Buchhandlung (F. L. Herbig) eine Übereinkunft getroffen, ver¬
möge welcher die Grcnzvotcn vom 1. Juli an in dessen Verlag übergehen, und
in Deutschland gedruckt und erpcdirt werden. Die Redaktion der Zeitschrift wird
wie vorhin ihren Sitz in,Brüssel haben, ^da wir aufdie großen Vortheile, welche
Belgien als europäischer Centralpunkt, als Zwischenland von Frankreich, Hol¬
land, England und Deutschland bietet, nicht verzichten wollen. Die Grenzbo-
ten werden, wenn sie auch nicht mehr außerhalb der deutschen Grenzen erschei¬
nen, dennoch nicht aufhören, getreue Voden der aneinander grenzenden Natio¬
nen zu sein. Im Gegentheile werden sie jetzt, wo sie einen festem Fuß in
Deutschland gefaßt, und ihre Existenz und Verbreitung eine desto ficherereZukunft
haben, mit erneuerter Thätigkeit ihre Aufgabe verfolgen, und vor Allem wird
die Erpedition in vollkommener Regelmäßigkeit stattfinden. Mehre Mitglieder der
Leipziger, Heidelberger und Tübinger Universitäten haben ihre fleißige Mit¬
wirkung zugesagt, und wir werden dadurch im Stande sein, über die neuesten
und kräftigsten Erscheinungen auf dem Gebiete der schönen Literatur, der Ge¬
schichtschreibung und der Publicistik grüMche und anziehende Uebersichten zu
liefern. 'Die Novellen werden von nun an unter den Mitarbeitern auch Stef¬
fens, Schiff ze. zählen. Die Correspondenzen werden noch vollständiger sein.
DaS Verbot, welches diese Blätter getroffen, wird wie ein befruchtender Regen
nur dazu beigetragen haben, die Kräfte derselben zu reifen. Wir sprechen
dies ohne Trotz und Bitterkeit aus. Wir werden, wie früher, Preußen als
den Staat betrachten, der in dem Verein der deutschen Völker einer der bewun¬
dernswürdigsten ist, dessen geistige und politische Kraft dem Auslande Hochach¬
tung, und dem deutschen Vaterlande ein stetes Selbstvertrauen einflößen muß.
Die Unbjll, die uns getroffen, soll uns nicht zur Ungerechtigkeit und Leidenschaft¬
lichkeit verleiten, aber eben so wenig soll sie uns bewegen, auch nur einen Schritt
von der Bahn der Unabhängigkeit und Aufrichtigkeit zu weichen, in der wir bis
jetzt den einzigen Lohn für all die Mühen und Kämpfe fanden, welche mit der
I. K. Begründung unseres Unternehmens verknüpft waren.




Druck und Verlas deS deutschen BcrlagScomptoirS in Brüssels
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[0670] in unsern Artikeln die Grenzen der Mäßigkeit nie außer Acht ließen. Wir schrie¬ ben im deutschen Sinne —im preußischen Sinne zu schreibett, lag außerhalb der Tendenz dieser Blätter, um so mehr, als wir es nie glauben konnten, daß Preußen andere Zwecke im Auge habe, als das gesammte Deutschland. Wenn unsere Blätter in allen deutschen Bundesstaaten die Zulassung erhielten, so glau¬ ben wir an Preußen, das sich so gerne als Corvphäe und Großprotektor der deutschen Intelligenz herausstellt, dieselben Ansprüche machen zu dürfen. Was hätten wir in Berlin suchen sollen? Was hätten wir finden können? Wir wie¬ derholen es, die Grenzboten kennen nur Eine deutsche Sache; Deutschland ist' in ihren Augen eine heilige Gesammtheit; einzelnen Rücksichten werden wir stets fremd bleiben. Statt nach Berlin sich zu wenden, Hat daher der Redakteur die¬ ser Blätter nach Leipzig sich begeben, und dort mit dem Besitzer einer achtba¬ ren und soliden Buchhandlung (F. L. Herbig) eine Übereinkunft getroffen, ver¬ möge welcher die Grcnzvotcn vom 1. Juli an in dessen Verlag übergehen, und in Deutschland gedruckt und erpcdirt werden. Die Redaktion der Zeitschrift wird wie vorhin ihren Sitz in,Brüssel haben, ^da wir aufdie großen Vortheile, welche Belgien als europäischer Centralpunkt, als Zwischenland von Frankreich, Hol¬ land, England und Deutschland bietet, nicht verzichten wollen. Die Grenzbo- ten werden, wenn sie auch nicht mehr außerhalb der deutschen Grenzen erschei¬ nen, dennoch nicht aufhören, getreue Voden der aneinander grenzenden Natio¬ nen zu sein. Im Gegentheile werden sie jetzt, wo sie einen festem Fuß in Deutschland gefaßt, und ihre Existenz und Verbreitung eine desto ficherereZukunft haben, mit erneuerter Thätigkeit ihre Aufgabe verfolgen, und vor Allem wird die Erpedition in vollkommener Regelmäßigkeit stattfinden. Mehre Mitglieder der Leipziger, Heidelberger und Tübinger Universitäten haben ihre fleißige Mit¬ wirkung zugesagt, und wir werden dadurch im Stande sein, über die neuesten und kräftigsten Erscheinungen auf dem Gebiete der schönen Literatur, der Ge¬ schichtschreibung und der Publicistik grüMche und anziehende Uebersichten zu liefern. 'Die Novellen werden von nun an unter den Mitarbeitern auch Stef¬ fens, Schiff ze. zählen. Die Correspondenzen werden noch vollständiger sein. DaS Verbot, welches diese Blätter getroffen, wird wie ein befruchtender Regen nur dazu beigetragen haben, die Kräfte derselben zu reifen. Wir sprechen dies ohne Trotz und Bitterkeit aus. Wir werden, wie früher, Preußen als den Staat betrachten, der in dem Verein der deutschen Völker einer der bewun¬ dernswürdigsten ist, dessen geistige und politische Kraft dem Auslande Hochach¬ tung, und dem deutschen Vaterlande ein stetes Selbstvertrauen einflößen muß. Die Unbjll, die uns getroffen, soll uns nicht zur Ungerechtigkeit und Leidenschaft¬ lichkeit verleiten, aber eben so wenig soll sie uns bewegen, auch nur einen Schritt von der Bahn der Unabhängigkeit und Aufrichtigkeit zu weichen, in der wir bis jetzt den einzigen Lohn für all die Mühen und Kämpfe fanden, welche mit der I. K. Begründung unseres Unternehmens verknüpft waren. Druck und Verlas deS deutschen BcrlagScomptoirS in Brüssels

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/670>, abgerufen am 22.12.2024.