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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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... Splva. Weißt Du, daß.er hier ist?. .. . .

Brahe. Närrchen! . ^ '

Splva. Du sagst, selbst, Ihr kennt solche Naturen nicht genau, Ihr wißt sie
nicht zu berechnen, was wißt Ihr also, ob sie altern und wie sie altern?!

Brahe., Mädchen!

Splva. Und siehst Du ihn nicht immer an, wie einen Zauberer, den Du
fürchtest und liebst, und der Dir große Geheimnisse zu sagen hätte?

Breche. Wen denn?

Splva. Und ist sein Erscheinen, sein Auftreten, sein Fufifasscn, sein Aufstei¬
gen neben dem Throne, ist dies nicht Alles von jener dämonischen Art, die T"?
eben geschildert?

e(aufstehend,
Brah ) Aber wessen wessen?

,
Splva. Nun, Monaldescht'S.

Vrahc. Ach, meine Splva!

Splva. Klang's nicht wie ein Mährchen, daß er in der ersten Nacht seines
Hierseins im Gehcimzimmcr der Königin erschienen sei wie durch die Luft kommend?
Du selbst hattest eben das Zimmer verlassen, warst keinem Menschen begegnet, kein
Diener hatte Jemand passiren sehn, und doch war er, ein^uichekannter Fremdling,
eine Minute nach Dir bei der Königin! Keine Thür hatte sich geöffnet, um ihn
ljcraus zu lassen, und doch sieht man ihn bei vollem Mondscheine über den Schloß-
Hof hinausschreiten; die Wachen geben Feuer auf ihn, er aber, unbekümmert da¬
rum, schreitet wie ein Geist hindurch, das Thor thut sich vor ihm auf, und im
Laufe weniger Monde ist er die rechte Hand der Königin, von aller Welt gehaßt
oder vergöttert, von Niemand mit Gleichgültigkeit angesehn. Wer wäre das an¬
ders als der schwedische Dämon?

(er drückt ihren Kopf an seine Brust)
Brahe. O, mein Kind -- höre auf!
Sieh nicht hin auf diese Erscheinung, geh' dieser dämonischen Kraft aus dem Wege,
sie bringt nur Unheil!

Splva. Aber warum das, mein Vater? Dn hast mich ja selbst gelehrt,
man messe das Glück nicht nach der Elle, wie weit der Strom gehe, sei unwich¬
tiger, als wie tief er gehe, wie lang ein Glück daure, sei gleichgültig, wenn es
nur groß sei.

Brahe. Tändle nicht, Splva, mit Spruchweisheit, sie täuscht uns Alle,
wenn Noth an Mann kommt, darbte nicht mit dein Glück, was so leicht erworben,
so schön neben Dir steht, verscherze es nicht darum, weil es Dir leicht erworben
ist -- die Kaprice vergeht, und Reue bringt das Verscherzte nicht wieder.

Splva. Aber was ist denn, Vater?


... Splva. Weißt Du, daß.er hier ist?. .. . .

Brahe. Närrchen! . ^ '

Splva. Du sagst, selbst, Ihr kennt solche Naturen nicht genau, Ihr wißt sie
nicht zu berechnen, was wißt Ihr also, ob sie altern und wie sie altern?!

Brahe., Mädchen!

Splva. Und siehst Du ihn nicht immer an, wie einen Zauberer, den Du
fürchtest und liebst, und der Dir große Geheimnisse zu sagen hätte?

Breche. Wen denn?

Splva. Und ist sein Erscheinen, sein Auftreten, sein Fufifasscn, sein Aufstei¬
gen neben dem Throne, ist dies nicht Alles von jener dämonischen Art, die T»?
eben geschildert?

e(aufstehend,
Brah ) Aber wessen wessen?

,
Splva. Nun, Monaldescht'S.

Vrahc. Ach, meine Splva!

Splva. Klang's nicht wie ein Mährchen, daß er in der ersten Nacht seines
Hierseins im Gehcimzimmcr der Königin erschienen sei wie durch die Luft kommend?
Du selbst hattest eben das Zimmer verlassen, warst keinem Menschen begegnet, kein
Diener hatte Jemand passiren sehn, und doch war er, ein^uichekannter Fremdling,
eine Minute nach Dir bei der Königin! Keine Thür hatte sich geöffnet, um ihn
ljcraus zu lassen, und doch sieht man ihn bei vollem Mondscheine über den Schloß-
Hof hinausschreiten; die Wachen geben Feuer auf ihn, er aber, unbekümmert da¬
rum, schreitet wie ein Geist hindurch, das Thor thut sich vor ihm auf, und im
Laufe weniger Monde ist er die rechte Hand der Königin, von aller Welt gehaßt
oder vergöttert, von Niemand mit Gleichgültigkeit angesehn. Wer wäre das an¬
ders als der schwedische Dämon?

(er drückt ihren Kopf an seine Brust)
Brahe. O, mein Kind — höre auf!
Sieh nicht hin auf diese Erscheinung, geh' dieser dämonischen Kraft aus dem Wege,
sie bringt nur Unheil!

Splva. Aber warum das, mein Vater? Dn hast mich ja selbst gelehrt,
man messe das Glück nicht nach der Elle, wie weit der Strom gehe, sei unwich¬
tiger, als wie tief er gehe, wie lang ein Glück daure, sei gleichgültig, wenn es
nur groß sei.

Brahe. Tändle nicht, Splva, mit Spruchweisheit, sie täuscht uns Alle,
wenn Noth an Mann kommt, darbte nicht mit dein Glück, was so leicht erworben,
so schön neben Dir steht, verscherze es nicht darum, weil es Dir leicht erworben
ist — die Kaprice vergeht, und Reue bringt das Verscherzte nicht wieder.

Splva. Aber was ist denn, Vater?


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[0062] ... Splva. Weißt Du, daß.er hier ist?. .. . . Brahe. Närrchen! . ^ ' Splva. Du sagst, selbst, Ihr kennt solche Naturen nicht genau, Ihr wißt sie nicht zu berechnen, was wißt Ihr also, ob sie altern und wie sie altern?! Brahe., Mädchen! Splva. Und siehst Du ihn nicht immer an, wie einen Zauberer, den Du fürchtest und liebst, und der Dir große Geheimnisse zu sagen hätte? Breche. Wen denn? Splva. Und ist sein Erscheinen, sein Auftreten, sein Fufifasscn, sein Aufstei¬ gen neben dem Throne, ist dies nicht Alles von jener dämonischen Art, die T»? eben geschildert? e(aufstehend, Brah ) Aber wessen wessen? , Splva. Nun, Monaldescht'S. Vrahc. Ach, meine Splva! Splva. Klang's nicht wie ein Mährchen, daß er in der ersten Nacht seines Hierseins im Gehcimzimmcr der Königin erschienen sei wie durch die Luft kommend? Du selbst hattest eben das Zimmer verlassen, warst keinem Menschen begegnet, kein Diener hatte Jemand passiren sehn, und doch war er, ein^uichekannter Fremdling, eine Minute nach Dir bei der Königin! Keine Thür hatte sich geöffnet, um ihn ljcraus zu lassen, und doch sieht man ihn bei vollem Mondscheine über den Schloß- Hof hinausschreiten; die Wachen geben Feuer auf ihn, er aber, unbekümmert da¬ rum, schreitet wie ein Geist hindurch, das Thor thut sich vor ihm auf, und im Laufe weniger Monde ist er die rechte Hand der Königin, von aller Welt gehaßt oder vergöttert, von Niemand mit Gleichgültigkeit angesehn. Wer wäre das an¬ ders als der schwedische Dämon? (er drückt ihren Kopf an seine Brust) Brahe. O, mein Kind — höre auf! Sieh nicht hin auf diese Erscheinung, geh' dieser dämonischen Kraft aus dem Wege, sie bringt nur Unheil! Splva. Aber warum das, mein Vater? Dn hast mich ja selbst gelehrt, man messe das Glück nicht nach der Elle, wie weit der Strom gehe, sei unwich¬ tiger, als wie tief er gehe, wie lang ein Glück daure, sei gleichgültig, wenn es nur groß sei. Brahe. Tändle nicht, Splva, mit Spruchweisheit, sie täuscht uns Alle, wenn Noth an Mann kommt, darbte nicht mit dein Glück, was so leicht erworben, so schön neben Dir steht, verscherze es nicht darum, weil es Dir leicht erworben ist — die Kaprice vergeht, und Reue bringt das Verscherzte nicht wieder. Splva. Aber was ist denn, Vater?

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/62>, abgerufen am 22.12.2024.