Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.Christine. Weil sie ein Weib ist,ffMd jeder Maler sich berechtigt glaubt, Monaldeschi. Zum Theil wahr. Weil sie ein Weib ist, ja; Weiber ha" Christine. DaS heißt: sie neigen aller Chimäre Ohr und Hand. Monaldeschi. Wenn Euch Maal und Chimäre gleichbedeutend sind, ja. Christine. Nun, und zu welchem Ideale soll Dir die Königin von Schwe¬ Monaldeschi. Was Ihr mir da von Hoffnungen zuschreibt, das ist Chi¬ Christine. Und Dergleichen bringst Du aus Rom? Das ist ja ketzerisch. Monaldeschi. Ketzerei muß von der Kirche verfolgt werden, wieder Staat Christine. Darum braucht die Kirche Ketzer, willst Du sagen -- Du weißt Monaldeschi. Die Glückwünsche einer Königin sind Brief-Couverts des Christine. schmeichle Dich hinauf zur Chimäre, und sorge selbst, wie Du (sie macht ihm eine Handbcwcoung des Abschiedes,) Vert stecktMonaldeschi. Erlaubt mir nur'noch eine,Frage: Wenn ich eine heiße, Christine. Thörichter Menschl Bin ich das Schicksal? Monaldeschi. Ich danke Euch! 7
Christine. Weil sie ein Weib ist,ffMd jeder Maler sich berechtigt glaubt, Monaldeschi. Zum Theil wahr. Weil sie ein Weib ist, ja; Weiber ha» Christine. DaS heißt: sie neigen aller Chimäre Ohr und Hand. Monaldeschi. Wenn Euch Maal und Chimäre gleichbedeutend sind, ja. Christine. Nun, und zu welchem Ideale soll Dir die Königin von Schwe¬ Monaldeschi. Was Ihr mir da von Hoffnungen zuschreibt, das ist Chi¬ Christine. Und Dergleichen bringst Du aus Rom? Das ist ja ketzerisch. Monaldeschi. Ketzerei muß von der Kirche verfolgt werden, wieder Staat Christine. Darum braucht die Kirche Ketzer, willst Du sagen — Du weißt Monaldeschi. Die Glückwünsche einer Königin sind Brief-Couverts des Christine. schmeichle Dich hinauf zur Chimäre, und sorge selbst, wie Du (sie macht ihm eine Handbcwcoung des Abschiedes,) Vert stecktMonaldeschi. Erlaubt mir nur'noch eine,Frage: Wenn ich eine heiße, Christine. Thörichter Menschl Bin ich das Schicksal? Monaldeschi. Ich danke Euch! 7
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0059" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/267274"/> <p xml:id="ID_315"> Christine. Weil sie ein Weib ist,ffMd jeder Maler sich berechtigt glaubt,<lb/> bei einem Weibe sein Glück zu suche«, nicht wahr"?</p><lb/> <p xml:id="ID_316"> Monaldeschi. Zum Theil wahr. Weil sie ein Weib ist, ja; Weiber ha»<lb/> ben eine reichere Phantasie. Mit weltlichen Mitteln ausgerüstet, sind sie den ideal¬<lb/> sten Plänen bereitwillig; jener Rost praktischer Besorgnis welcher den Männern<lb/> anklebt, verhindert sie nicht.</p><lb/> <p xml:id="ID_317"> Christine. DaS heißt: sie neigen aller Chimäre Ohr und Hand.</p><lb/> <p xml:id="ID_318"> Monaldeschi. Wenn Euch Maal und Chimäre gleichbedeutend sind, ja.<lb/> Aber die Chimäre erwächst, ein bloßer Wctterschimmer, aus der Luft in's Unge¬<lb/> wisse, das Ideal entkeimt hingegen Mi) aus gutem, irdischem Boden, und erhebt<lb/> sich in's Unendliche.</p><lb/> <p xml:id="ID_319"> Christine. Nun, und zu welchem Ideale soll Dir die Königin von Schwe¬<lb/> den behilflich sein? Crst soll sie Dich zum Favoriten, dann zum Reichskanzler,<lb/> und dann zum Könige von Schweden machen, nicht wahr? Und um idealisch an¬<lb/> zufangen, kletterst Du Nachts ein' ihrem Fenster in die Höhe —</p><lb/> <p xml:id="ID_320"> Monaldeschi. Was Ihr mir da von Hoffnungen zuschreibt, das ist Chi¬<lb/> märe, nicht Ideal — Christine von Schweden heißt in Rom die philosophische<lb/> Königin, man weiß und rühmt, daß sie der Wissenschaft und Kunst und aller ewi¬<lb/> gen Frage der Welt nachgeht -- ist es nicht Gewinn, einer Königswelt nahe zu<lb/> sein, wo inmitten weltlicher Macht der freie Wissenfchaftsgedanke freie Geltung und<lb/> freie Bahn gewinnt?</p><lb/> <p xml:id="ID_321"> Christine. Und Dergleichen bringst Du aus Rom? Das ist ja ketzerisch.</p><lb/> <p xml:id="ID_322"> Monaldeschi. Ketzerei muß von der Kirche verfolgt werden, wieder Staat<lb/> bekämpft, was ihm widerspricht; aber um die Ketzerei wirksam zu verfolgen, wird<lb/> es der Kirche nothwendig, sich selbst methodisch zu entwickeln, darum —</p><lb/> <p xml:id="ID_323"> Christine. Darum braucht die Kirche Ketzer, willst Du sagen — Du weißt<lb/> Dich in Schweden zu benehmen, und Du scheinst mir überhaupt ein so leichtsinni¬<lb/> ger, gefährlicher Mensch zu sein, daß Du meiner besten Glückwünsche bedarfst, um<lb/> dem Schicksale eines Taugenichts ju entgehn.</p><lb/> <p xml:id="ID_324"> Monaldeschi. Die Glückwünsche einer Königin sind Brief-Couverts des<lb/> Glückes selbst.</p><lb/> <p xml:id="ID_325"> Christine. schmeichle Dich hinauf zur Chimäre, und sorge selbst, wie Du<lb/> den Rückzug findest — meine Wache Wird Dir zeigen, was in diesem Brief-Cou-<lb/><stage> (sie macht ihm eine Handbcwcoung des Abschiedes,)</stage> Vert steckt</p><lb/> <p xml:id="ID_326"> Monaldeschi. Erlaubt mir nur'noch eine,Frage: Wenn ich eine heiße,<lb/> bleierne Kugel finde, war diese Kugel Euch wirklich dienstbar'und willkommen?</p><lb/> <p xml:id="ID_327"> Christine. Thörichter Menschl Bin ich das Schicksal?</p><lb/> <p xml:id="ID_328"> Monaldeschi. Ich danke Euch!</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> 7</fw><lb/> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0059]
Christine. Weil sie ein Weib ist,ffMd jeder Maler sich berechtigt glaubt,
bei einem Weibe sein Glück zu suche«, nicht wahr"?
Monaldeschi. Zum Theil wahr. Weil sie ein Weib ist, ja; Weiber ha»
ben eine reichere Phantasie. Mit weltlichen Mitteln ausgerüstet, sind sie den ideal¬
sten Plänen bereitwillig; jener Rost praktischer Besorgnis welcher den Männern
anklebt, verhindert sie nicht.
Christine. DaS heißt: sie neigen aller Chimäre Ohr und Hand.
Monaldeschi. Wenn Euch Maal und Chimäre gleichbedeutend sind, ja.
Aber die Chimäre erwächst, ein bloßer Wctterschimmer, aus der Luft in's Unge¬
wisse, das Ideal entkeimt hingegen Mi) aus gutem, irdischem Boden, und erhebt
sich in's Unendliche.
Christine. Nun, und zu welchem Ideale soll Dir die Königin von Schwe¬
den behilflich sein? Crst soll sie Dich zum Favoriten, dann zum Reichskanzler,
und dann zum Könige von Schweden machen, nicht wahr? Und um idealisch an¬
zufangen, kletterst Du Nachts ein' ihrem Fenster in die Höhe —
Monaldeschi. Was Ihr mir da von Hoffnungen zuschreibt, das ist Chi¬
märe, nicht Ideal — Christine von Schweden heißt in Rom die philosophische
Königin, man weiß und rühmt, daß sie der Wissenschaft und Kunst und aller ewi¬
gen Frage der Welt nachgeht -- ist es nicht Gewinn, einer Königswelt nahe zu
sein, wo inmitten weltlicher Macht der freie Wissenfchaftsgedanke freie Geltung und
freie Bahn gewinnt?
Christine. Und Dergleichen bringst Du aus Rom? Das ist ja ketzerisch.
Monaldeschi. Ketzerei muß von der Kirche verfolgt werden, wieder Staat
bekämpft, was ihm widerspricht; aber um die Ketzerei wirksam zu verfolgen, wird
es der Kirche nothwendig, sich selbst methodisch zu entwickeln, darum —
Christine. Darum braucht die Kirche Ketzer, willst Du sagen — Du weißt
Dich in Schweden zu benehmen, und Du scheinst mir überhaupt ein so leichtsinni¬
ger, gefährlicher Mensch zu sein, daß Du meiner besten Glückwünsche bedarfst, um
dem Schicksale eines Taugenichts ju entgehn.
Monaldeschi. Die Glückwünsche einer Königin sind Brief-Couverts des
Glückes selbst.
Christine. schmeichle Dich hinauf zur Chimäre, und sorge selbst, wie Du
den Rückzug findest — meine Wache Wird Dir zeigen, was in diesem Brief-Cou-
(sie macht ihm eine Handbcwcoung des Abschiedes,) Vert steckt
Monaldeschi. Erlaubt mir nur'noch eine,Frage: Wenn ich eine heiße,
bleierne Kugel finde, war diese Kugel Euch wirklich dienstbar'und willkommen?
Christine. Thörichter Menschl Bin ich das Schicksal?
Monaldeschi. Ich danke Euch!
7
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |