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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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und beutet ihn direkt zu seinem eigenen Nutzen aus. Man muß jetzt-
in seinem Vorzimmer warten; und er wartet auch stolz ab, bis > man
ihm die Allerbeste, in's Haus bringt.- Diese Klasse zerfällt in mehrere
Unterabcheilungen. Denn wie die Medizin Specialitäten besitzt, Augen¬
ärzte, Zahnärzte, Kinderärzte, Nervenfieberärzte, Hühneraugenoperateurs
u. s., w., so hat auch die Advokatur in Frankreich solche, die sich nur
mit Hypothekensachen beschäftigen, andre für Handelssachen, wieder andre
für Ehescheidungen in ihren verschiedenen Nuancen und dergleichen mehr..

Nun aber kommen wir zur vierten Phase der Advokaten-Laufbahn.,
Wenn der Advokat die Wittwen und Waisen lang genug vertheidigt hat,
so daß er ein gutes Haus in der Stadt, und ein allerliebstes 'kleines
Landgut sich erworben, dann befindet er.sich nothwendig in einer, der
beiden folgenden Lagen; entweder er hat in Folge seines vielen Sprechens
die Stimme verloren, und das ist oft ein Glück für sein Land; oderdie
Natur hat ihn mit so unverwüstlicher Lunge begabt, daß er trotz einer
25jährigen Anstrengung derselben noch immer im Stande ist, laut und
vernehmlich zu sprechen.

In diesem zweiten Falle wird aus den: Advokaten im vierten Sta¬
dium ein Staatsmann, ein Politiker! Aus Dankbarkeit oder in, Folge
einer , langen Gewohnheit werden alle Bürger zu Wittwen und Waisen
für ihn. In dieser neuen Laufbahn voll Selbstverläugnung, und Erge¬
benheit bringt der Advokat dem Vaterlande den Tribut.seiner, Erfahrung,
zeigt einen glühenden Eifer für das allgemeine Beste und legt jene
Unfehlbarkeit im Urtheilen an den Tag, die jeder Mann besitzen muß,,
der ein Vierteljahrhundert hindurch sich, geübt hat, heute für, morgen
gegen eine Sache zu sprechen.

Ich brauche wohl kaum zu sagen, daß ich hier nur von der All¬
gemeinheit spreche, also alle nur erdenkliche Ausnahmen zulasse. Ich
muß dabei an eine in der anständigen Gesellschaft allgemein geltende
Regel erinnern; wenn man in der Welt von irgend einem Stande oder
irgend einer Klasse spricht, ja sogar, wenn man sie verläumdet -- denn,
man thut dies zuweilen in der Welt -- so sind die etwa anwesenden
Personen dieser Klasse oder dieses Standes immer ausgenommen. Von
demselben Grundsatze ausgehend, erkläre ich hiemit feierlich, daß, wenn
einige Advokaten mir die Ehre anthun sollten, diesen Aufsatz zu lesen,
sie sich so ansehen können, als wären sie während des Schreibens bei.
nur gewesen, daß sie also natürlich unter die Ausnahmen gehören.


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und beutet ihn direkt zu seinem eigenen Nutzen aus. Man muß jetzt-
in seinem Vorzimmer warten; und er wartet auch stolz ab, bis > man
ihm die Allerbeste, in's Haus bringt.- Diese Klasse zerfällt in mehrere
Unterabcheilungen. Denn wie die Medizin Specialitäten besitzt, Augen¬
ärzte, Zahnärzte, Kinderärzte, Nervenfieberärzte, Hühneraugenoperateurs
u. s., w., so hat auch die Advokatur in Frankreich solche, die sich nur
mit Hypothekensachen beschäftigen, andre für Handelssachen, wieder andre
für Ehescheidungen in ihren verschiedenen Nuancen und dergleichen mehr..

Nun aber kommen wir zur vierten Phase der Advokaten-Laufbahn.,
Wenn der Advokat die Wittwen und Waisen lang genug vertheidigt hat,
so daß er ein gutes Haus in der Stadt, und ein allerliebstes 'kleines
Landgut sich erworben, dann befindet er.sich nothwendig in einer, der
beiden folgenden Lagen; entweder er hat in Folge seines vielen Sprechens
die Stimme verloren, und das ist oft ein Glück für sein Land; oderdie
Natur hat ihn mit so unverwüstlicher Lunge begabt, daß er trotz einer
25jährigen Anstrengung derselben noch immer im Stande ist, laut und
vernehmlich zu sprechen.

In diesem zweiten Falle wird aus den: Advokaten im vierten Sta¬
dium ein Staatsmann, ein Politiker! Aus Dankbarkeit oder in, Folge
einer , langen Gewohnheit werden alle Bürger zu Wittwen und Waisen
für ihn. In dieser neuen Laufbahn voll Selbstverläugnung, und Erge¬
benheit bringt der Advokat dem Vaterlande den Tribut.seiner, Erfahrung,
zeigt einen glühenden Eifer für das allgemeine Beste und legt jene
Unfehlbarkeit im Urtheilen an den Tag, die jeder Mann besitzen muß,,
der ein Vierteljahrhundert hindurch sich, geübt hat, heute für, morgen
gegen eine Sache zu sprechen.

Ich brauche wohl kaum zu sagen, daß ich hier nur von der All¬
gemeinheit spreche, also alle nur erdenkliche Ausnahmen zulasse. Ich
muß dabei an eine in der anständigen Gesellschaft allgemein geltende
Regel erinnern; wenn man in der Welt von irgend einem Stande oder
irgend einer Klasse spricht, ja sogar, wenn man sie verläumdet — denn,
man thut dies zuweilen in der Welt — so sind die etwa anwesenden
Personen dieser Klasse oder dieses Standes immer ausgenommen. Von
demselben Grundsatze ausgehend, erkläre ich hiemit feierlich, daß, wenn
einige Advokaten mir die Ehre anthun sollten, diesen Aufsatz zu lesen,
sie sich so ansehen können, als wären sie während des Schreibens bei.
nur gewesen, daß sie also natürlich unter die Ausnahmen gehören.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/555>, abgerufen am 22.12.2024.