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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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sAltigere Erziehung genossen , als die französische Sprache; nicht einmal'
die italienische, für die'doch die Papste, die Medicis, die Este hinläng¬
lich gesorgt haben. Als die Literatur in Frankreich noch in den Kin¬
derschuhen war, und ein Fällhäubchen trug, erhielt sie schon dieausgc-'
zeichuctsten Lehrer. Es ist bekannt/ daß in Paris die allerälteste Um-^
persieae - Europa's sich befindet, und daß hiedurch diese Stadt frühzeitig
ein" entschiedenes Übergewicht für alle wissenschaftlichen Fragen erhielt
Natürlich, daß ein Institut, welches-'s>> weithin seinen ÄrMerstreckte,
auf die-Literatur/-'die^'zu seinen Füßen eckpor wuchs, einen um so'nach-'
tigem-Einfluß' ausübte. So sehen wir demi schön frühzeitig Paris als
das Centrum des französischen Schriftwesens. Und da der Ruhm der
Pariser/Universität damals namentlich in der scholastischen Disputir-
kunst bestand, so finden wir bei dem Kinde, welches unter ihren Augen
auswuchs, schon frühzeitig'das Talent der Beredsamkeit sich ausbilden.

.Später als der Knabe älter wurde, da erhielt er Unterricht im
Griechischen und Lateinischen, da kam Ronsard, Mer vortreffliche Schul¬
meister, dem aber das Unglück Passate, daß man ihn für einen großen
Dichter, hielt, Und der deßhalb' von der Nachwelt verspottet wird, dessen
BWenste-Mr' nichtsdestoweniger außerordentlich sind. --' Denn 'dieser
Non'sM wMes/>der'-d'as'"-GeW d'e't französischen Poesie'd'em classischen
Alterthume zuwendete, und den Weg ihr vorzeichnete, den Racine' und'
Corneille -so /siegreich, betraten. Nachdem nun. dieser Ronsard, dem, jun¬
gen Zögling ein? hinlängliche Quantität Griechisch und Latein einstudirt.
hatte, kam.-Malherbe und Dürstete ihm die vom Schulstaub.befleckten
Kleider aus//wusch ihm die Dintenflecken. aus dein Gesicht und sagte
ii)in, .- daß^er sich von nun an abgewöhnen müsse, lateinische und grie¬
chische Worte, in die Conversation zu mischen,^ weil sich , dieß sür einen
wohlerzogenen jungen. Mann nicht schicke. Nun. erst wurde der Jung-.
ling in'die große Welt.eingeführt. Zwar, da er. vornehmen Ursprungs,
war, 'hatten seine. vornehmen Verwandten ihn während seiner Studien-
.M garMlfig/Mf seiner Studierstube steundlich.besucht..- - "

" " Aber in-die'große Welt wurde der Zögling erst eingeführt, nach¬
dem er seine Studien zurückgelegt.' Er kam an den Hos, und hier öff¬
nete sich it)in' eine neue Welt. - Die Huldigung , wir der man ihm über-.
all entgegenkam, spsmte seine Lebensgeister noch höher.' Aber auch am
Höfe selbst' wurde sür seine Ausbildung noch weitere Sorge getragen.'
.Richelieu giftete die Akademie,- vierzig Männer wurden beauftragt, über


sAltigere Erziehung genossen , als die französische Sprache; nicht einmal'
die italienische, für die'doch die Papste, die Medicis, die Este hinläng¬
lich gesorgt haben. Als die Literatur in Frankreich noch in den Kin¬
derschuhen war, und ein Fällhäubchen trug, erhielt sie schon dieausgc-'
zeichuctsten Lehrer. Es ist bekannt/ daß in Paris die allerälteste Um-^
persieae - Europa's sich befindet, und daß hiedurch diese Stadt frühzeitig
ein" entschiedenes Übergewicht für alle wissenschaftlichen Fragen erhielt
Natürlich, daß ein Institut, welches-'s>> weithin seinen ÄrMerstreckte,
auf die-Literatur/-'die^'zu seinen Füßen eckpor wuchs, einen um so'nach-'
tigem-Einfluß' ausübte. So sehen wir demi schön frühzeitig Paris als
das Centrum des französischen Schriftwesens. Und da der Ruhm der
Pariser/Universität damals namentlich in der scholastischen Disputir-
kunst bestand, so finden wir bei dem Kinde, welches unter ihren Augen
auswuchs, schon frühzeitig'das Talent der Beredsamkeit sich ausbilden.

.Später als der Knabe älter wurde, da erhielt er Unterricht im
Griechischen und Lateinischen, da kam Ronsard, Mer vortreffliche Schul¬
meister, dem aber das Unglück Passate, daß man ihn für einen großen
Dichter, hielt, Und der deßhalb' von der Nachwelt verspottet wird, dessen
BWenste-Mr' nichtsdestoweniger außerordentlich sind. —' Denn 'dieser
Non'sM wMes/>der'-d'as'"-GeW d'e't französischen Poesie'd'em classischen
Alterthume zuwendete, und den Weg ihr vorzeichnete, den Racine' und'
Corneille -so /siegreich, betraten. Nachdem nun. dieser Ronsard, dem, jun¬
gen Zögling ein? hinlängliche Quantität Griechisch und Latein einstudirt.
hatte, kam.-Malherbe und Dürstete ihm die vom Schulstaub.befleckten
Kleider aus//wusch ihm die Dintenflecken. aus dein Gesicht und sagte
ii)in, .- daß^er sich von nun an abgewöhnen müsse, lateinische und grie¬
chische Worte, in die Conversation zu mischen,^ weil sich , dieß sür einen
wohlerzogenen jungen. Mann nicht schicke. Nun. erst wurde der Jung-.
ling in'die große Welt.eingeführt. Zwar, da er. vornehmen Ursprungs,
war, 'hatten seine. vornehmen Verwandten ihn während seiner Studien-
.M garMlfig/Mf seiner Studierstube steundlich.besucht..- - "

" " Aber in-die'große Welt wurde der Zögling erst eingeführt, nach¬
dem er seine Studien zurückgelegt.' Er kam an den Hos, und hier öff¬
nete sich it)in' eine neue Welt. - Die Huldigung , wir der man ihm über-.
all entgegenkam, spsmte seine Lebensgeister noch höher.' Aber auch am
Höfe selbst' wurde sür seine Ausbildung noch weitere Sorge getragen.'
.Richelieu giftete die Akademie,- vierzig Männer wurden beauftragt, über


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[0474] sAltigere Erziehung genossen , als die französische Sprache; nicht einmal' die italienische, für die'doch die Papste, die Medicis, die Este hinläng¬ lich gesorgt haben. Als die Literatur in Frankreich noch in den Kin¬ derschuhen war, und ein Fällhäubchen trug, erhielt sie schon dieausgc-' zeichuctsten Lehrer. Es ist bekannt/ daß in Paris die allerälteste Um-^ persieae - Europa's sich befindet, und daß hiedurch diese Stadt frühzeitig ein" entschiedenes Übergewicht für alle wissenschaftlichen Fragen erhielt Natürlich, daß ein Institut, welches-'s>> weithin seinen ÄrMerstreckte, auf die-Literatur/-'die^'zu seinen Füßen eckpor wuchs, einen um so'nach-' tigem-Einfluß' ausübte. So sehen wir demi schön frühzeitig Paris als das Centrum des französischen Schriftwesens. Und da der Ruhm der Pariser/Universität damals namentlich in der scholastischen Disputir- kunst bestand, so finden wir bei dem Kinde, welches unter ihren Augen auswuchs, schon frühzeitig'das Talent der Beredsamkeit sich ausbilden. .Später als der Knabe älter wurde, da erhielt er Unterricht im Griechischen und Lateinischen, da kam Ronsard, Mer vortreffliche Schul¬ meister, dem aber das Unglück Passate, daß man ihn für einen großen Dichter, hielt, Und der deßhalb' von der Nachwelt verspottet wird, dessen BWenste-Mr' nichtsdestoweniger außerordentlich sind. —' Denn 'dieser Non'sM wMes/>der'-d'as'"-GeW d'e't französischen Poesie'd'em classischen Alterthume zuwendete, und den Weg ihr vorzeichnete, den Racine' und' Corneille -so /siegreich, betraten. Nachdem nun. dieser Ronsard, dem, jun¬ gen Zögling ein? hinlängliche Quantität Griechisch und Latein einstudirt. hatte, kam.-Malherbe und Dürstete ihm die vom Schulstaub.befleckten Kleider aus//wusch ihm die Dintenflecken. aus dein Gesicht und sagte ii)in, .- daß^er sich von nun an abgewöhnen müsse, lateinische und grie¬ chische Worte, in die Conversation zu mischen,^ weil sich , dieß sür einen wohlerzogenen jungen. Mann nicht schicke. Nun. erst wurde der Jung-. ling in'die große Welt.eingeführt. Zwar, da er. vornehmen Ursprungs, war, 'hatten seine. vornehmen Verwandten ihn während seiner Studien- .M garMlfig/Mf seiner Studierstube steundlich.besucht..- - " " " Aber in-die'große Welt wurde der Zögling erst eingeführt, nach¬ dem er seine Studien zurückgelegt.' Er kam an den Hos, und hier öff¬ nete sich it)in' eine neue Welt. - Die Huldigung , wir der man ihm über-. all entgegenkam, spsmte seine Lebensgeister noch höher.' Aber auch am Höfe selbst' wurde sür seine Ausbildung noch weitere Sorge getragen.' .Richelieu giftete die Akademie,- vierzig Männer wurden beauftragt, über

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/474>, abgerufen am 04.07.2024.