Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.- '-Ael Hofe war Meß so viel von diesen Wunderkindern gesprochen Durch die große Gunst des Herzogs von Chartres wurde Leopold , Bei dein Eintreten dieser Personen befanden sich Seine Majestät 62"
- '-Ael Hofe war Meß so viel von diesen Wunderkindern gesprochen Durch die große Gunst des Herzogs von Chartres wurde Leopold , Bei dein Eintreten dieser Personen befanden sich Seine Majestät 62»
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0467" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/267680"/> <p xml:id="ID_1655"> - '-Ael Hofe war Meß so viel von diesen Wunderkindern gesprochen<lb/> Wördett, daß der König sie zu sehen wünschte/M erlaube, daß man<lb/> sie nach Versailles bringe. Dieses wichtige- Ereigniß schob sich indeß<lb/> etwas lange hinaus, denn mit der Einwilligung Ludwig des Fünfzehn¬<lb/> ten war es'nicht abgethan. Sie müßten-erst warten, bis der königl.<lb/> Kämmerer darüber mit dem Großhostneister gesprochen, der Großhof-<lb/> m'elfter mit einem ^r vier ersten Edelleute und dieser wieder mit dem<lb/> Ober - Musikintendanten. Erst' nachdem alle diese Formalitäten erfüllt<lb/> waren, konnte sich Leopold Mozart mit seinen Kindern auf die> Reise<lb/> nach Versailles begeben.. Der kleine Wolfgang erhielt eine Hof-Uni-<lb/> form> in welcher er allerliebst als Kapellmeisterchen in Miniatur sich<lb/> ausnahm; seine Schwester wurde gleichfalls hofmäßig- ausgestattet, und<lb/> bewies-durch ihre Zierlichkeit, daß eine kleine Salzburger Bärgerm in"<lb/> die Manieren der großen Welt sich wohl' zu schicken wüßte.</p><lb/> <p xml:id="ID_1656"> Durch die große Gunst des Herzogs von Chartres wurde Leopold<lb/> und Wdlfgang Mozart zum Lever des Königs zugelassen. Wie freuten<lb/> sie sich/ Seine allerchristlichste Majestät in den Unterbeinkleidern zu sehen,<lb/> um alle die närrischen Geschichten ihrem ruhigen Salzburg wieder er¬<lb/> zählen zu können. Der König ließ bei seinem Aufwachen nur die Söhne-<lb/> und Enkel von Frankreich, die ersten Kammerhcvren, den Ober-Hofmei¬<lb/> ster, die Beamten der Garderobe und -den ersten Chirurgus in-sein-Ge¬<lb/> mach eintreten - - -' - ' - ' ' - , -</p><lb/> <p xml:id="ID_1657" next="#ID_1658"> , Bei dein Eintreten dieser Personen befanden sich Seine Majestät<lb/> noch immer im Bette. Der erste Kammerdiener goß hierauf dem Kö¬<lb/> nig ^Weingeist auf die Hände, worauf der Ober-Hofmeister das Gebet¬<lb/> buch zum Morgensegen überreichte. Beim Heraussteigen aus dem Bette<lb/> zog ihm ein anderer Kammerdiener die Pantoffeln an, während der<lb/> erste Kammerherr ihm den Schlafrock anlegte. Jetzt erst begann<lb/> das kleine Lever. Der Thürhüter erhielt den Auftrag, alle Diejenigen<lb/> -eintreten zu lassen, welche durch ihr Recht oder durch ihr Amt.hiezu<lb/> befugt waren: die Kabinetssecretäre, die Vorleser, die Intendanten, die<lb/> Aufseher des Silberzeugs. Während dieser Zeit hatte einer der Bar¬<lb/> biere den König rasirt und parfumirt. Jetzt war der Augenblick des<lb/> großen Entrees. Einer der Thürhüter sagte dem ersten Edelmann die<lb/> Namen- der Personen, und der König befahl, sie einzulassen. Diesesmal<lb/> WÄen die beiden Mozart unter den Letztern; eine große Ausnahme, da ge¬<lb/> wöhnlich Leute so niedrigen Rangs hier keinen Zutritt hatten; aber der</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> 62»</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0467]
- '-Ael Hofe war Meß so viel von diesen Wunderkindern gesprochen
Wördett, daß der König sie zu sehen wünschte/M erlaube, daß man
sie nach Versailles bringe. Dieses wichtige- Ereigniß schob sich indeß
etwas lange hinaus, denn mit der Einwilligung Ludwig des Fünfzehn¬
ten war es'nicht abgethan. Sie müßten-erst warten, bis der königl.
Kämmerer darüber mit dem Großhostneister gesprochen, der Großhof-
m'elfter mit einem ^r vier ersten Edelleute und dieser wieder mit dem
Ober - Musikintendanten. Erst' nachdem alle diese Formalitäten erfüllt
waren, konnte sich Leopold Mozart mit seinen Kindern auf die> Reise
nach Versailles begeben.. Der kleine Wolfgang erhielt eine Hof-Uni-
form> in welcher er allerliebst als Kapellmeisterchen in Miniatur sich
ausnahm; seine Schwester wurde gleichfalls hofmäßig- ausgestattet, und
bewies-durch ihre Zierlichkeit, daß eine kleine Salzburger Bärgerm in"
die Manieren der großen Welt sich wohl' zu schicken wüßte.
Durch die große Gunst des Herzogs von Chartres wurde Leopold
und Wdlfgang Mozart zum Lever des Königs zugelassen. Wie freuten
sie sich/ Seine allerchristlichste Majestät in den Unterbeinkleidern zu sehen,
um alle die närrischen Geschichten ihrem ruhigen Salzburg wieder er¬
zählen zu können. Der König ließ bei seinem Aufwachen nur die Söhne-
und Enkel von Frankreich, die ersten Kammerhcvren, den Ober-Hofmei¬
ster, die Beamten der Garderobe und -den ersten Chirurgus in-sein-Ge¬
mach eintreten - - -' - ' - ' ' - , -
, Bei dein Eintreten dieser Personen befanden sich Seine Majestät
noch immer im Bette. Der erste Kammerdiener goß hierauf dem Kö¬
nig ^Weingeist auf die Hände, worauf der Ober-Hofmeister das Gebet¬
buch zum Morgensegen überreichte. Beim Heraussteigen aus dem Bette
zog ihm ein anderer Kammerdiener die Pantoffeln an, während der
erste Kammerherr ihm den Schlafrock anlegte. Jetzt erst begann
das kleine Lever. Der Thürhüter erhielt den Auftrag, alle Diejenigen
-eintreten zu lassen, welche durch ihr Recht oder durch ihr Amt.hiezu
befugt waren: die Kabinetssecretäre, die Vorleser, die Intendanten, die
Aufseher des Silberzeugs. Während dieser Zeit hatte einer der Bar¬
biere den König rasirt und parfumirt. Jetzt war der Augenblick des
großen Entrees. Einer der Thürhüter sagte dem ersten Edelmann die
Namen- der Personen, und der König befahl, sie einzulassen. Diesesmal
WÄen die beiden Mozart unter den Letztern; eine große Ausnahme, da ge¬
wöhnlich Leute so niedrigen Rangs hier keinen Zutritt hatten; aber der
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