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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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- '/ ,/Was verlangt Ihr mein Vater," antwortete er, "daß ein Fran¬
zose auf mich als einen Sclaven niedersehe?' Der Gedanke allein läßt
mich vergehen vor Schema. ' Nein -- nein, nie!' Euer-Befehl, Eure
Bitte selbst ist nutzlos, ich werde es nicht thun."' -'

Zwei Thränen glänzten auf den eingefallenen Wangen des alten
Grafen.'> Der eigenthümliche Ausdruck seiner Züge ließ den Ritter
zweifeln-, ob ihn Freude oder Schmerz erfüllte, denn ein tröstliches Lä¬
cheln schien auf seinem Antlitz zu schweben. ^ ' , >

Robert ward durch die Thränen seines Vaters tief ergriffen...---
Er rief wie wahnsinnig:

,/Verstoßet -- verflucht mich, o mein Fürst und Vater, aber ich
schwör' Euch bei dem allmächtigen Gott, daß ich nie vor einem Fran¬
zosen Griechen oder, mich bücken werde; ich werde Eurem Gebot nicht
gHorchen.". - M- HHM-MK
'

^ Es würde zu , weit führen, .wollten wir die ganzeSeine biet,', voll¬
ständig wiedergeben. Der alte Graf wurde von der edlen Ritterlichkeit
seines., Sohnes selbst so gerührt, daß er-ihn mit Freudenthränen um-
cirrate und ihm erlaubte, während er selbst seiner Tochter wegen.seine
Kniee- vor dem Könige von Frankreich beugen werde, das, Haupt auf¬
recht zu halten/.auf daß der Graf, der nach "ihm kommen werde, frei
von Tadel und Schande sei.

.",,, Der,alte Graf mit einem Gefolge von - Rittern reistwirklich an
den Hof zu Comviegne. Karl von Valois, als einstweiliger Statthal¬
ter Flanderns,, hat, ihnen freies Geleit zugesagt.,/ Auf seinen, Rath hatte
mannen Zeitpunkt gewählt, wo'die Gemahlin Philipps, Johanna von
Navarra, die,den Flamändern ewigen Haß geschworen hatte, sich,zu
Paris befand. Anfangs geht Alles nach Wunsch; Philipp nimmt die
'Bittende:: gnädig, auf, und,bescheidet sie auf den folgenden Tag an sei¬
nen Hof, um seine Entschließung zu vernehmen.

,, Mittlerweile aber hatte Chatillon.der Königin sowie dem Staats¬
minister Enguermnd de Marignp Nachricht von der Unternehmung ge¬
geben, und die in Eile angekommene Johanna wendet' allen-Einfluß
an,' den König von seinem Entschlüsse abzubringen', ja>- sie droht ihm
sogar, im Weigerungsfalle, sich in ihr Königreich Navarra zurückzu¬
ziehen, und ihn in dem ausgesogenen Frankreich seinem Schicksale zu
überlassen, während sie die Unterwerfung des-reichen Flanderns als daS
Einzige -Mittel, sich aus seinen drückenden Fina'nzzuständen zu retten,
darstellt.- - >'-'''-'


- '/ ,/Was verlangt Ihr mein Vater," antwortete er, „daß ein Fran¬
zose auf mich als einen Sclaven niedersehe?' Der Gedanke allein läßt
mich vergehen vor Schema. ' Nein — nein, nie!' Euer-Befehl, Eure
Bitte selbst ist nutzlos, ich werde es nicht thun.«' -'

Zwei Thränen glänzten auf den eingefallenen Wangen des alten
Grafen.'> Der eigenthümliche Ausdruck seiner Züge ließ den Ritter
zweifeln-, ob ihn Freude oder Schmerz erfüllte, denn ein tröstliches Lä¬
cheln schien auf seinem Antlitz zu schweben. ^ ' , >

Robert ward durch die Thränen seines Vaters tief ergriffen...—-
Er rief wie wahnsinnig:

,/Verstoßet — verflucht mich, o mein Fürst und Vater, aber ich
schwör' Euch bei dem allmächtigen Gott, daß ich nie vor einem Fran¬
zosen Griechen oder, mich bücken werde; ich werde Eurem Gebot nicht
gHorchen.«. - M- HHM-MK
'

^ Es würde zu , weit führen, .wollten wir die ganzeSeine biet,', voll¬
ständig wiedergeben. Der alte Graf wurde von der edlen Ritterlichkeit
seines., Sohnes selbst so gerührt, daß er-ihn mit Freudenthränen um-
cirrate und ihm erlaubte, während er selbst seiner Tochter wegen.seine
Kniee- vor dem Könige von Frankreich beugen werde, das, Haupt auf¬
recht zu halten/.auf daß der Graf, der nach „ihm kommen werde, frei
von Tadel und Schande sei.

.„,,, Der,alte Graf mit einem Gefolge von - Rittern reistwirklich an
den Hof zu Comviegne. Karl von Valois, als einstweiliger Statthal¬
ter Flanderns,, hat, ihnen freies Geleit zugesagt.,/ Auf seinen, Rath hatte
mannen Zeitpunkt gewählt, wo'die Gemahlin Philipps, Johanna von
Navarra, die,den Flamändern ewigen Haß geschworen hatte, sich,zu
Paris befand. Anfangs geht Alles nach Wunsch; Philipp nimmt die
'Bittende:: gnädig, auf, und,bescheidet sie auf den folgenden Tag an sei¬
nen Hof, um seine Entschließung zu vernehmen.

,, Mittlerweile aber hatte Chatillon.der Königin sowie dem Staats¬
minister Enguermnd de Marignp Nachricht von der Unternehmung ge¬
geben, und die in Eile angekommene Johanna wendet' allen-Einfluß
an,' den König von seinem Entschlüsse abzubringen', ja>- sie droht ihm
sogar, im Weigerungsfalle, sich in ihr Königreich Navarra zurückzu¬
ziehen, und ihn in dem ausgesogenen Frankreich seinem Schicksale zu
überlassen, während sie die Unterwerfung des-reichen Flanderns als daS
Einzige -Mittel, sich aus seinen drückenden Fina'nzzuständen zu retten,
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/437>, abgerufen am 23.07.2024.