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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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lcnjagd,, in dem,großen Zuge als der letzte der Meer, der den Frau¬
enzimmern zunächst reitet. ^ , ' , '' '
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- "Sicherwarunter ihnen ein liebes Bild, das sein Herz ein einem
Leitbande hielt, denn man sah auf seinem Gesichte' ein zierliches Lächeln
erscheinen, so, oft er sein Haupt zu den Frauen wendete."

Es ist Machilde, der im Verlaufe der Jagd sich Adolfnähert, um
die von ihrem Falken gejagte Schnepfe eins ihrer Hand zu nehmen.
Sie aber giebt dieselbe ihren Knappen. Der angebotene Dienst scheint
ihr lästig. "Herr von Neuland," sprach sie stammelnd, //ich achte Ew.
Edlen zu''hoch, und mag solchen Diener nicht Haben." ' '

. Der 80jährige Veit, der Großvater Mathildens, fordert seinen
Sohn Robert von Bethune auf, ihn mit seinen Vasallen nach Com-
piegne'zu begleiten, um sich nach dem Rathe Karls von Valois' mit
ihm-dem Könige Philipp zu Füßen zu werfen, und dadurch die Herr¬
schaft über Flandern zu behalten, und die Freiheit von Guido's Toch¬
ter, Philippe, zu erlangen. >' ,

//Ich?" rief Robert wüthend, "ich einen Fußfall thun? Nein?
lieber tausendfachen Tod erleiden. -- Was! Soll der Löwe von Flan¬
dern das Haupt bücken vor einem Franzosen, einem Falschmünzer
einem Meineidigen?!.... Nie komme diese Schande über mein
Wappen. Vor' einem Fremdling mich bücken! -- Ich? Ihr kennt
Einen Sohn nicht, mein Vater.", ' >- , ,-,>,

,/Robert," entgegnete Veit kaltblütig, "der Wille Eures Vaters
ist ein Gesetz, das Ihr , acht übertreten werdet. -- Ich will es!"

"Nein," rief Robert nochmals, "der Löwe von Flandern zerfleischt,
aber er streichelt nicht. Gott allein und Ihr, mein Vater, habt mein
Haupt gebogen gesehn, und, ich bitte den Ewigen/mich mit seinem Blitze
zu zerschlagen, wenn ich es vor einem andern Menschen auf der Erde
beugen werde."

.'"Aber Robert," entgegnete der Vater, "habt Ihr kein Mitleiden
mit, mir, mit Eurer unglückseligen, Schwester Philippe, mit Euerm Va¬
terlande, daß Ihr das einzige Mittel, das uns retten kann, verwerfe?"
' , Robert, von Schmerz und Zorn ergriffen, rang seine Hände mit
ungestümer Leidenschaft.



Es ist bekannt, daß Philipp der Schöne sich oft in Geldnotv befand, und
nicht nur das Land übermäßig belastete, sondern auch schlechtes Geld prägte,
woher er im' Volke den Namen Falschmünzer erhielt.

lcnjagd,, in dem,großen Zuge als der letzte der Meer, der den Frau¬
enzimmern zunächst reitet. ^ , ' , '' '
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- "Sicherwarunter ihnen ein liebes Bild, das sein Herz ein einem
Leitbande hielt, denn man sah auf seinem Gesichte' ein zierliches Lächeln
erscheinen, so, oft er sein Haupt zu den Frauen wendete."

Es ist Machilde, der im Verlaufe der Jagd sich Adolfnähert, um
die von ihrem Falken gejagte Schnepfe eins ihrer Hand zu nehmen.
Sie aber giebt dieselbe ihren Knappen. Der angebotene Dienst scheint
ihr lästig. "Herr von Neuland," sprach sie stammelnd, //ich achte Ew.
Edlen zu''hoch, und mag solchen Diener nicht Haben." ' '

. Der 80jährige Veit, der Großvater Mathildens, fordert seinen
Sohn Robert von Bethune auf, ihn mit seinen Vasallen nach Com-
piegne'zu begleiten, um sich nach dem Rathe Karls von Valois' mit
ihm-dem Könige Philipp zu Füßen zu werfen, und dadurch die Herr¬
schaft über Flandern zu behalten, und die Freiheit von Guido's Toch¬
ter, Philippe, zu erlangen. >' ,

//Ich?" rief Robert wüthend, "ich einen Fußfall thun? Nein?
lieber tausendfachen Tod erleiden. — Was! Soll der Löwe von Flan¬
dern das Haupt bücken vor einem Franzosen, einem Falschmünzer
einem Meineidigen?!.... Nie komme diese Schande über mein
Wappen. Vor' einem Fremdling mich bücken! — Ich? Ihr kennt
Einen Sohn nicht, mein Vater.", ' >- , ,-,>,

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ist ein Gesetz, das Ihr , acht übertreten werdet. — Ich will es!"

"Nein," rief Robert nochmals, "der Löwe von Flandern zerfleischt,
aber er streichelt nicht. Gott allein und Ihr, mein Vater, habt mein
Haupt gebogen gesehn, und, ich bitte den Ewigen/mich mit seinem Blitze
zu zerschlagen, wenn ich es vor einem andern Menschen auf der Erde
beugen werde."

.'"Aber Robert," entgegnete der Vater, "habt Ihr kein Mitleiden
mit, mir, mit Eurer unglückseligen, Schwester Philippe, mit Euerm Va¬
terlande, daß Ihr das einzige Mittel, das uns retten kann, verwerfe?"
' , Robert, von Schmerz und Zorn ergriffen, rang seine Hände mit
ungestümer Leidenschaft.



Es ist bekannt, daß Philipp der Schöne sich oft in Geldnotv befand, und
nicht nur das Land übermäßig belastete, sondern auch schlechtes Geld prägte,
woher er im' Volke den Namen Falschmünzer erhielt.
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[0436] lcnjagd,, in dem,großen Zuge als der letzte der Meer, der den Frau¬ enzimmern zunächst reitet. ^ , ' , '' ' "' - "Sicherwarunter ihnen ein liebes Bild, das sein Herz ein einem Leitbande hielt, denn man sah auf seinem Gesichte' ein zierliches Lächeln erscheinen, so, oft er sein Haupt zu den Frauen wendete." Es ist Machilde, der im Verlaufe der Jagd sich Adolfnähert, um die von ihrem Falken gejagte Schnepfe eins ihrer Hand zu nehmen. Sie aber giebt dieselbe ihren Knappen. Der angebotene Dienst scheint ihr lästig. "Herr von Neuland," sprach sie stammelnd, //ich achte Ew. Edlen zu''hoch, und mag solchen Diener nicht Haben." ' ' . Der 80jährige Veit, der Großvater Mathildens, fordert seinen Sohn Robert von Bethune auf, ihn mit seinen Vasallen nach Com- piegne'zu begleiten, um sich nach dem Rathe Karls von Valois' mit ihm-dem Könige Philipp zu Füßen zu werfen, und dadurch die Herr¬ schaft über Flandern zu behalten, und die Freiheit von Guido's Toch¬ ter, Philippe, zu erlangen. >' , //Ich?" rief Robert wüthend, "ich einen Fußfall thun? Nein? lieber tausendfachen Tod erleiden. — Was! Soll der Löwe von Flan¬ dern das Haupt bücken vor einem Franzosen, einem Falschmünzer einem Meineidigen?!.... Nie komme diese Schande über mein Wappen. Vor' einem Fremdling mich bücken! — Ich? Ihr kennt Einen Sohn nicht, mein Vater.", ' >- , ,-,>, ,/Robert," entgegnete Veit kaltblütig, "der Wille Eures Vaters ist ein Gesetz, das Ihr , acht übertreten werdet. — Ich will es!" "Nein," rief Robert nochmals, "der Löwe von Flandern zerfleischt, aber er streichelt nicht. Gott allein und Ihr, mein Vater, habt mein Haupt gebogen gesehn, und, ich bitte den Ewigen/mich mit seinem Blitze zu zerschlagen, wenn ich es vor einem andern Menschen auf der Erde beugen werde." .'"Aber Robert," entgegnete der Vater, "habt Ihr kein Mitleiden mit, mir, mit Eurer unglückseligen, Schwester Philippe, mit Euerm Va¬ terlande, daß Ihr das einzige Mittel, das uns retten kann, verwerfe?" ' , Robert, von Schmerz und Zorn ergriffen, rang seine Hände mit ungestümer Leidenschaft. Es ist bekannt, daß Philipp der Schöne sich oft in Geldnotv befand, und nicht nur das Land übermäßig belastete, sondern auch schlechtes Geld prägte, woher er im' Volke den Namen Falschmünzer erhielt.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/436>, abgerufen am 23.07.2024.