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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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gonautenzug der Kölner Theatertruppe zu empfangen und in den Cultus des deut¬
schen Gesanges eingeweiht zu werden. Die Grenzboten mögen zittern; sie haben
sich dahinaus verlegt, fern von dein Theatergesumse Deutschlands; sie haben,lyisre
höchsten Interessen im Stiche gelassen, und haben während der neun Monate ihres
Bestehens gar Nichts erwähnt von den Triumphen der Sängern Zwiebelfisch
in Klippenhausen, und von denen deS Schauspielers Donnerbrumin in Kuhschnappel:
sie haben den Altar des Vaterlands verlassen und seinen Göttern den Rucken zu¬
gewendet Nun zittern Sie: es naht die stolze unüberwindliche Flotte: die Armada
geht von Cöln aus unter Segel, und bald wird sie an ihren Küsten landen.*)


X.Z). Z.

Lochet ist der Name eines französischen Schriftstellers, der einen eckelhafter
Roman voll inficirter die menschliche Würde erniedrigender Scenen geschrieben hat:
nom -!<- kamiUe. Die französische Jury hat den Verfasser verurtheilt, und die-
Gerichte haben ihn zu zweijährigem Gefängniß verdammt. Das schlechte Machwerk
wurde confiscire. Die-belgischen Nachdrucker jedoch -- die durch, keine Septem-
bergesche gebunden , sind, haben das Buch vor seiner Confiscation nachgedruckt; die
belgische Regierung hat daher an dieselben eine freundliche im Namen der Sitt¬
lichkeit und der Moral abgefaßte Aufforderung ergehen lassen, dieses Bu h nicht zu
verbreiten. Wir wissen nicht, ob dieser Schritt crfolgreichwar. Da wir aber fürchten
müssen, daß dieses Buch -- eben weil es nicht in Belgien verkauft werden soll
in desto größerer Anzahl nach Deutschland versendet werden dürste, so warnen wir
hiermit die deutschen Lefecirkel und Buchhändler gegen diesen unsaubern Gast...Eben
weil die Freiheit der Presse ein so lMiges Gut ist, das ,w!r, zu,,erringen wünschen,
müssen wir uns vereinen, diejenigen auszustoßen, welche sie entleihen. "

Ein Jahrbuch der Censur wäre keine üble Speculation für einen unterneh.
mentem Buchhändler. Wir würden vor der Hand vorschlagen, jeden Tag die hi¬
storischen Facta und die närrischen Widersprüche einznregistriren, welche auf diefes
Gebiet gehören. Da ist z. B. das Journal des Dübats, welches Feuer und Flam¬
men gegen die spanische Jury speit, weil sie ein Journal, welches einen in der
ThatschmählichenArtikelgegenLouisPhilipp enthielt, freigesprochen hat. Der Artikel
spricht von dem König der Franzosen, wie von einem Mörder. Was ".thut das
DÄats? um zu zeigen, wie verbrecherisch die Aeußerungen des spanischen Journals
waren, druckt es den, ganzen Artikel ab. Natürlicherweise ist dieser Artikel nur
Wasser auf die Mühle der Opposttionöpresse, die nun schadenfroh dem Debats ei¬
nen Artikel entlehnt, den sie, wenn er von ihr selbst im Original ausgegangen


Anm. d. Red.

wenn sie nicht mit der Eisenbahn kommt.

gonautenzug der Kölner Theatertruppe zu empfangen und in den Cultus des deut¬
schen Gesanges eingeweiht zu werden. Die Grenzboten mögen zittern; sie haben
sich dahinaus verlegt, fern von dein Theatergesumse Deutschlands; sie haben,lyisre
höchsten Interessen im Stiche gelassen, und haben während der neun Monate ihres
Bestehens gar Nichts erwähnt von den Triumphen der Sängern Zwiebelfisch
in Klippenhausen, und von denen deS Schauspielers Donnerbrumin in Kuhschnappel:
sie haben den Altar des Vaterlands verlassen und seinen Göttern den Rucken zu¬
gewendet Nun zittern Sie: es naht die stolze unüberwindliche Flotte: die Armada
geht von Cöln aus unter Segel, und bald wird sie an ihren Küsten landen.*)


X.Z). Z.

Lochet ist der Name eines französischen Schriftstellers, der einen eckelhafter
Roman voll inficirter die menschliche Würde erniedrigender Scenen geschrieben hat:
nom -!<- kamiUe. Die französische Jury hat den Verfasser verurtheilt, und die-
Gerichte haben ihn zu zweijährigem Gefängniß verdammt. Das schlechte Machwerk
wurde confiscire. Die-belgischen Nachdrucker jedoch — die durch, keine Septem-
bergesche gebunden , sind, haben das Buch vor seiner Confiscation nachgedruckt; die
belgische Regierung hat daher an dieselben eine freundliche im Namen der Sitt¬
lichkeit und der Moral abgefaßte Aufforderung ergehen lassen, dieses Bu h nicht zu
verbreiten. Wir wissen nicht, ob dieser Schritt crfolgreichwar. Da wir aber fürchten
müssen, daß dieses Buch — eben weil es nicht in Belgien verkauft werden soll
in desto größerer Anzahl nach Deutschland versendet werden dürste, so warnen wir
hiermit die deutschen Lefecirkel und Buchhändler gegen diesen unsaubern Gast...Eben
weil die Freiheit der Presse ein so lMiges Gut ist, das ,w!r, zu,,erringen wünschen,
müssen wir uns vereinen, diejenigen auszustoßen, welche sie entleihen. „

Ein Jahrbuch der Censur wäre keine üble Speculation für einen unterneh.
mentem Buchhändler. Wir würden vor der Hand vorschlagen, jeden Tag die hi¬
storischen Facta und die närrischen Widersprüche einznregistriren, welche auf diefes
Gebiet gehören. Da ist z. B. das Journal des Dübats, welches Feuer und Flam¬
men gegen die spanische Jury speit, weil sie ein Journal, welches einen in der
ThatschmählichenArtikelgegenLouisPhilipp enthielt, freigesprochen hat. Der Artikel
spricht von dem König der Franzosen, wie von einem Mörder. Was ".thut das
DÄats? um zu zeigen, wie verbrecherisch die Aeußerungen des spanischen Journals
waren, druckt es den, ganzen Artikel ab. Natürlicherweise ist dieser Artikel nur
Wasser auf die Mühle der Opposttionöpresse, die nun schadenfroh dem Debats ei¬
nen Artikel entlehnt, den sie, wenn er von ihr selbst im Original ausgegangen


Anm. d. Red.

wenn sie nicht mit der Eisenbahn kommt.
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[0423] gonautenzug der Kölner Theatertruppe zu empfangen und in den Cultus des deut¬ schen Gesanges eingeweiht zu werden. Die Grenzboten mögen zittern; sie haben sich dahinaus verlegt, fern von dein Theatergesumse Deutschlands; sie haben,lyisre höchsten Interessen im Stiche gelassen, und haben während der neun Monate ihres Bestehens gar Nichts erwähnt von den Triumphen der Sängern Zwiebelfisch in Klippenhausen, und von denen deS Schauspielers Donnerbrumin in Kuhschnappel: sie haben den Altar des Vaterlands verlassen und seinen Göttern den Rucken zu¬ gewendet Nun zittern Sie: es naht die stolze unüberwindliche Flotte: die Armada geht von Cöln aus unter Segel, und bald wird sie an ihren Küsten landen.*) X.Z). Z. Lochet ist der Name eines französischen Schriftstellers, der einen eckelhafter Roman voll inficirter die menschliche Würde erniedrigender Scenen geschrieben hat: nom -!<- kamiUe. Die französische Jury hat den Verfasser verurtheilt, und die- Gerichte haben ihn zu zweijährigem Gefängniß verdammt. Das schlechte Machwerk wurde confiscire. Die-belgischen Nachdrucker jedoch — die durch, keine Septem- bergesche gebunden , sind, haben das Buch vor seiner Confiscation nachgedruckt; die belgische Regierung hat daher an dieselben eine freundliche im Namen der Sitt¬ lichkeit und der Moral abgefaßte Aufforderung ergehen lassen, dieses Bu h nicht zu verbreiten. Wir wissen nicht, ob dieser Schritt crfolgreichwar. Da wir aber fürchten müssen, daß dieses Buch — eben weil es nicht in Belgien verkauft werden soll in desto größerer Anzahl nach Deutschland versendet werden dürste, so warnen wir hiermit die deutschen Lefecirkel und Buchhändler gegen diesen unsaubern Gast...Eben weil die Freiheit der Presse ein so lMiges Gut ist, das ,w!r, zu,,erringen wünschen, müssen wir uns vereinen, diejenigen auszustoßen, welche sie entleihen. „ Ein Jahrbuch der Censur wäre keine üble Speculation für einen unterneh. mentem Buchhändler. Wir würden vor der Hand vorschlagen, jeden Tag die hi¬ storischen Facta und die närrischen Widersprüche einznregistriren, welche auf diefes Gebiet gehören. Da ist z. B. das Journal des Dübats, welches Feuer und Flam¬ men gegen die spanische Jury speit, weil sie ein Journal, welches einen in der ThatschmählichenArtikelgegenLouisPhilipp enthielt, freigesprochen hat. Der Artikel spricht von dem König der Franzosen, wie von einem Mörder. Was ".thut das DÄats? um zu zeigen, wie verbrecherisch die Aeußerungen des spanischen Journals waren, druckt es den, ganzen Artikel ab. Natürlicherweise ist dieser Artikel nur Wasser auf die Mühle der Opposttionöpresse, die nun schadenfroh dem Debats ei¬ nen Artikel entlehnt, den sie, wenn er von ihr selbst im Original ausgegangen Anm. d. Red. wenn sie nicht mit der Eisenbahn kommt.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/423>, abgerufen am 22.12.2024.