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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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bezahlte, zu verbieten, weil das kleine Gift seinen Unterthanen schädlich sei; mus/
man nicht diesen Barbarcnkaiscr dazu zwingen, daß er diesen gewinnbringenden
und.für Indien und England unentbehrlichen Tausch erlaubt? Mußte man nicht
Cabul besetzen, um Rußland zuvorzukommen, und muß man nicht jetzt, da sich
Cabul gerechterweise empört, es wiedererobern?' So verleiten sich die Ereignisse
im Leben ber Nationen, und jeder Tag führt eine neue Nothwendigkeit herbei. Wie'
soll also England mit 13 Millionen die Flotte und die Armee unterhalten, glor¬
reich entfernte Kriege führen, und' obendrein noch die Kosten der Syrischen Expedi¬
tion bezahlen? Um so viele Ausgaben zu bestreikn, fehlen- dem Schatz jährlich
noch 2 Millionen. Mein Gott! Höre ich ausrasen, was sind 2 Millionen auf die¬
ses Volk, dessen Reichthum größer ist, als der Venedigs, zur Zeit, da Letzteres den
Levantehandel hatte) und als der Hollands, da dies das Monopol des Pfeffers und
Zinnes besaß, und als der Spaniens/ zur Zeit? als es mit vollen Händen aus
den Goldgruben Mexicos und Perus schöpfte! Und doch vermag heut diese 2 Mil¬
lionen Nichts Herbeizuschaffen, weder die Douane^ diese Henne mit goldnen Eiern,
die zu tödten man sich fürchten muß, noch die Accise, noch die Stempeltare. -Das
Schatzamt hat seine gefährlichen Hülfsquellen erschöpft, und eine jede Vergrößerung'
der schwebenden Schuld würde den Credit erschüttern. Dieses Deficit also -- und
doch ist es nicht sehr groß, etwas über 13 Millionen Thaler -- wird eben- wieder
das- Volk-ausfüllen müssen ; das Land wird in seinen Taschen diese armseligen Paar
Millionen-suchen und zusammenlegen .müssen/ um einen-kleinen Rückstand-von kaum
S Jahren zu decken; öder im Falle, daß nicht), nun so Hat die Regierung' erklärt,
daß sie nicht für die Zukunft fleht. Das also ist. die Frucht so vieler Erwartungen,
so''vieler Eroberungen,' einer so wunderartigen Entwicklung der Industrie und
des Handels, so schöner und fast fabelhafter Erfindungen, einer so gleichmäßigen
Politik und eines bis jetzt ununterbrochenen Glücks! England ' also kann nur, da
es seine Wünsche erreicht und seine Herrschsucht gesättigt, jetzt nach einem Frieden
von 2k) Jahren, der alle seine Wunden geheilt, nicht einmal eine Anleihe von 7 bis
S Millionen machen, die ihm fehlen; und wenn es Lüff Hat, Acre oder Canton zu
beschießen, so muß es erst berechnen, wie viel das Pulver kosten wird'; denn es
findet keine Kapitalisten mehr, die ihm die Kosten zu seinen inFinsterniß verhüllten
Umtrieben vorschießen wollen. Es muß wohl in der That so sein, wie ich Ihnen
Hier sage;- denn zwei einander feindliche Ministerien Haben Hintereinander dieselben
sonderbaren Facta wiederholt: nämlich daß das Deficit seit 6 JaHren sich gleich
bleibt, daß man von der Einnahme nichts erwarten kann, weil ihr Betrag seit zu
langer Zeit derselbe geblieben, daß die Erhöhung von 5 Procent auf den'Eingangs-
Mcn/-nicht einmal ein halb Procent eingebracht, und daß die schwebende Schuld
auf einen solchen Höhepunkt gestiegen, daß eine jede Erschütterung nur Verderben


bezahlte, zu verbieten, weil das kleine Gift seinen Unterthanen schädlich sei; mus/
man nicht diesen Barbarcnkaiscr dazu zwingen, daß er diesen gewinnbringenden
und.für Indien und England unentbehrlichen Tausch erlaubt? Mußte man nicht
Cabul besetzen, um Rußland zuvorzukommen, und muß man nicht jetzt, da sich
Cabul gerechterweise empört, es wiedererobern?' So verleiten sich die Ereignisse
im Leben ber Nationen, und jeder Tag führt eine neue Nothwendigkeit herbei. Wie'
soll also England mit 13 Millionen die Flotte und die Armee unterhalten, glor¬
reich entfernte Kriege führen, und' obendrein noch die Kosten der Syrischen Expedi¬
tion bezahlen? Um so viele Ausgaben zu bestreikn, fehlen- dem Schatz jährlich
noch 2 Millionen. Mein Gott! Höre ich ausrasen, was sind 2 Millionen auf die¬
ses Volk, dessen Reichthum größer ist, als der Venedigs, zur Zeit, da Letzteres den
Levantehandel hatte) und als der Hollands, da dies das Monopol des Pfeffers und
Zinnes besaß, und als der Spaniens/ zur Zeit? als es mit vollen Händen aus
den Goldgruben Mexicos und Perus schöpfte! Und doch vermag heut diese 2 Mil¬
lionen Nichts Herbeizuschaffen, weder die Douane^ diese Henne mit goldnen Eiern,
die zu tödten man sich fürchten muß, noch die Accise, noch die Stempeltare. -Das
Schatzamt hat seine gefährlichen Hülfsquellen erschöpft, und eine jede Vergrößerung'
der schwebenden Schuld würde den Credit erschüttern. Dieses Deficit also — und
doch ist es nicht sehr groß, etwas über 13 Millionen Thaler — wird eben- wieder
das- Volk-ausfüllen müssen ; das Land wird in seinen Taschen diese armseligen Paar
Millionen-suchen und zusammenlegen .müssen/ um einen-kleinen Rückstand-von kaum
S Jahren zu decken; öder im Falle, daß nicht), nun so Hat die Regierung' erklärt,
daß sie nicht für die Zukunft fleht. Das also ist. die Frucht so vieler Erwartungen,
so''vieler Eroberungen,' einer so wunderartigen Entwicklung der Industrie und
des Handels, so schöner und fast fabelhafter Erfindungen, einer so gleichmäßigen
Politik und eines bis jetzt ununterbrochenen Glücks! England ' also kann nur, da
es seine Wünsche erreicht und seine Herrschsucht gesättigt, jetzt nach einem Frieden
von 2k) Jahren, der alle seine Wunden geheilt, nicht einmal eine Anleihe von 7 bis
S Millionen machen, die ihm fehlen; und wenn es Lüff Hat, Acre oder Canton zu
beschießen, so muß es erst berechnen, wie viel das Pulver kosten wird'; denn es
findet keine Kapitalisten mehr, die ihm die Kosten zu seinen inFinsterniß verhüllten
Umtrieben vorschießen wollen. Es muß wohl in der That so sein, wie ich Ihnen
Hier sage;- denn zwei einander feindliche Ministerien Haben Hintereinander dieselben
sonderbaren Facta wiederholt: nämlich daß das Deficit seit 6 JaHren sich gleich
bleibt, daß man von der Einnahme nichts erwarten kann, weil ihr Betrag seit zu
langer Zeit derselbe geblieben, daß die Erhöhung von 5 Procent auf den'Eingangs-
Mcn/-nicht einmal ein halb Procent eingebracht, und daß die schwebende Schuld
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/418>, abgerufen am 02.07.2024.