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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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verwechselt. Ich weiß nicht, , ob die, Humanität oder/die Furcht ein Mittel zur
Cassation zu bieten, ,die-Milde und Nachsicht hervorbrachten/mit welcher der Prä¬
sident, Herr de Pages, die Untersuchung leitete.. So viel ist gewiß, wenn Man die'
Heftigkeit,und-,die Chikanen der Beschuldigten und ihrer' Vertheidiger, gegenüber
der stoischen Höflichkeit und menschenfreundlichen Ruhe dieses Gerichtsbeamten, be¬
trachtete, so erschien Letzterer als ein höherer, Mensch, als eines jener seltenen We¬
sen, an welchen die Leidenschaft machtlos sich zerschellt. In der'That diese Ge¬
richtsverhandlung hatte ihre Poesie, und bei einer höheren dichterischen Begabung,un¬
serer Journalistik wurde man die phantastischen Punkte in diesem- Processe besser
gewürdigt haben. Vergessen wir Madame Vandersmissen nicht "aus dem Stamme
PlantagcnetS," wie sie sagt; eine interessante Figur, diebcsser in den Nahmen einer
Shakspeare'schen, Tragödie paßt als, in die Actenstücke einer Brcibanter Assisenvcr-
handluug. Madame Vandersmissen, die-.Gattin des angeklagten,Generals, ist eine
Engländerinn. ,-,'Sie hat etwas von dem Charakter jener Lady Macbeth, die den
Ehrgeiz ihres Gemahls spornte und zu gefährlichen Thaten trieb. Die Kritiker und
die Schauspielerinnen sind darüber uneinig/ob der Beweggrund der, Lady Macbeths
Liebe zu ihrem ,Gatten oder persönliche, Ehrsucht war. Bei Madame Vandersmissen,
hqben wir nicht gezweifelt. Die Situation dieser, Frau hatte Me Mischung, von-
Rührendem und'Lächerlichen. Die Leidenschaftlichkeit, welche hiefür ihre Familie zeigte,,
nahm für, sie ein, Während das theatralische Pathos ihrer Reden wieder Alles ins,
H,in?orMch",.zog., .OKiOMg, ist -dies',eine,jener exaltirten Naturen^ denen blos-die,
gehörige, Gelegenheit fehlt/um aus den engen Grenzen, -in'wclcheHr Geschlecht sie,
verwiesen, auf die, große Bühne der Weltgeschichte zu treten/Und doch, sonderbar/
nirgends hat Madame Vandersmissen strengere Richter gefunden/als in deir Krei¬
sen ihres eigenen Geschlechts. Wir haben schöne Augen und rothe Lippen in Zorn-
gegen diese Frau glühen und eifern gesehen: so wenig verzeiht das sanfte Geschlecht
die Abtrünnigkeit von seinem stillen Berufe, und darin liegt es, warum die Eman-,
cipationsideen der Sand so viele Bewunderung, und doch so wenig Nachfolge fin¬
den. Der öffentliche Ankläger war viel milder vor dem Tribunal, als die heimli¬
chen Anklägerinnen in ihren'Boudoir's: er hat die, Anklage ,gegen Madame Van¬
dersmissen fallen lassen, und,sie wurde auf freien, Fuß gestellt. ,,,, ' '

Gehen wir nun zu einigen ernsthaften Bemerkungen über. Die Untersuchung,
hat mehrere Einzelnheiten aufgedeckt, die eine nähere Beleuchtung verdienen", So
z. B. hat man in dem Complott die Verbindung der orangistischen Partei mit der
--übrigens inBelgiensehruM
behörde hat den Umstand hervorgehoben, daß der "Patriot- Balge"<das,einzige,re ¬
publikanische Journal Belgiens, und das nur sehr - wenige, Abonnenten zahlt) und/,
der "Messager de Gard," ein orangistischeS Blatt, im October verflossenen Jahres


verwechselt. Ich weiß nicht, , ob die, Humanität oder/die Furcht ein Mittel zur
Cassation zu bieten, ,die-Milde und Nachsicht hervorbrachten/mit welcher der Prä¬
sident, Herr de Pages, die Untersuchung leitete.. So viel ist gewiß, wenn Man die'
Heftigkeit,und-,die Chikanen der Beschuldigten und ihrer' Vertheidiger, gegenüber
der stoischen Höflichkeit und menschenfreundlichen Ruhe dieses Gerichtsbeamten, be¬
trachtete, so erschien Letzterer als ein höherer, Mensch, als eines jener seltenen We¬
sen, an welchen die Leidenschaft machtlos sich zerschellt. In der'That diese Ge¬
richtsverhandlung hatte ihre Poesie, und bei einer höheren dichterischen Begabung,un¬
serer Journalistik wurde man die phantastischen Punkte in diesem- Processe besser
gewürdigt haben. Vergessen wir Madame Vandersmissen nicht »aus dem Stamme
PlantagcnetS,» wie sie sagt; eine interessante Figur, diebcsser in den Nahmen einer
Shakspeare'schen, Tragödie paßt als, in die Actenstücke einer Brcibanter Assisenvcr-
handluug. Madame Vandersmissen, die-.Gattin des angeklagten,Generals, ist eine
Engländerinn. ,-,'Sie hat etwas von dem Charakter jener Lady Macbeth, die den
Ehrgeiz ihres Gemahls spornte und zu gefährlichen Thaten trieb. Die Kritiker und
die Schauspielerinnen sind darüber uneinig/ob der Beweggrund der, Lady Macbeths
Liebe zu ihrem ,Gatten oder persönliche, Ehrsucht war. Bei Madame Vandersmissen,
hqben wir nicht gezweifelt. Die Situation dieser, Frau hatte Me Mischung, von-
Rührendem und'Lächerlichen. Die Leidenschaftlichkeit, welche hiefür ihre Familie zeigte,,
nahm für, sie ein, Während das theatralische Pathos ihrer Reden wieder Alles ins,
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gehörige, Gelegenheit fehlt/um aus den engen Grenzen, -in'wclcheHr Geschlecht sie,
verwiesen, auf die, große Bühne der Weltgeschichte zu treten/Und doch, sonderbar/
nirgends hat Madame Vandersmissen strengere Richter gefunden/als in deir Krei¬
sen ihres eigenen Geschlechts. Wir haben schöne Augen und rothe Lippen in Zorn-
gegen diese Frau glühen und eifern gesehen: so wenig verzeiht das sanfte Geschlecht
die Abtrünnigkeit von seinem stillen Berufe, und darin liegt es, warum die Eman-,
cipationsideen der Sand so viele Bewunderung, und doch so wenig Nachfolge fin¬
den. Der öffentliche Ankläger war viel milder vor dem Tribunal, als die heimli¬
chen Anklägerinnen in ihren'Boudoir's: er hat die, Anklage ,gegen Madame Van¬
dersmissen fallen lassen, und,sie wurde auf freien, Fuß gestellt. ,,,, ' '

Gehen wir nun zu einigen ernsthaften Bemerkungen über. Die Untersuchung,
hat mehrere Einzelnheiten aufgedeckt, die eine nähere Beleuchtung verdienen», So
z. B. hat man in dem Complott die Verbindung der orangistischen Partei mit der
—übrigens inBelgiensehruM
behörde hat den Umstand hervorgehoben, daß der »Patriot- Balge"<das,einzige,re ¬
publikanische Journal Belgiens, und das nur sehr - wenige, Abonnenten zahlt) und/,
der »Messager de Gard," ein orangistischeS Blatt, im October verflossenen Jahres


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/360>, abgerufen am 22.12.2024.