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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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in prahlende" Ausdrücken von einer Volksbewegung gesprochen, deren Ausbruch
nahe bevorstehe, und welcher die Regierung nicht würde widerstehen können, wäh¬
rend, nach der Entdeckung des Complots, dieselben Journale plötzlich ihre Sprache
geändert, und die Idee einer Verschwörung, so wie die von der Staatsbehörde
ausgegangenen Verfolgungen in'S Lächerliche zu ziehen gesucht haben.

,, Nun aber das Eomplot so schmählich geendet, und der Ausspruch der Jury
auch den.verblendetsten Orangistcn die Augen geöffnet, und ihnen gezeigt, wie we¬
nig sie zu hoffen haben, nun fragt es sich, ob in Belgien noch ferner orangistische
Journale bestehen werden? Schon 1339, nach Abschluß des Tractates mit Holland,,
erwartete, man, daß diese Journale, die bekanntlich-niemals Abonnenten genug
gehabt haben, .um ihre Kosten zu decken, eingehen würden. Denn wahrlich das
Haus/Oranien-Nassau steht -zu Belgien in einem ganz andern Verhältnisse als die
Dynastie Karl'S^ Frankreich gegenüber. Letztere kann auf Louis-PhiliPP's Thron
ihrerseits noch Ansprüche machen; Peru sie hat nie ihre Rechte aufgegeben". Der
König von Holland/aber .hat. die. Rechte und die. .Regierung Leopolds feierlich aner¬
kannt. .Auch muß,man,sagen, daß die yrMgistische,-Partei, t" Belgien^ nie, jene
es.evalereske Ergebenheit und Religiöse Anhänglichkeit an , die alte Herrscherfamilie
an den Tag gelegt-hat, durch welche sich die französischen Legitimisten auszeichnen.
Einige getäuschte Ehrgeizige/ einige,in ihren Interessen verletzte. Gewcrbtreibende,
das sind die ganzen Orängisten. Nichtsdestoweniger sind die journalistischen Or-
Wie dieser.Parkes auch, nach. Abschluß,, des -Vertrages. forterschicnenI.,,Jhre Stati¬
stik ist. zwar gliche,schwer :zu entwerfen; seitdem der "IKSustri-I" in Lüttich voriges
Jahr eingegangen, so bestehen'nur noch zwei, der "Mass-iixcr "le'txnncl", der et¬
wa tuo Abonnenten haben.mag, und tzer ..r,^x'° in Brüssel, der ihrer schwerlich
40 zahlt.. Außerdem giebt eS noch ein kleines Sonntagsblatt/das in flämandischer
Sprache erscheint; es heißt ,,"ut Kovenscl" zzi"ä°^ und erscheint in Löwen, über
dessen Mau'ern'" nicht PinauSKmmt, und' dessen Existenz wir nicht kennen"würden,
wenn Ms nicht zufälligerweise bL'einemZ Aufenthalte in Löwen vor einiger Zeit
eine, Nummer dieser Wochenschrift in die Hände gekommen wäre, die durch einen
Artikel voll ckeliger Schmähungen gegen den unglücklichen General Buzcn uns auf¬
fiel. - Im Allgemeinen übertrifft der Ton dieser orangistischcn Journale in Bel¬
gien an Heftigkeit ihrer Opposition selbst das Stärkste der Art, was die republi¬
kanischen und legitimistischen/Journale Frankreichs bieten. Die Ursache liegt darin,
daß , es in Belgien keine Prcßprocesse giebt;, aber der geringe Einfluß, den jeneHef-
tiZkett ausübt, zeigt deutlich, daß die Freiheit der Presse doch nicht so gefährlich ist,
wie es die Gegner derselben auszusprengen bemüht sind.




in prahlende» Ausdrücken von einer Volksbewegung gesprochen, deren Ausbruch
nahe bevorstehe, und welcher die Regierung nicht würde widerstehen können, wäh¬
rend, nach der Entdeckung des Complots, dieselben Journale plötzlich ihre Sprache
geändert, und die Idee einer Verschwörung, so wie die von der Staatsbehörde
ausgegangenen Verfolgungen in'S Lächerliche zu ziehen gesucht haben.

,, Nun aber das Eomplot so schmählich geendet, und der Ausspruch der Jury
auch den.verblendetsten Orangistcn die Augen geöffnet, und ihnen gezeigt, wie we¬
nig sie zu hoffen haben, nun fragt es sich, ob in Belgien noch ferner orangistische
Journale bestehen werden? Schon 1339, nach Abschluß des Tractates mit Holland,,
erwartete, man, daß diese Journale, die bekanntlich-niemals Abonnenten genug
gehabt haben, .um ihre Kosten zu decken, eingehen würden. Denn wahrlich das
Haus/Oranien-Nassau steht -zu Belgien in einem ganz andern Verhältnisse als die
Dynastie Karl'S^ Frankreich gegenüber. Letztere kann auf Louis-PhiliPP's Thron
ihrerseits noch Ansprüche machen; Peru sie hat nie ihre Rechte aufgegeben». Der
König von Holland/aber .hat. die. Rechte und die. .Regierung Leopolds feierlich aner¬
kannt. .Auch muß,man,sagen, daß die yrMgistische,-Partei, t« Belgien^ nie, jene
es.evalereske Ergebenheit und Religiöse Anhänglichkeit an , die alte Herrscherfamilie
an den Tag gelegt-hat, durch welche sich die französischen Legitimisten auszeichnen.
Einige getäuschte Ehrgeizige/ einige,in ihren Interessen verletzte. Gewcrbtreibende,
das sind die ganzen Orängisten. Nichtsdestoweniger sind die journalistischen Or-
Wie dieser.Parkes auch, nach. Abschluß,, des -Vertrages. forterschicnenI.,,Jhre Stati¬
stik ist. zwar gliche,schwer :zu entwerfen; seitdem der „IKSustri-I" in Lüttich voriges
Jahr eingegangen, so bestehen'nur noch zwei, der „Mass-iixcr «le'txnncl", der et¬
wa tuo Abonnenten haben.mag, und tzer ..r,^x'° in Brüssel, der ihrer schwerlich
40 zahlt.. Außerdem giebt eS noch ein kleines Sonntagsblatt/das in flämandischer
Sprache erscheint; es heißt ,,»ut Kovenscl» zzi»ä°^ und erscheint in Löwen, über
dessen Mau'ern'« nicht PinauSKmmt, und' dessen Existenz wir nicht kennen"würden,
wenn Ms nicht zufälligerweise bL'einemZ Aufenthalte in Löwen vor einiger Zeit
eine, Nummer dieser Wochenschrift in die Hände gekommen wäre, die durch einen
Artikel voll ckeliger Schmähungen gegen den unglücklichen General Buzcn uns auf¬
fiel. - Im Allgemeinen übertrifft der Ton dieser orangistischcn Journale in Bel¬
gien an Heftigkeit ihrer Opposition selbst das Stärkste der Art, was die republi¬
kanischen und legitimistischen/Journale Frankreichs bieten. Die Ursache liegt darin,
daß , es in Belgien keine Prcßprocesse giebt;, aber der geringe Einfluß, den jeneHef-
tiZkett ausübt, zeigt deutlich, daß die Freiheit der Presse doch nicht so gefährlich ist,
wie es die Gegner derselben auszusprengen bemüht sind.




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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/361>, abgerufen am 30.06.2024.