Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

Bild:
<< vorherige Seite
Holländische Poesie.



Heemskerk's Seezug nach Gibraltar.
Geb!ehe von U> Bogel-rS,

Unsere holländischen Nachbaren Haben über die meisten europäischen
Nationen den Vortheil/ daß die ruhmwürdigsten Thaten und Unterneh¬
mungen ihrer Geschichte, diejenigen, denen sie ihre Eristenz, als Volk
und Staat, zu danken haben, in lebendiger, naher Erinnerung gegen¬
wärtig und mit dem Volksbewußtsein aufs engste verwebt sind. Die
Seele dieser großartigen Erinnerungen sind Kampf um Unabhängig¬
keit, Bürgertugend und der besonnene kühne Heldensinn des Seefahrers
>-- fürwahr ein schönes Feld für Gesang, für Malerei, für jede na¬
tionale Kunst. Wenn die Malerei bei den Holländern, im Fach der
Historie, sich im Rückstände befindet, so reicht sie doch, als Darstellerin
der See und der mit den Elementen oder mit feindlichen Geschwadern
kämpfenden Flotten, der Poesie die Hand, um mit ihr den Kreis eines ^
öffentlichen Kunstlebens zu erfüllen. Die holländische Geschichte ist '
namentlich für kürzere erzählende Gedichte geeignet, welche, in kleinerm
Rahmen, den entscheidenden Sieg, den Hauptschlag eines Krieges vor¬
tragen, Momente, in denen sich die ganze Größe eines historischen Cha¬
rakters zusammendrängt. Denn die ausführlichen Schilderungen der
Zeiten, der Sitten, die Zeichnung des Privatlebens, die stillere Thätig¬
keit des Bürgers und Staatsmannes, Alles was einen ruhigen gemes¬
senen Fortgang nimmt, Charaktere der öffentlichen Welt, die durch Wahl
der Mittel, durch Ausdauer und Gewandtheit in Zeiten der Parteiung



5) Aus dem Niederländischen übertragen von F. W. v. Mauvillon. Eine
von der Holländischen Gesellschaft für schöne Künste und Wissenschaften ge¬
krönte Preisschrift, Rotterdam, Verlag von Adolph Baedeker.
Holländische Poesie.



Heemskerk's Seezug nach Gibraltar.
Geb!ehe von U> Bogel-rS,

Unsere holländischen Nachbaren Haben über die meisten europäischen
Nationen den Vortheil/ daß die ruhmwürdigsten Thaten und Unterneh¬
mungen ihrer Geschichte, diejenigen, denen sie ihre Eristenz, als Volk
und Staat, zu danken haben, in lebendiger, naher Erinnerung gegen¬
wärtig und mit dem Volksbewußtsein aufs engste verwebt sind. Die
Seele dieser großartigen Erinnerungen sind Kampf um Unabhängig¬
keit, Bürgertugend und der besonnene kühne Heldensinn des Seefahrers
>— fürwahr ein schönes Feld für Gesang, für Malerei, für jede na¬
tionale Kunst. Wenn die Malerei bei den Holländern, im Fach der
Historie, sich im Rückstände befindet, so reicht sie doch, als Darstellerin
der See und der mit den Elementen oder mit feindlichen Geschwadern
kämpfenden Flotten, der Poesie die Hand, um mit ihr den Kreis eines ^
öffentlichen Kunstlebens zu erfüllen. Die holländische Geschichte ist '
namentlich für kürzere erzählende Gedichte geeignet, welche, in kleinerm
Rahmen, den entscheidenden Sieg, den Hauptschlag eines Krieges vor¬
tragen, Momente, in denen sich die ganze Größe eines historischen Cha¬
rakters zusammendrängt. Denn die ausführlichen Schilderungen der
Zeiten, der Sitten, die Zeichnung des Privatlebens, die stillere Thätig¬
keit des Bürgers und Staatsmannes, Alles was einen ruhigen gemes¬
senen Fortgang nimmt, Charaktere der öffentlichen Welt, die durch Wahl
der Mittel, durch Ausdauer und Gewandtheit in Zeiten der Parteiung



5) Aus dem Niederländischen übertragen von F. W. v. Mauvillon. Eine
von der Holländischen Gesellschaft für schöne Künste und Wissenschaften ge¬
krönte Preisschrift, Rotterdam, Verlag von Adolph Baedeker.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0352" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/267565"/>
          </div>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Holländische Poesie.</head><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <div n="2">
            <head> Heemskerk's Seezug nach Gibraltar.<lb/><note type="byline"> Geb!ehe von U&gt; Bogel-rS,</note></head><lb/>
            <p xml:id="ID_1332" next="#ID_1333"> Unsere holländischen Nachbaren Haben über die meisten europäischen<lb/>
Nationen den Vortheil/ daß die ruhmwürdigsten Thaten und Unterneh¬<lb/>
mungen ihrer Geschichte, diejenigen, denen sie ihre Eristenz, als Volk<lb/>
und Staat, zu danken haben, in lebendiger, naher Erinnerung gegen¬<lb/>
wärtig und mit dem Volksbewußtsein aufs engste verwebt sind. Die<lb/>
Seele dieser großartigen Erinnerungen sind Kampf um Unabhängig¬<lb/>
keit, Bürgertugend und der besonnene kühne Heldensinn des Seefahrers<lb/>
&gt;&#x2014; fürwahr ein schönes Feld für Gesang, für Malerei, für jede na¬<lb/>
tionale Kunst. Wenn die Malerei bei den Holländern, im Fach der<lb/>
Historie, sich im Rückstände befindet, so reicht sie doch, als Darstellerin<lb/>
der See und der mit den Elementen oder mit feindlichen Geschwadern<lb/>
kämpfenden Flotten, der Poesie die Hand, um mit ihr den Kreis eines ^<lb/>
öffentlichen Kunstlebens zu erfüllen. Die holländische Geschichte ist '<lb/>
namentlich für kürzere erzählende Gedichte geeignet, welche, in kleinerm<lb/>
Rahmen, den entscheidenden Sieg, den Hauptschlag eines Krieges vor¬<lb/>
tragen, Momente, in denen sich die ganze Größe eines historischen Cha¬<lb/>
rakters zusammendrängt. Denn die ausführlichen Schilderungen der<lb/>
Zeiten, der Sitten, die Zeichnung des Privatlebens, die stillere Thätig¬<lb/>
keit des Bürgers und Staatsmannes, Alles was einen ruhigen gemes¬<lb/>
senen Fortgang nimmt, Charaktere der öffentlichen Welt, die durch Wahl<lb/>
der Mittel, durch Ausdauer und Gewandtheit in Zeiten der Parteiung</p><lb/>
            <note xml:id="FID_15" place="foot"> 5) Aus dem Niederländischen übertragen von F. W. v. Mauvillon. Eine<lb/>
von der Holländischen Gesellschaft für schöne Künste und Wissenschaften ge¬<lb/>
krönte Preisschrift, Rotterdam, Verlag von Adolph Baedeker.</note><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0352] Holländische Poesie. Heemskerk's Seezug nach Gibraltar. Geb!ehe von U> Bogel-rS, Unsere holländischen Nachbaren Haben über die meisten europäischen Nationen den Vortheil/ daß die ruhmwürdigsten Thaten und Unterneh¬ mungen ihrer Geschichte, diejenigen, denen sie ihre Eristenz, als Volk und Staat, zu danken haben, in lebendiger, naher Erinnerung gegen¬ wärtig und mit dem Volksbewußtsein aufs engste verwebt sind. Die Seele dieser großartigen Erinnerungen sind Kampf um Unabhängig¬ keit, Bürgertugend und der besonnene kühne Heldensinn des Seefahrers >— fürwahr ein schönes Feld für Gesang, für Malerei, für jede na¬ tionale Kunst. Wenn die Malerei bei den Holländern, im Fach der Historie, sich im Rückstände befindet, so reicht sie doch, als Darstellerin der See und der mit den Elementen oder mit feindlichen Geschwadern kämpfenden Flotten, der Poesie die Hand, um mit ihr den Kreis eines ^ öffentlichen Kunstlebens zu erfüllen. Die holländische Geschichte ist ' namentlich für kürzere erzählende Gedichte geeignet, welche, in kleinerm Rahmen, den entscheidenden Sieg, den Hauptschlag eines Krieges vor¬ tragen, Momente, in denen sich die ganze Größe eines historischen Cha¬ rakters zusammendrängt. Denn die ausführlichen Schilderungen der Zeiten, der Sitten, die Zeichnung des Privatlebens, die stillere Thätig¬ keit des Bürgers und Staatsmannes, Alles was einen ruhigen gemes¬ senen Fortgang nimmt, Charaktere der öffentlichen Welt, die durch Wahl der Mittel, durch Ausdauer und Gewandtheit in Zeiten der Parteiung 5) Aus dem Niederländischen übertragen von F. W. v. Mauvillon. Eine von der Holländischen Gesellschaft für schöne Künste und Wissenschaften ge¬ krönte Preisschrift, Rotterdam, Verlag von Adolph Baedeker.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/352
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/352>, abgerufen am 04.07.2024.