Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

Bild:
<< vorherige Seite

Ihr jene den'ge Gabe noch, so nehmt
Sie Hier als Zeug' aus meiner Hand.

(Er Übersicht ihr ein kleines Kreuz,)

Mcirgaretha. Beim Himmel!
Es ist dasselbe Kreuz, mit dem den Knaben
Ich einst beschenkte. Redet weiter, weiter!

Pilger. Denkt Ihr der Stunde noch, als Ihr die Nachricht
Von Eures Bruders Clarence Tod empfingt?
Der kleine Richard saß auf Eurem Schooße,
Als Gloster mit verzerrtem Munde Euch
Die Mähr' gebracht. Im Zorne schleudert Ihr
Den Knaben von Euch, auf den Marmorboven
Stürzt er dahin und auf der blut'gen Stirne
Blieb eine tieft Narbe, schwer geheilt,
Gleich einem Warnungszeichen eingegraben.

Margarethe-. O falscher Gloster, Brudermörder!
Wohl eine Mahnung war's der blut'gen Zukunft;
Gleich einem Feuerzeichen deckte sie
Die ahnungslose Stirn des theuren Knaben.
'

P

tniedeckliicend und den Kopf zurückbeugend.)
ilger Gedenkt Ihr dieses Zeichens
noch?

Margarethe Allmächtiger!
Wie soll ich's fassen? Ihr wärt Du wärst Richard?
Nein, nein -- und doch -- die Zeichen treffen zu.

(In höchster Aufregung
' Mir schwindelt. ^ .
Höre mich, o Pilger!
Wenn dieses Kleid ein christlich Herz umschließt,
Dieß Aug' nicht gleicht dem Krokodilenblicke,
So hab' Erbarmen mit dem Weibe. Wahrheit!
Nur einen Splitter Wahrheit schenke mir.
Bei den Gebeinen jener, die Dir einst
Das Leben gaben, vor dem Angesicht
Des Mittlers, das uns zugewendet ist
In dieser Stunde, schwöre, bist Du jener
Erdfloh'ne Knabe? Bist Du Richard York?

Pilger. O zweifelt länger nicht, des frommen Spruchs
Gedenk' ich tief in diesem Augenblick,
Dal Ihr den Knaben selber einst gelehrt:


Ihr jene den'ge Gabe noch, so nehmt
Sie Hier als Zeug' aus meiner Hand.

(Er Übersicht ihr ein kleines Kreuz,)

Mcirgaretha. Beim Himmel!
Es ist dasselbe Kreuz, mit dem den Knaben
Ich einst beschenkte. Redet weiter, weiter!

Pilger. Denkt Ihr der Stunde noch, als Ihr die Nachricht
Von Eures Bruders Clarence Tod empfingt?
Der kleine Richard saß auf Eurem Schooße,
Als Gloster mit verzerrtem Munde Euch
Die Mähr' gebracht. Im Zorne schleudert Ihr
Den Knaben von Euch, auf den Marmorboven
Stürzt er dahin und auf der blut'gen Stirne
Blieb eine tieft Narbe, schwer geheilt,
Gleich einem Warnungszeichen eingegraben.

Margarethe-. O falscher Gloster, Brudermörder!
Wohl eine Mahnung war's der blut'gen Zukunft;
Gleich einem Feuerzeichen deckte sie
Die ahnungslose Stirn des theuren Knaben.
'

P

tniedeckliicend und den Kopf zurückbeugend.)
ilger Gedenkt Ihr dieses Zeichens
noch?

Margarethe Allmächtiger!
Wie soll ich's fassen? Ihr wärt Du wärst Richard?
Nein, nein — und doch — die Zeichen treffen zu.

(In höchster Aufregung
' Mir schwindelt. ^ .
Höre mich, o Pilger!
Wenn dieses Kleid ein christlich Herz umschließt,
Dieß Aug' nicht gleicht dem Krokodilenblicke,
So hab' Erbarmen mit dem Weibe. Wahrheit!
Nur einen Splitter Wahrheit schenke mir.
Bei den Gebeinen jener, die Dir einst
Das Leben gaben, vor dem Angesicht
Des Mittlers, das uns zugewendet ist
In dieser Stunde, schwöre, bist Du jener
Erdfloh'ne Knabe? Bist Du Richard York?

Pilger. O zweifelt länger nicht, des frommen Spruchs
Gedenk' ich tief in diesem Augenblick,
Dal Ihr den Knaben selber einst gelehrt:


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0309" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/267522"/>
            <p xml:id="ID_1184" prev="#ID_1183"> Ihr jene den'ge Gabe noch, so nehmt<lb/>
Sie Hier als Zeug' aus meiner Hand.</p><lb/>
            <stage> (Er Übersicht ihr ein kleines Kreuz,)</stage><lb/>
            <p xml:id="ID_1185"> Mcirgaretha. Beim Himmel!<lb/>
Es ist dasselbe Kreuz, mit dem den Knaben<lb/>
Ich einst beschenkte. Redet weiter, weiter!</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1186"> Pilger.  Denkt Ihr der Stunde noch, als Ihr die Nachricht<lb/>
Von Eures Bruders Clarence Tod empfingt?<lb/>
Der kleine Richard saß auf Eurem Schooße,<lb/>
Als Gloster mit verzerrtem Munde Euch<lb/>
Die Mähr' gebracht. Im Zorne schleudert Ihr<lb/>
Den Knaben von Euch, auf den Marmorboven<lb/>
Stürzt er dahin und auf der blut'gen Stirne<lb/>
Blieb eine tieft Narbe, schwer geheilt,<lb/>
Gleich einem Warnungszeichen eingegraben.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1187"> Margarethe-. O falscher Gloster, Brudermörder!<lb/>
Wohl eine Mahnung war's der blut'gen Zukunft;<lb/>
Gleich einem Feuerzeichen deckte sie<lb/>
Die ahnungslose Stirn des theuren Knaben.<lb/>
'</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1188"> P<stage> tniedeckliicend und den Kopf zurückbeugend.)</stage> ilger Gedenkt Ihr dieses Zeichens<lb/>
noch?</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1189"> Margarethe Allmächtiger!<lb/>
Wie soll ich's fassen? Ihr wärt Du wärst Richard?<lb/>
Nein, nein &#x2014; und doch &#x2014; die Zeichen treffen zu.<lb/><stage> (In höchster Aufregung </stage> ' Mir schwindelt. ^ .<lb/>
Höre mich, o Pilger!<lb/>
Wenn dieses Kleid ein christlich Herz umschließt,<lb/>
Dieß Aug' nicht gleicht dem Krokodilenblicke,<lb/>
So hab' Erbarmen mit dem Weibe. Wahrheit!<lb/>
Nur einen Splitter Wahrheit schenke mir.<lb/>
Bei den Gebeinen jener, die Dir einst<lb/>
Das Leben gaben, vor dem Angesicht<lb/>
Des Mittlers, das uns zugewendet ist<lb/>
In dieser Stunde, schwöre, bist Du jener<lb/>
Erdfloh'ne Knabe? Bist Du Richard York? </p><lb/>
            <p xml:id="ID_1190"> Pilger.  O zweifelt länger nicht, des frommen Spruchs<lb/>
Gedenk' ich tief in diesem Augenblick,<lb/>
Dal Ihr den Knaben selber einst gelehrt:</p><lb/>
            <fw type="sig" place="bottom"/><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0309] Ihr jene den'ge Gabe noch, so nehmt Sie Hier als Zeug' aus meiner Hand. (Er Übersicht ihr ein kleines Kreuz,) Mcirgaretha. Beim Himmel! Es ist dasselbe Kreuz, mit dem den Knaben Ich einst beschenkte. Redet weiter, weiter! Pilger. Denkt Ihr der Stunde noch, als Ihr die Nachricht Von Eures Bruders Clarence Tod empfingt? Der kleine Richard saß auf Eurem Schooße, Als Gloster mit verzerrtem Munde Euch Die Mähr' gebracht. Im Zorne schleudert Ihr Den Knaben von Euch, auf den Marmorboven Stürzt er dahin und auf der blut'gen Stirne Blieb eine tieft Narbe, schwer geheilt, Gleich einem Warnungszeichen eingegraben. Margarethe-. O falscher Gloster, Brudermörder! Wohl eine Mahnung war's der blut'gen Zukunft; Gleich einem Feuerzeichen deckte sie Die ahnungslose Stirn des theuren Knaben. ' P tniedeckliicend und den Kopf zurückbeugend.) ilger Gedenkt Ihr dieses Zeichens noch? Margarethe Allmächtiger! Wie soll ich's fassen? Ihr wärt Du wärst Richard? Nein, nein — und doch — die Zeichen treffen zu. (In höchster Aufregung ' Mir schwindelt. ^ . Höre mich, o Pilger! Wenn dieses Kleid ein christlich Herz umschließt, Dieß Aug' nicht gleicht dem Krokodilenblicke, So hab' Erbarmen mit dem Weibe. Wahrheit! Nur einen Splitter Wahrheit schenke mir. Bei den Gebeinen jener, die Dir einst Das Leben gaben, vor dem Angesicht Des Mittlers, das uns zugewendet ist In dieser Stunde, schwöre, bist Du jener Erdfloh'ne Knabe? Bist Du Richard York? Pilger. O zweifelt länger nicht, des frommen Spruchs Gedenk' ich tief in diesem Augenblick, Dal Ihr den Knaben selber einst gelehrt:

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/309
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/309>, abgerufen am 22.12.2024.