Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.Gluck und Pieeinr. Musikalisches Sittenbild aus dem letzten Viertel des achtzehnten'Jahrhunderts. Wenn die großen Männer unserer Heutigen praktischen Zeit die 37
Gluck und Pieeinr. Musikalisches Sittenbild aus dem letzten Viertel des achtzehnten'Jahrhunderts. Wenn die großen Männer unserer Heutigen praktischen Zeit die 37
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Gluck und Pieeinr.
Musikalisches Sittenbild aus dem letzten Viertel des achtzehnten'Jahrhunderts.
Wenn die großen Männer unserer Heutigen praktischen Zeit die
Erzählung der literarischen Streitigkeiten lesen, welche unsre Vorfahren
beschäftigten, so sicht man ein mitleidiges Lächeln über ihre stolzen Lip¬
pen zucken. Mit Heftigkeit streiten, um dem einen oder dem andern
von zwei Dichtern oder Musikern den Vorrang zu verschaffen, wie när¬
risch ! Wie kann man so unbedeutenden Gegenständen eine solche Wich¬
tigkeit beilegen! Wie kann man Streitigkeiten, deren Grund das Ver¬
dienst eines Künstlers ist, mit den Discussionen vergleichen, die unsre
politischen Versammlungen aufregen; und wie könnten wir an Musik
denken, wo es sich um Eisenbahn-Aktien, um Zollverträge, um Bun¬
destagsbeschlüsse, um Runkelrüben-Interessen, um englische Kindtaufen
und holländische Bekehrungsakte handelt! Zwar kann man nicht läug-
nen, daß es auch in unsren Tagen bärbeißige Leute giebt, deren Geist
an allen Dingen die Schattenseiten aufsucht, und die das, was sie un¬
sere Politik-Manie nennen, nicht mit Spottreden verschonen, und die un¬
barmherzig über gewisse Dinge herfallen, denen wir große Wichtigkeit
beilegen. Wenn man diesen brummigen Leuten zuhört, so streiten wir
oft über Worte, die gar keinen ernsten Sinn enthalten, und erhitzen uns
für Gegenstände, deren Lächerlichkeit wir nicht einsehen. Was nun gar
die großen Männer betrifft, denen heutzutage die Macht gegeben ist,
unsre Sympathieen oder unsren Zorn zu erwecken, — von denen be¬
haupten diese Leute, daß ihnen weit weniger das Recht zuzugestehen sei,
eine geistige Herrschaft über uns auszuüben, als denen, die in früheren
Zeiten dieses Scepter führten. Unsre Leser glauben uns wohl aufs
Wort, daß wir diesen Schmollereien ihren gebührenden Werth geben;
wir sind viel zu sehr ein Kind unsrer Zeit, als daß wir eingestehen
sollten, daß wir, mit der Anmaßung, positiver zu sein, als unsre Va-
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