Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

Bild:
<< vorherige Seite

Folglich empfing auch Mlle. Hallez strengen Befehl, zu spielen. Sie war zur ge"
hörigen Zeit auf ihrem Posten und begann zu singen, aber bald trat das voraus¬
gesagte Resultat ein ; sie war nämlich nicht einmal im Stande, auch nur ihre erste
Arie richtig zu singen, sondern ihre Töne glichen bald Katzengeschrei, bald Fro-
schcngequake. Das Publikum ward böse, pfiff, und es hätte einen ernsthafterer
Sturm gegeben, wenn nicht die Sängerin an die Lampen vorgetreten wäre, und
den Wunsch, die Sache zu erklären, durch Gesten kund gegeben hätte. Mlle. Hal¬
te; erzählte darauf mit einem überzeugenden Tone den ganzen Vorgang. Das
Publikum ging vom Unwillen zum Enthusiasmus über, und verlangte einstimmig,
daß die Vorstellung aufgehoben werden solle. Diesem Wunsche mußte freilich nach¬
gegeben werden'; der Direktor rächte sich aber dafür an Mlle. Hallez. Denn diese
ward in ihrer Loge von einem Polizei-Commlssnir und vier Gendarmen, einer
Berbrccherin gleich, arretirt, mit Handschellen belastet, und ohne daß man ihr er¬
laubte, ihr Theater-Costüme abzulegen, in's Polizei-Gefängniß geführt, wo man
sie in einem erbärmlichen Loche einsperrte, und zwar so, daß sie stehend, mit ge¬
fesselten Handen und Füßen, mit dem Halse auch noch an eine kalte Mauer befe¬
stigt war. An eine Verbindung nach außen hin war natürlich nicht zu denken. In
diesem -fürchterlichen Zustande mußte die arme Sängerin bis zum Mittag des an¬
dern Tages bleiben, wo ihr durch die Verwendung einer hochstehenden Person die
Freiheit wiedergegeben wurde. Und dazu war es die höchste Zeit; denn ein eisiger
Schauer und ein kaltes Fieber hatten sich der Künstlerin bemächtigt, die man in
einem dem Tode nahen Zustande in's Bett brachte. Die Sache endete aber na¬
türlich nicht so, sondern Herr von Montebello, der französische Gesandte, beklagte
sich darüber, 'und dies hatte die unmittelbare Absetzung deö Theater-Direktors, des
NrzteS und des Polizei-Commissairs zur Folge.




, Hciusiecr und Kupferschmied.

Herr Tuckcr, der vor Kurzem zum Gouverneur von Mississippi ernannt wor¬
den ist, und sein Mitbewerber, Herr Sb attuck, waren früher, der erstere Kupfer¬
schmied, der andre Hausirer, wie die Trenton Gazette berichtet. Dies beweist,
daß die beiden Gentlemen, der eine schmiedend, der andre seinen Pack tragend,
ihren Weg gemacht haben.




Druck und Bering deö dcutschni V"laliicomptoivii u> Brennt,

Folglich empfing auch Mlle. Hallez strengen Befehl, zu spielen. Sie war zur ge«
hörigen Zeit auf ihrem Posten und begann zu singen, aber bald trat das voraus¬
gesagte Resultat ein ; sie war nämlich nicht einmal im Stande, auch nur ihre erste
Arie richtig zu singen, sondern ihre Töne glichen bald Katzengeschrei, bald Fro-
schcngequake. Das Publikum ward böse, pfiff, und es hätte einen ernsthafterer
Sturm gegeben, wenn nicht die Sängerin an die Lampen vorgetreten wäre, und
den Wunsch, die Sache zu erklären, durch Gesten kund gegeben hätte. Mlle. Hal¬
te; erzählte darauf mit einem überzeugenden Tone den ganzen Vorgang. Das
Publikum ging vom Unwillen zum Enthusiasmus über, und verlangte einstimmig,
daß die Vorstellung aufgehoben werden solle. Diesem Wunsche mußte freilich nach¬
gegeben werden'; der Direktor rächte sich aber dafür an Mlle. Hallez. Denn diese
ward in ihrer Loge von einem Polizei-Commlssnir und vier Gendarmen, einer
Berbrccherin gleich, arretirt, mit Handschellen belastet, und ohne daß man ihr er¬
laubte, ihr Theater-Costüme abzulegen, in's Polizei-Gefängniß geführt, wo man
sie in einem erbärmlichen Loche einsperrte, und zwar so, daß sie stehend, mit ge¬
fesselten Handen und Füßen, mit dem Halse auch noch an eine kalte Mauer befe¬
stigt war. An eine Verbindung nach außen hin war natürlich nicht zu denken. In
diesem -fürchterlichen Zustande mußte die arme Sängerin bis zum Mittag des an¬
dern Tages bleiben, wo ihr durch die Verwendung einer hochstehenden Person die
Freiheit wiedergegeben wurde. Und dazu war es die höchste Zeit; denn ein eisiger
Schauer und ein kaltes Fieber hatten sich der Künstlerin bemächtigt, die man in
einem dem Tode nahen Zustande in's Bett brachte. Die Sache endete aber na¬
türlich nicht so, sondern Herr von Montebello, der französische Gesandte, beklagte
sich darüber, 'und dies hatte die unmittelbare Absetzung deö Theater-Direktors, des
NrzteS und des Polizei-Commissairs zur Folge.




, Hciusiecr und Kupferschmied.

Herr Tuckcr, der vor Kurzem zum Gouverneur von Mississippi ernannt wor¬
den ist, und sein Mitbewerber, Herr Sb attuck, waren früher, der erstere Kupfer¬
schmied, der andre Hausirer, wie die Trenton Gazette berichtet. Dies beweist,
daß die beiden Gentlemen, der eine schmiedend, der andre seinen Pack tragend,
ihren Weg gemacht haben.




Druck und Bering deö dcutschni V»laliicomptoivii u> Brennt,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0263" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/267477"/>
            <p xml:id="ID_1068" prev="#ID_1067"> Folglich empfing auch Mlle. Hallez strengen Befehl, zu spielen. Sie war zur ge«<lb/>
hörigen Zeit auf ihrem Posten und begann zu singen, aber bald trat das voraus¬<lb/>
gesagte Resultat ein ; sie war nämlich nicht einmal im Stande, auch nur ihre erste<lb/>
Arie richtig zu singen, sondern ihre Töne glichen bald Katzengeschrei, bald Fro-<lb/>
schcngequake. Das Publikum ward böse, pfiff, und es hätte einen ernsthafterer<lb/>
Sturm gegeben, wenn nicht die Sängerin an die Lampen vorgetreten wäre, und<lb/>
den Wunsch, die Sache zu erklären, durch Gesten kund gegeben hätte. Mlle. Hal¬<lb/>
te; erzählte darauf mit einem überzeugenden Tone den ganzen Vorgang. Das<lb/>
Publikum ging vom Unwillen zum Enthusiasmus über, und verlangte einstimmig,<lb/>
daß die Vorstellung aufgehoben werden solle. Diesem Wunsche mußte freilich nach¬<lb/>
gegeben werden'; der Direktor rächte sich aber dafür an Mlle. Hallez. Denn diese<lb/>
ward in ihrer Loge von einem Polizei-Commlssnir und vier Gendarmen, einer<lb/>
Berbrccherin gleich, arretirt, mit Handschellen belastet, und ohne daß man ihr er¬<lb/>
laubte, ihr Theater-Costüme abzulegen, in's Polizei-Gefängniß geführt, wo man<lb/>
sie in einem erbärmlichen Loche einsperrte, und zwar so, daß sie stehend, mit ge¬<lb/>
fesselten Handen und Füßen, mit dem Halse auch noch an eine kalte Mauer befe¬<lb/>
stigt war. An eine Verbindung nach außen hin war natürlich nicht zu denken. In<lb/>
diesem -fürchterlichen Zustande mußte die arme Sängerin bis zum Mittag des an¬<lb/>
dern Tages bleiben, wo ihr durch die Verwendung einer hochstehenden Person die<lb/>
Freiheit wiedergegeben wurde. Und dazu war es die höchste Zeit; denn ein eisiger<lb/>
Schauer und ein kaltes Fieber hatten sich der Künstlerin bemächtigt, die man in<lb/>
einem dem Tode nahen Zustande in's Bett brachte. Die Sache endete aber na¬<lb/>
türlich nicht so, sondern Herr von Montebello, der französische Gesandte, beklagte<lb/>
sich darüber, 'und dies hatte die unmittelbare Absetzung deö Theater-Direktors, des<lb/>
NrzteS und des Polizei-Commissairs zur Folge.</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          </div>
          <div n="2">
            <head> , Hciusiecr und Kupferschmied.</head><lb/>
            <p xml:id="ID_1069"> Herr Tuckcr, der vor Kurzem zum Gouverneur von Mississippi ernannt wor¬<lb/>
den ist, und sein Mitbewerber, Herr Sb attuck, waren früher, der erstere Kupfer¬<lb/>
schmied, der andre Hausirer, wie die Trenton Gazette berichtet. Dies beweist,<lb/>
daß die beiden Gentlemen, der eine schmiedend, der andre seinen Pack tragend,<lb/>
ihren Weg gemacht haben.</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <note type="byline"> Druck und Bering deö dcutschni V»laliicomptoivii u&gt; Brennt,</note><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0263] Folglich empfing auch Mlle. Hallez strengen Befehl, zu spielen. Sie war zur ge« hörigen Zeit auf ihrem Posten und begann zu singen, aber bald trat das voraus¬ gesagte Resultat ein ; sie war nämlich nicht einmal im Stande, auch nur ihre erste Arie richtig zu singen, sondern ihre Töne glichen bald Katzengeschrei, bald Fro- schcngequake. Das Publikum ward böse, pfiff, und es hätte einen ernsthafterer Sturm gegeben, wenn nicht die Sängerin an die Lampen vorgetreten wäre, und den Wunsch, die Sache zu erklären, durch Gesten kund gegeben hätte. Mlle. Hal¬ te; erzählte darauf mit einem überzeugenden Tone den ganzen Vorgang. Das Publikum ging vom Unwillen zum Enthusiasmus über, und verlangte einstimmig, daß die Vorstellung aufgehoben werden solle. Diesem Wunsche mußte freilich nach¬ gegeben werden'; der Direktor rächte sich aber dafür an Mlle. Hallez. Denn diese ward in ihrer Loge von einem Polizei-Commlssnir und vier Gendarmen, einer Berbrccherin gleich, arretirt, mit Handschellen belastet, und ohne daß man ihr er¬ laubte, ihr Theater-Costüme abzulegen, in's Polizei-Gefängniß geführt, wo man sie in einem erbärmlichen Loche einsperrte, und zwar so, daß sie stehend, mit ge¬ fesselten Handen und Füßen, mit dem Halse auch noch an eine kalte Mauer befe¬ stigt war. An eine Verbindung nach außen hin war natürlich nicht zu denken. In diesem -fürchterlichen Zustande mußte die arme Sängerin bis zum Mittag des an¬ dern Tages bleiben, wo ihr durch die Verwendung einer hochstehenden Person die Freiheit wiedergegeben wurde. Und dazu war es die höchste Zeit; denn ein eisiger Schauer und ein kaltes Fieber hatten sich der Künstlerin bemächtigt, die man in einem dem Tode nahen Zustande in's Bett brachte. Die Sache endete aber na¬ türlich nicht so, sondern Herr von Montebello, der französische Gesandte, beklagte sich darüber, 'und dies hatte die unmittelbare Absetzung deö Theater-Direktors, des NrzteS und des Polizei-Commissairs zur Folge. , Hciusiecr und Kupferschmied. Herr Tuckcr, der vor Kurzem zum Gouverneur von Mississippi ernannt wor¬ den ist, und sein Mitbewerber, Herr Sb attuck, waren früher, der erstere Kupfer¬ schmied, der andre Hausirer, wie die Trenton Gazette berichtet. Dies beweist, daß die beiden Gentlemen, der eine schmiedend, der andre seinen Pack tragend, ihren Weg gemacht haben. Druck und Bering deö dcutschni V»laliicomptoivii u> Brennt,

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/263
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/263>, abgerufen am 30.06.2024.