Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.gey: Tausende- von Worten Scheintod begraben? -- Man. braucht nur Daher kömmies auch, daß-die französische Literatur bisher-keine ge¬ Und- hier, meine-verehrten-Hörer, müssen wir auch gerecht sein,- und Der Reichthum verdeutschen Sprache ist ihrin vieler Beziehung, sogar gey: Tausende- von Worten Scheintod begraben? — Man. braucht nur Daher kömmies auch, daß-die französische Literatur bisher-keine ge¬ Und- hier, meine-verehrten-Hörer, müssen wir auch gerecht sein,- und Der Reichthum verdeutschen Sprache ist ihrin vieler Beziehung, sogar <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0023" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/267238"/> <p xml:id="ID_58" prev="#ID_57"> gey: Tausende- von Worten Scheintod begraben? — Man. braucht nur<lb/> d.le EH« aufMütAn» sie? steigen lchensftisch aus ihren Gräbern. Md<lb/> WM-/ liegt, wieder eine Ha,uptve,rschiedcnh,eit von der französischen- Spra¬<lb/> che». Bei den- Franzosen sind die alten Worte mausetot. Der immer<lb/> vorwärts stürzende Charakter der-Nation liebt- es- wenig.,-, sich umzusehen<lb/> und nichts, ist ihm, verhaßter, «A was er hinter sich- gewo-rscn hat.. Wie<lb/> in- den (Arabern von Se. Denis' die Gebeine- der- alten Könige von, der<lb/> Revolution herausgerissen und zerstreut wurden, so sind auch die- Worte<lb/> der alten- Sprache- von.v». unwiederbringlich dahin. Der- Deutsche- bleibt<lb/> seinem conservatl'ven Charakter auch- in der Sprache treu;, er, ehrt die<lb/> Königsgräber.- seiner alten. Wundart, und, wo es: möglich wird, d.a- setzt<lb/> er ihre Nachkommen wieder in- die alten Rechte ein. Wer, von den<lb/> heutigen- französischen- Schriftstellern könnte es wagen/ alte Worte wie<lb/> z. B. «niet (ein Äuglein) I»r»e.eilet (ein, Ärnrchen) einznfichrcn ? ,—<lb/> Und, doch- wie- viel naiver, kürzer und poetischer sind diesem.Diminutive<lb/> als,: AQ Mit, oeU, An-xetit Der Deutsche' nimmt' keinem An¬<lb/> stand in solchen Dingen., Man- gebe, uns- neue- Begriffe, die Worte dazu<lb/> haben wir- immer im, Borrath;,' der- Franzose ist bei neuen Gedanken<lb/> immer in die- Nothwendigkeit; gesetzt, in- die herkömmliche Form sie zu<lb/> gießen und-nicht-immer ist diese weit genug sie einzurahmen»</p><lb/> <p xml:id="ID_59"> Daher kömmies auch, daß-die französische Literatur bisher-keine ge¬<lb/> nügende Ueb,ersetzung für die Weisterfchöpfungen fremder Poesie, Shakspeares<lb/> Byrons,, Goth.es, besitzt. Der, Deutsche kann alles übersetzen, Alles-! So<lb/> stehen denn die beiden Sprachen gegeneinander wie. der Besitzer eines, mäßi¬<lb/> gen-Vermögens gegenüber einem Zauberer/ dex und^seiner Wünschelruthever^<lb/> borgcne- Schätze- ans dein Boden, schafft. . '</p><lb/> <p xml:id="ID_60"> Und- hier, meine-verehrten-Hörer, müssen wir auch gerecht sein,- und<lb/> das- Bekenntniß? ablegen., daß es' der französischen Sprache gelungen: ist,<lb/> mit ihrem mäßigen Vermögen Großes und Unerreichtes zu wirken.<lb/> Die, französische.Sprache ist das Muster einer trefflichen Hausfrau. Eben<lb/> We.it-ihr Haus> kleiner) weil, ihre Revenüen sparsamer,, als die ihres Nach-<lb/> t.ar-Khird/ war- sie.darauf hingewiesen,, mehr Ordnung in ihr-Hauswesen, zu<lb/> bringen: und jeden,Winkel- zu benützen. Wie ist: da alles so nett, so blank<lb/> geputzt>, so-schön, geordnet,, wie stehen dadieGeräthejedes an seinem rechten<lb/> Platze, wie, freundlich und anlockend blinken Flur: und-Gemächer, während<lb/> bez. dem. reichen Nachbar alleSin genialer. Wirrung durcheinander liegt,, und<lb/> die-Gold- und'Purpurstosse auf'dem, Boden sich walzen.</p><lb/> <p xml:id="ID_61" next="#ID_62"> Der Reichthum verdeutschen Sprache ist ihrin vieler Beziehung, sogar</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0023]
gey: Tausende- von Worten Scheintod begraben? — Man. braucht nur
d.le EH« aufMütAn» sie? steigen lchensftisch aus ihren Gräbern. Md
WM-/ liegt, wieder eine Ha,uptve,rschiedcnh,eit von der französischen- Spra¬
che». Bei den- Franzosen sind die alten Worte mausetot. Der immer
vorwärts stürzende Charakter der-Nation liebt- es- wenig.,-, sich umzusehen
und nichts, ist ihm, verhaßter, «A was er hinter sich- gewo-rscn hat.. Wie
in- den (Arabern von Se. Denis' die Gebeine- der- alten Könige von, der
Revolution herausgerissen und zerstreut wurden, so sind auch die- Worte
der alten- Sprache- von.v». unwiederbringlich dahin. Der- Deutsche- bleibt
seinem conservatl'ven Charakter auch- in der Sprache treu;, er, ehrt die
Königsgräber.- seiner alten. Wundart, und, wo es: möglich wird, d.a- setzt
er ihre Nachkommen wieder in- die alten Rechte ein. Wer, von den
heutigen- französischen- Schriftstellern könnte es wagen/ alte Worte wie
z. B. «niet (ein Äuglein) I»r»e.eilet (ein, Ärnrchen) einznfichrcn ? ,—
Und, doch- wie- viel naiver, kürzer und poetischer sind diesem.Diminutive
als,: AQ Mit, oeU, An-xetit Der Deutsche' nimmt' keinem An¬
stand in solchen Dingen., Man- gebe, uns- neue- Begriffe, die Worte dazu
haben wir- immer im, Borrath;,' der- Franzose ist bei neuen Gedanken
immer in die- Nothwendigkeit; gesetzt, in- die herkömmliche Form sie zu
gießen und-nicht-immer ist diese weit genug sie einzurahmen»
Daher kömmies auch, daß-die französische Literatur bisher-keine ge¬
nügende Ueb,ersetzung für die Weisterfchöpfungen fremder Poesie, Shakspeares
Byrons,, Goth.es, besitzt. Der, Deutsche kann alles übersetzen, Alles-! So
stehen denn die beiden Sprachen gegeneinander wie. der Besitzer eines, mäßi¬
gen-Vermögens gegenüber einem Zauberer/ dex und^seiner Wünschelruthever^
borgcne- Schätze- ans dein Boden, schafft. . '
Und- hier, meine-verehrten-Hörer, müssen wir auch gerecht sein,- und
das- Bekenntniß? ablegen., daß es' der französischen Sprache gelungen: ist,
mit ihrem mäßigen Vermögen Großes und Unerreichtes zu wirken.
Die, französische.Sprache ist das Muster einer trefflichen Hausfrau. Eben
We.it-ihr Haus> kleiner) weil, ihre Revenüen sparsamer,, als die ihres Nach-
t.ar-Khird/ war- sie.darauf hingewiesen,, mehr Ordnung in ihr-Hauswesen, zu
bringen: und jeden,Winkel- zu benützen. Wie ist: da alles so nett, so blank
geputzt>, so-schön, geordnet,, wie stehen dadieGeräthejedes an seinem rechten
Platze, wie, freundlich und anlockend blinken Flur: und-Gemächer, während
bez. dem. reichen Nachbar alleSin genialer. Wirrung durcheinander liegt,, und
die-Gold- und'Purpurstosse auf'dem, Boden sich walzen.
Der Reichthum verdeutschen Sprache ist ihrin vieler Beziehung, sogar
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