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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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' Was man daher Von der Einrichtung einer neuen deutschen Zeitschrift spricht, scheint
uns von Interesse und eS ist nicht zu läugnen, daß, wenn das Unternehmen mit den
gehörigen Mitteln ausgestattet wird, um ein Jahr zuzusehen, es eine reiche mo¬
ralische und pecuniaire Zukunft erobern kann. Die Zeitschrift "Brittania" von
Freiligrath, welche seit Neujahr in Deutschland erscheint, und wovon hier gleichfalls
viel gesprochen wurde, ist bis jetzt noch immer nicht angelangt. ^ Von dieser
Seite also hätte Herr Caan (so heißt nämlich der Buchhändler, der die neue Zeit
schrift projectire) keine Concurrenz zu fürchten. Wie, ich höre, steht er in Bezug auf
die Redaction mit einem jungen Gelehrten aus Frankfurt, Dr Auerbach, in Ver¬
handlung. ES ist derselbe, der einem Roman Spinoza geschrieben hat, der viel
gerühmt wird, und der in neuester Zeit, die sämmtlichen Werke Spinozas in deut¬
scher Sprache übersetzt haben soll. ^)Mein halte übrigens auf das Interesse, welches
die Ankunft des Königs von Preußen erregen werde, hier vielfach speculirt. Viel¬
fache Brochüren und LithSgraphien,.Preußen betreffend, waren im Voraus publicirt
worden. -- > ' -

Eine Lebensbeschreibung Friedrichs des Großen von Preußen, ist vor Kurzem
bei Colbourn, einem der ersten Buchhändler in London, in Druck herausgekom¬
men. Alle Welt glaubte, dieselbe sei von dem berühmten Dichter Campbell geschrieben.
Diese sehr verbreitet- Meinung war die Folge eines höchst verwerflichen Kunstgriffs.
ES ist jetzt hier Mode geworden, daß jeglicher Dummkopf, welcher kein Buch
schreiben kann, das Aussicht auf Abgang hätte, sich die nöthige Verlngöbeihülfe
erkauft. Was die Franzosen auf ihren Theaterzetteln machen, wo ein junger
unbekannter Autor sich die Mitgenossenschaft, Scribes, MelleMcs oc. erkaufen
muß, um Eingang auf die Bühne zu bekommen, das wird hier in ein allgemeines
System gebracht, welches das Publikum ausbeutet., So haben wir eine Menge
von Theodor Hook, Dickensu.a. herausgegebene Bücher, zu welchen diese berühmten
Verfasser auch nicht ein Jota von ihrem Geist hinzugefügt haben. Es ist bloß ihr
Name, der figurirr, um mit seinem Schilde die Schwachheit des eigentlichen Ver¬
fassers dem Publikum zu verdecken. Der Verfasser sowohl, als der Verleger sind
ihres Vortheils gewiß, der von der Anziehungskraft wohl bekannter Namen ab¬
hängt, indem nun einmal in der literarischen Welt die Meinung herrscht, daß unter
dem Panier von dergleichen Namen nichts Schlechtes in dcmBuchhandel vorkömmt.




Wird auch nicht anlangen! Dank den tapfern Herren Denning und Finck, wÄche
A, d. Und> '> den Muth verloren, ehe sie noch begonnen.
5") Die deutschen Literaturvroductionen müssen in England in der That nicht sehr
stbncll cmlaiigcn. Unser verehrter Herr CorM'ordent gibt daS beste Beispiel davon,
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' Was man daher Von der Einrichtung einer neuen deutschen Zeitschrift spricht, scheint
uns von Interesse und eS ist nicht zu läugnen, daß, wenn das Unternehmen mit den
gehörigen Mitteln ausgestattet wird, um ein Jahr zuzusehen, es eine reiche mo¬
ralische und pecuniaire Zukunft erobern kann. Die Zeitschrift „Brittania" von
Freiligrath, welche seit Neujahr in Deutschland erscheint, und wovon hier gleichfalls
viel gesprochen wurde, ist bis jetzt noch immer nicht angelangt. ^ Von dieser
Seite also hätte Herr Caan (so heißt nämlich der Buchhändler, der die neue Zeit
schrift projectire) keine Concurrenz zu fürchten. Wie, ich höre, steht er in Bezug auf
die Redaction mit einem jungen Gelehrten aus Frankfurt, Dr Auerbach, in Ver¬
handlung. ES ist derselbe, der einem Roman Spinoza geschrieben hat, der viel
gerühmt wird, und der in neuester Zeit, die sämmtlichen Werke Spinozas in deut¬
scher Sprache übersetzt haben soll. ^)Mein halte übrigens auf das Interesse, welches
die Ankunft des Königs von Preußen erregen werde, hier vielfach speculirt. Viel¬
fache Brochüren und LithSgraphien,.Preußen betreffend, waren im Voraus publicirt
worden. — > ' -

Eine Lebensbeschreibung Friedrichs des Großen von Preußen, ist vor Kurzem
bei Colbourn, einem der ersten Buchhändler in London, in Druck herausgekom¬
men. Alle Welt glaubte, dieselbe sei von dem berühmten Dichter Campbell geschrieben.
Diese sehr verbreitet- Meinung war die Folge eines höchst verwerflichen Kunstgriffs.
ES ist jetzt hier Mode geworden, daß jeglicher Dummkopf, welcher kein Buch
schreiben kann, das Aussicht auf Abgang hätte, sich die nöthige Verlngöbeihülfe
erkauft. Was die Franzosen auf ihren Theaterzetteln machen, wo ein junger
unbekannter Autor sich die Mitgenossenschaft, Scribes, MelleMcs oc. erkaufen
muß, um Eingang auf die Bühne zu bekommen, das wird hier in ein allgemeines
System gebracht, welches das Publikum ausbeutet., So haben wir eine Menge
von Theodor Hook, Dickensu.a. herausgegebene Bücher, zu welchen diese berühmten
Verfasser auch nicht ein Jota von ihrem Geist hinzugefügt haben. Es ist bloß ihr
Name, der figurirr, um mit seinem Schilde die Schwachheit des eigentlichen Ver¬
fassers dem Publikum zu verdecken. Der Verfasser sowohl, als der Verleger sind
ihres Vortheils gewiß, der von der Anziehungskraft wohl bekannter Namen ab¬
hängt, indem nun einmal in der literarischen Welt die Meinung herrscht, daß unter
dem Panier von dergleichen Namen nichts Schlechtes in dcmBuchhandel vorkömmt.




Wird auch nicht anlangen! Dank den tapfern Herren Denning und Finck, wÄche
A, d. Und> '> den Muth verloren, ehe sie noch begonnen.
5") Die deutschen Literaturvroductionen müssen in England in der That nicht sehr
stbncll cmlaiigcn. Unser verehrter Herr CorM'ordent gibt daS beste Beispiel davon,
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/198>, abgerufen am 22.12.2024.