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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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schoss von Jerusalem an den Tag gelegt wurde, alles dieß trägt einen un>wckvcutigen
kirchlich-politischen Charakter, ist eine so unzweideutige Manifestation der Gesinnungen der
beiden größten evangelischen Machte, daß sogar in der Adresse welche derLord-Mavordem
Äonigvon Preußen im Ruinen der City überreichte mit offenen Worten darauf hingedeutet
war. König Leopold aber ist der Beherrscher eines Landes in welchem der catholische
Glaube die Hauptbasis des Staatslebens, das Hauptelement der Nationalität bildet.

Hier mußten also die Familienrücksichten den Staatsriicksichten weichen, um sy
mehr als der König für seine Person der protestantischen Kirche angehört, und seine
Anwesenheit allerlei Interpretationen ausgesetzt gewesen wäre.

Bei der stark gefärbten religiösen Grundlage, welche in England überall
sich nusspricht, dürste die also verstärkte Allianz mit Preußen die Svmpathiecn
für Deutschland bedeutend verstärken. Man braucht nur den englischen Charakter
ein wenig zu kennen,um voraussagen zu können, daß der denkwürdige Besuch des preu¬
ßischen Monarchen nicht nur in der Politik, sondern auch in der Gesellschaft eine
nachhaltige Wirkung zurück lasse. Hoffen wir auch etwas für die Literatur, für
die deutsche nämlich, die bei all dem, was man von ihrem Angreifer in deutschen
Blättern sich erzählt, trotz der Vorliebe der Königin und ihres deutschen Gemals,
dennoch noch ein unbekanntes Land hier ist. Selbst die wenigen Deutschen, die
wir uns bemühen im Zusammenhang mit der Literatur des Mutterlandes zu blei¬
ben^ können unsere Gelüste nicht befriedigen. Wir sind auf unserer Insel wie ab¬
geschlossen. Die Sortimentshändlcr, welche deutsche Bücher besitzen, sind sehr, sehr
sparsam gesäet, und die bedeutendsten unter ihnen Black und Armstrong, haben in
der letzten Zeit eine so bedeutende finanzielle Crisis erlebt, daß eine weitere Ver¬
bindung mit Deutschland zu erhalten, kaum möglich für sie sein wird.

Es hat hier eine kurze Zeit eine deutsch-polnische Zeitung bestanden, die, ob-
schon sie nichts als Auszüge aus der Augsburger allgemeinen Zeitung, dem Frank¬
furter Journal, der preußischen Staatszeitung :e. enthielt, dennoch eine Zahl von'
MV--10M Abonnenten zählte. Die deutschen Zeitungen sind nämlich in London
und noch viel mehr in den andern Städten Englands sehr rar, da der ungeheuer
theure Eingangszoll die Anschaffung erschwert. Nun aber giebt es hier, in Man¬
chester, in Liverpool ze. so zahlreiche deutsche Colonien, die meist aus reichen Kauf¬
mannsfamilien bestehen, daß diese drei Städte allein schon hinreichen würden, der
Erhaltung einer deutschen Zeitung eins sichere Garantie zu bieten. Rechnen Sie
nun erst die zahllosen in den vereinigten drei Königreichen sonst noch zerstreuten
Deutschen, und Sie werden begreifen, daß die Entreprise einen lohnenden Erfolg
haben müßte, wenn der Redakteur Charakter gehabt hätte. Leider hat er dieß
nicht, und mußte einer häßlichen Erdgeschichte willen von hier flüchten; er so" nach
Amerika gegangen sein. --


schoss von Jerusalem an den Tag gelegt wurde, alles dieß trägt einen un>wckvcutigen
kirchlich-politischen Charakter, ist eine so unzweideutige Manifestation der Gesinnungen der
beiden größten evangelischen Machte, daß sogar in der Adresse welche derLord-Mavordem
Äonigvon Preußen im Ruinen der City überreichte mit offenen Worten darauf hingedeutet
war. König Leopold aber ist der Beherrscher eines Landes in welchem der catholische
Glaube die Hauptbasis des Staatslebens, das Hauptelement der Nationalität bildet.

Hier mußten also die Familienrücksichten den Staatsriicksichten weichen, um sy
mehr als der König für seine Person der protestantischen Kirche angehört, und seine
Anwesenheit allerlei Interpretationen ausgesetzt gewesen wäre.

Bei der stark gefärbten religiösen Grundlage, welche in England überall
sich nusspricht, dürste die also verstärkte Allianz mit Preußen die Svmpathiecn
für Deutschland bedeutend verstärken. Man braucht nur den englischen Charakter
ein wenig zu kennen,um voraussagen zu können, daß der denkwürdige Besuch des preu¬
ßischen Monarchen nicht nur in der Politik, sondern auch in der Gesellschaft eine
nachhaltige Wirkung zurück lasse. Hoffen wir auch etwas für die Literatur, für
die deutsche nämlich, die bei all dem, was man von ihrem Angreifer in deutschen
Blättern sich erzählt, trotz der Vorliebe der Königin und ihres deutschen Gemals,
dennoch noch ein unbekanntes Land hier ist. Selbst die wenigen Deutschen, die
wir uns bemühen im Zusammenhang mit der Literatur des Mutterlandes zu blei¬
ben^ können unsere Gelüste nicht befriedigen. Wir sind auf unserer Insel wie ab¬
geschlossen. Die Sortimentshändlcr, welche deutsche Bücher besitzen, sind sehr, sehr
sparsam gesäet, und die bedeutendsten unter ihnen Black und Armstrong, haben in
der letzten Zeit eine so bedeutende finanzielle Crisis erlebt, daß eine weitere Ver¬
bindung mit Deutschland zu erhalten, kaum möglich für sie sein wird.

Es hat hier eine kurze Zeit eine deutsch-polnische Zeitung bestanden, die, ob-
schon sie nichts als Auszüge aus der Augsburger allgemeinen Zeitung, dem Frank¬
furter Journal, der preußischen Staatszeitung :e. enthielt, dennoch eine Zahl von'
MV—10M Abonnenten zählte. Die deutschen Zeitungen sind nämlich in London
und noch viel mehr in den andern Städten Englands sehr rar, da der ungeheuer
theure Eingangszoll die Anschaffung erschwert. Nun aber giebt es hier, in Man¬
chester, in Liverpool ze. so zahlreiche deutsche Colonien, die meist aus reichen Kauf¬
mannsfamilien bestehen, daß diese drei Städte allein schon hinreichen würden, der
Erhaltung einer deutschen Zeitung eins sichere Garantie zu bieten. Rechnen Sie
nun erst die zahllosen in den vereinigten drei Königreichen sonst noch zerstreuten
Deutschen, und Sie werden begreifen, daß die Entreprise einen lohnenden Erfolg
haben müßte, wenn der Redakteur Charakter gehabt hätte. Leider hat er dieß
nicht, und mußte einer häßlichen Erdgeschichte willen von hier flüchten; er so« nach
Amerika gegangen sein. —


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/197>, abgerufen am 22.12.2024.