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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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Gefühle zuschreiben wollen; aber es' ist nichts von alle dem, sondern
vielmehr die unselige Leidenschaft für einen groben Sinnengenuß. Die
Erplosionen kommen nicht alle Tage vor, jene aber finden alle Tage
Vergnügen daran, zu rauchen; -- weiter gebt ihr Muth, ihre Philoso¬
phie und ihr Glaube an Borherbestimmung nicht.

Man theilt die Kohlengräber in drei Klassen. Die der ersten Klasse
gewinnen die Kohle aus dem Erdreich, die der zweiten laden dieselbe erst
auf Karren und sodann in die Fässer, und andere endlich bringen sie bis
an die Mündung des Schachtes, von wo sie hinaufgezogen werden soll.
Der Transport bis dahin geschieht mit Hülse kleiner Pferde, die, von
einem Kinde geführt, die Karren in den dazu tauglich gemachten Stollen
fortziehen.

Diese Stollen bilden sich sehr langsam, mit viel Arbeit und großen
Kosten. Sobald man durch Bohren die Beschaffenheit des Erdreichs
erforscht, hat, fängt man damit an, einen Schacht zu graben, dessen
Tiefe, je nach der Oertlichkeit, verschieden ist. Ehe man 'noch'Kohlen
ausgräbt, geht man oft bis auf tausend oder zwölfhundert Fuß hinab,
indem man in Zwischenräumen die Kohlenlager durchschneidet, die durch
Schichten von Erde, Thon, Gestein und kohlensaures Eisen von einander
getrennt find. Sehr häufig wird diese Arbeit durch hervorsprudelnde
Wasser, welche die Gruben voll schwemmen, unterbrochen; da ist es denn
nöthig, vermittelst Abdämmungen die Quellen zu verstopfen. Sobald
der Schacht, der gemeiniglich in zwei, selbst drei Stockwerke getheilt
wird, tief genug ist, um die Ausgrabungen anzufangen, wobei man sich
der größten Oekonomie befleißigt, Und genau Acht nimmt,, daß der Be¬
trieb der Grube keiner-Gefahr ausgesetzt sei, so eröffnet man den ersten
Stollen, indem-man nach der ganzen Tiefe des Lagers, die in Belgien
meistens drei Fuß -beträgt, die Kohle in Arbeit nimmt.- Jedoch finden
sich Kohlenwerke,-wo die Tiefe, des Lagers weit bedeutender ist, in eini¬
gen-Minen von England-nahe bei Dudley geht sie bis auf sieben Fuß.
Sobald man einen Theil der zuerst- angeschlagenen Kohlenader aufge¬
räumt hat, hebt man-etliche Fuß Erde hinweg, um dem Stollen mehr
Höhe zu geben, und in bestimmten Zwischenräumen wird immer die
Decke mit starken Balken gestützt. Der Stollen' verlängert sich -in dem¬
selben Maaße, -als die Mine ausgebeutet wird. Sobald man es für
chunlich erachtet, ein zweites Steinkohlenlager in Betrieb zu geben, bohrt
man-noch tiefer Dinab, indem man alle diejenigen, welche der Oeffnung
des Schachtes naher liegen,> in'Reserve laßt.- Auf dich Weise fährt-


Gefühle zuschreiben wollen; aber es' ist nichts von alle dem, sondern
vielmehr die unselige Leidenschaft für einen groben Sinnengenuß. Die
Erplosionen kommen nicht alle Tage vor, jene aber finden alle Tage
Vergnügen daran, zu rauchen; — weiter gebt ihr Muth, ihre Philoso¬
phie und ihr Glaube an Borherbestimmung nicht.

Man theilt die Kohlengräber in drei Klassen. Die der ersten Klasse
gewinnen die Kohle aus dem Erdreich, die der zweiten laden dieselbe erst
auf Karren und sodann in die Fässer, und andere endlich bringen sie bis
an die Mündung des Schachtes, von wo sie hinaufgezogen werden soll.
Der Transport bis dahin geschieht mit Hülse kleiner Pferde, die, von
einem Kinde geführt, die Karren in den dazu tauglich gemachten Stollen
fortziehen.

Diese Stollen bilden sich sehr langsam, mit viel Arbeit und großen
Kosten. Sobald man durch Bohren die Beschaffenheit des Erdreichs
erforscht, hat, fängt man damit an, einen Schacht zu graben, dessen
Tiefe, je nach der Oertlichkeit, verschieden ist. Ehe man 'noch'Kohlen
ausgräbt, geht man oft bis auf tausend oder zwölfhundert Fuß hinab,
indem man in Zwischenräumen die Kohlenlager durchschneidet, die durch
Schichten von Erde, Thon, Gestein und kohlensaures Eisen von einander
getrennt find. Sehr häufig wird diese Arbeit durch hervorsprudelnde
Wasser, welche die Gruben voll schwemmen, unterbrochen; da ist es denn
nöthig, vermittelst Abdämmungen die Quellen zu verstopfen. Sobald
der Schacht, der gemeiniglich in zwei, selbst drei Stockwerke getheilt
wird, tief genug ist, um die Ausgrabungen anzufangen, wobei man sich
der größten Oekonomie befleißigt, Und genau Acht nimmt,, daß der Be¬
trieb der Grube keiner-Gefahr ausgesetzt sei, so eröffnet man den ersten
Stollen, indem-man nach der ganzen Tiefe des Lagers, die in Belgien
meistens drei Fuß -beträgt, die Kohle in Arbeit nimmt.- Jedoch finden
sich Kohlenwerke,-wo die Tiefe, des Lagers weit bedeutender ist, in eini¬
gen-Minen von England-nahe bei Dudley geht sie bis auf sieben Fuß.
Sobald man einen Theil der zuerst- angeschlagenen Kohlenader aufge¬
räumt hat, hebt man-etliche Fuß Erde hinweg, um dem Stollen mehr
Höhe zu geben, und in bestimmten Zwischenräumen wird immer die
Decke mit starken Balken gestützt. Der Stollen' verlängert sich -in dem¬
selben Maaße, -als die Mine ausgebeutet wird. Sobald man es für
chunlich erachtet, ein zweites Steinkohlenlager in Betrieb zu geben, bohrt
man-noch tiefer Dinab, indem man alle diejenigen, welche der Oeffnung
des Schachtes naher liegen,> in'Reserve laßt.- Auf dich Weise fährt-


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[0188] Gefühle zuschreiben wollen; aber es' ist nichts von alle dem, sondern vielmehr die unselige Leidenschaft für einen groben Sinnengenuß. Die Erplosionen kommen nicht alle Tage vor, jene aber finden alle Tage Vergnügen daran, zu rauchen; — weiter gebt ihr Muth, ihre Philoso¬ phie und ihr Glaube an Borherbestimmung nicht. Man theilt die Kohlengräber in drei Klassen. Die der ersten Klasse gewinnen die Kohle aus dem Erdreich, die der zweiten laden dieselbe erst auf Karren und sodann in die Fässer, und andere endlich bringen sie bis an die Mündung des Schachtes, von wo sie hinaufgezogen werden soll. Der Transport bis dahin geschieht mit Hülse kleiner Pferde, die, von einem Kinde geführt, die Karren in den dazu tauglich gemachten Stollen fortziehen. Diese Stollen bilden sich sehr langsam, mit viel Arbeit und großen Kosten. Sobald man durch Bohren die Beschaffenheit des Erdreichs erforscht, hat, fängt man damit an, einen Schacht zu graben, dessen Tiefe, je nach der Oertlichkeit, verschieden ist. Ehe man 'noch'Kohlen ausgräbt, geht man oft bis auf tausend oder zwölfhundert Fuß hinab, indem man in Zwischenräumen die Kohlenlager durchschneidet, die durch Schichten von Erde, Thon, Gestein und kohlensaures Eisen von einander getrennt find. Sehr häufig wird diese Arbeit durch hervorsprudelnde Wasser, welche die Gruben voll schwemmen, unterbrochen; da ist es denn nöthig, vermittelst Abdämmungen die Quellen zu verstopfen. Sobald der Schacht, der gemeiniglich in zwei, selbst drei Stockwerke getheilt wird, tief genug ist, um die Ausgrabungen anzufangen, wobei man sich der größten Oekonomie befleißigt, Und genau Acht nimmt,, daß der Be¬ trieb der Grube keiner-Gefahr ausgesetzt sei, so eröffnet man den ersten Stollen, indem-man nach der ganzen Tiefe des Lagers, die in Belgien meistens drei Fuß -beträgt, die Kohle in Arbeit nimmt.- Jedoch finden sich Kohlenwerke,-wo die Tiefe, des Lagers weit bedeutender ist, in eini¬ gen-Minen von England-nahe bei Dudley geht sie bis auf sieben Fuß. Sobald man einen Theil der zuerst- angeschlagenen Kohlenader aufge¬ räumt hat, hebt man-etliche Fuß Erde hinweg, um dem Stollen mehr Höhe zu geben, und in bestimmten Zwischenräumen wird immer die Decke mit starken Balken gestützt. Der Stollen' verlängert sich -in dem¬ selben Maaße, -als die Mine ausgebeutet wird. Sobald man es für chunlich erachtet, ein zweites Steinkohlenlager in Betrieb zu geben, bohrt man-noch tiefer Dinab, indem man alle diejenigen, welche der Oeffnung des Schachtes naher liegen,> in'Reserve laßt.- Auf dich Weise fährt-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/188>, abgerufen am 25.08.2024.