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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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man fort, W die unteren Lagen erschöpft sind/ oder man durch irgend
einen Unglücksfall, genöthigt ,wird, .die höher liegenden anzugreifen.

, - Ich- kennen keine, so mühselige Arbeit, als die der Stcinkohlengrciber.
Bald, auf,,,-der Seite liegend, bald auf den Knieen, müssen sie, bei, dem
bleichen Schimmer des, Lampenlichts, mühsam ein eisernes, Instrument
in ,,die Spalten des Minerals treiben, und die Masse in Klumpen los¬
arbeiten, indem sie,sie an verschiedenen Seiten, klopfen und, rütteln.-' So
brechen,.sie sich, in einer erstickenden Atmosphäre, durch Schmutz, und
Wasser einen Weg, der sie niemals. zum Glücke/wohl aber sehr oft zum
elendesten Tode führt. Denn' es braucht nur zu geschehen, daß das Gas,
welches in den tieferen Gängen cirkulirt, anstatt mit einem leisen Knall
an den Wänden ihrer Grubenlampe zu verhauchen, sich ins Innere
drängt, sich entzündet und eine Erplosion bewirkt, -- so ' werden Alle,
verschüttet und zerschmettert werden. Oder wenn der Block, den sie los¬
machen, .die letzte Wehr ist, womit die Natur, den ungestümen Andrang
der Wasser aushält, -- so wird der Strom in. die. Stollen, brechen, sie
füllen und unter seinen Wogen die verrenkten Leichname fortrollen. Ent¬
setzliche Mssichtl Jeden denkenden Beschauer muß davor schaudern, aber
jenen Arbeitern kommt, ein solcher Gedanke nicht in den Sinn; denn so
wie die .Gefahr bei ihnen zur täglichen Gewohnheit geworden ist, , so liegt
lser

nen,ger.
/ Diese. Strafarbeit., -- denn das ist sie Physisch für alle, moralisch
für Einige, denen man nicht eine . Stunde..lang ohne schmerzliches Mit¬
leiden.. zusehen kann, -- ertragen sie alle Tage und Nächte/ 6 Stunden
nach einander, 6 mühselige Stunden! Mir kam. dies als ein großes
.Elend vor; allein indem ich wiederum bedachte, - daß in der Kette der-
menschlichen Gesellschaft alle Ringe von den,Lei,den dieser .Welt ihre Last
tragen müssen, daß alle Menschen, ein jeder in seinem Kreise, dazu.ver¬
dammt sind, für einander zu leiden, um für ihr gemeinschaftliches Wohl
zusammenzuwirken, indem ich bemerkte, daß die.Bearbeitung der Minen,
einen. doppelten Nutzen bringt, da sie, außer dem unmittelbaren Gewinne
an Arbeitslohn,'Noch,, vermöge des Einflusses, den sie auf die gesammte
industrielle. Oekonomie ausübt, , denen,, die sie betreiben, noch viele,'so.-,
weht edle, als.eitele Genüsse verschafft, welche zum Lebensglüch wehend-'
lich beitragen, indem ich.ferner bei mir überlegte, wie wenig jene im
Schmutz, ausgestreckten oder knieenden, Leute um sich/und ihrLoos de-.
kümmert,sind,, so.schien es mir zuletzt,Mß .ihre. Lage..vielleiK besser:sei,:
W se!'vieler Ayderey/ auf welche .der.RA seine Blicke,/wirft.!, ..Ja,,, in--..'


man fort, W die unteren Lagen erschöpft sind/ oder man durch irgend
einen Unglücksfall, genöthigt ,wird, .die höher liegenden anzugreifen.

, - Ich- kennen keine, so mühselige Arbeit, als die der Stcinkohlengrciber.
Bald, auf,,,-der Seite liegend, bald auf den Knieen, müssen sie, bei, dem
bleichen Schimmer des, Lampenlichts, mühsam ein eisernes, Instrument
in ,,die Spalten des Minerals treiben, und die Masse in Klumpen los¬
arbeiten, indem sie,sie an verschiedenen Seiten, klopfen und, rütteln.-' So
brechen,.sie sich, in einer erstickenden Atmosphäre, durch Schmutz, und
Wasser einen Weg, der sie niemals. zum Glücke/wohl aber sehr oft zum
elendesten Tode führt. Denn' es braucht nur zu geschehen, daß das Gas,
welches in den tieferen Gängen cirkulirt, anstatt mit einem leisen Knall
an den Wänden ihrer Grubenlampe zu verhauchen, sich ins Innere
drängt, sich entzündet und eine Erplosion bewirkt, — so ' werden Alle,
verschüttet und zerschmettert werden. Oder wenn der Block, den sie los¬
machen, .die letzte Wehr ist, womit die Natur, den ungestümen Andrang
der Wasser aushält, — so wird der Strom in. die. Stollen, brechen, sie
füllen und unter seinen Wogen die verrenkten Leichname fortrollen. Ent¬
setzliche Mssichtl Jeden denkenden Beschauer muß davor schaudern, aber
jenen Arbeitern kommt, ein solcher Gedanke nicht in den Sinn; denn so
wie die .Gefahr bei ihnen zur täglichen Gewohnheit geworden ist, , so liegt
lser

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/ Diese. Strafarbeit., — denn das ist sie Physisch für alle, moralisch
für Einige, denen man nicht eine . Stunde..lang ohne schmerzliches Mit¬
leiden.. zusehen kann, — ertragen sie alle Tage und Nächte/ 6 Stunden
nach einander, 6 mühselige Stunden! Mir kam. dies als ein großes
.Elend vor; allein indem ich wiederum bedachte, - daß in der Kette der-
menschlichen Gesellschaft alle Ringe von den,Lei,den dieser .Welt ihre Last
tragen müssen, daß alle Menschen, ein jeder in seinem Kreise, dazu.ver¬
dammt sind, für einander zu leiden, um für ihr gemeinschaftliches Wohl
zusammenzuwirken, indem ich bemerkte, daß die.Bearbeitung der Minen,
einen. doppelten Nutzen bringt, da sie, außer dem unmittelbaren Gewinne
an Arbeitslohn,'Noch,, vermöge des Einflusses, den sie auf die gesammte
industrielle. Oekonomie ausübt, , denen,, die sie betreiben, noch viele,'so.-,
weht edle, als.eitele Genüsse verschafft, welche zum Lebensglüch wehend-'
lich beitragen, indem ich.ferner bei mir überlegte, wie wenig jene im
Schmutz, ausgestreckten oder knieenden, Leute um sich/und ihrLoos de-.
kümmert,sind,, so.schien es mir zuletzt,Mß .ihre. Lage..vielleiK besser:sei,:
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[0189] man fort, W die unteren Lagen erschöpft sind/ oder man durch irgend einen Unglücksfall, genöthigt ,wird, .die höher liegenden anzugreifen. , - Ich- kennen keine, so mühselige Arbeit, als die der Stcinkohlengrciber. Bald, auf,,,-der Seite liegend, bald auf den Knieen, müssen sie, bei, dem bleichen Schimmer des, Lampenlichts, mühsam ein eisernes, Instrument in ,,die Spalten des Minerals treiben, und die Masse in Klumpen los¬ arbeiten, indem sie,sie an verschiedenen Seiten, klopfen und, rütteln.-' So brechen,.sie sich, in einer erstickenden Atmosphäre, durch Schmutz, und Wasser einen Weg, der sie niemals. zum Glücke/wohl aber sehr oft zum elendesten Tode führt. Denn' es braucht nur zu geschehen, daß das Gas, welches in den tieferen Gängen cirkulirt, anstatt mit einem leisen Knall an den Wänden ihrer Grubenlampe zu verhauchen, sich ins Innere drängt, sich entzündet und eine Erplosion bewirkt, — so ' werden Alle, verschüttet und zerschmettert werden. Oder wenn der Block, den sie los¬ machen, .die letzte Wehr ist, womit die Natur, den ungestümen Andrang der Wasser aushält, — so wird der Strom in. die. Stollen, brechen, sie füllen und unter seinen Wogen die verrenkten Leichname fortrollen. Ent¬ setzliche Mssichtl Jeden denkenden Beschauer muß davor schaudern, aber jenen Arbeitern kommt, ein solcher Gedanke nicht in den Sinn; denn so wie die .Gefahr bei ihnen zur täglichen Gewohnheit geworden ist, , so liegt lser nen,ger. / Diese. Strafarbeit., — denn das ist sie Physisch für alle, moralisch für Einige, denen man nicht eine . Stunde..lang ohne schmerzliches Mit¬ leiden.. zusehen kann, — ertragen sie alle Tage und Nächte/ 6 Stunden nach einander, 6 mühselige Stunden! Mir kam. dies als ein großes .Elend vor; allein indem ich wiederum bedachte, - daß in der Kette der- menschlichen Gesellschaft alle Ringe von den,Lei,den dieser .Welt ihre Last tragen müssen, daß alle Menschen, ein jeder in seinem Kreise, dazu.ver¬ dammt sind, für einander zu leiden, um für ihr gemeinschaftliches Wohl zusammenzuwirken, indem ich bemerkte, daß die.Bearbeitung der Minen, einen. doppelten Nutzen bringt, da sie, außer dem unmittelbaren Gewinne an Arbeitslohn,'Noch,, vermöge des Einflusses, den sie auf die gesammte industrielle. Oekonomie ausübt, , denen,, die sie betreiben, noch viele,'so.-, weht edle, als.eitele Genüsse verschafft, welche zum Lebensglüch wehend-' lich beitragen, indem ich.ferner bei mir überlegte, wie wenig jene im Schmutz, ausgestreckten oder knieenden, Leute um sich/und ihrLoos de-. kümmert,sind,, so.schien es mir zuletzt,Mß .ihre. Lage..vielleiK besser:sei,: W se!'vieler Ayderey/ auf welche .der.RA seine Blicke,/wirft.!, ..Ja,,, in--..'

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/189>, abgerufen am 25.08.2024.