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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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war die. Steinkohle selbst weil sie einen silberfunkelnden Schein von sich
warf. Alles Uebrige, Arbeitszeug, Fässer, Menschen, Alles, ließ nur ein
trübes, mattes Schwarz scheu. Um den Schauplatz zu erhellen, ° warm
blos einige Lampen da, welche alle Wirkung ihrer Strahlen auf den
ihnen nächsten Punkt concentrirten, während sie die Männergestalten mit
einem seltsamen und fast wilden Glanz beleuchteten, auf die etwas ent¬
fernten Gegenstände aber nur eiuen machtlosen Schimmer ' fallen
ließen, der sich geheimnißvoll in undurchdringliche^Schatten verlor. Das
Bild, welches sich meinen Augen darstellte, , schien mir eine düstere und
mächtige Poesie auszudrücken," ich fühlte mein Herz heftig bewegt, Mit--
leiden ergriff mich, als ich in der Grabesbeleuchtung der Lampen > in
diesen erstickenden Räumen, wo die Feuchtigkeit gleichsam niederrieselt,
wo der Fuß ermüdet, den Koth zu kneten, diese Menschen sich regen
sah, frühzeitig gebeugt durch die Arbeit an diesem Orte, das abgema¬
gerte Gesicht vor der Zeit ^von Runzeln entstellt, bedeckt mit Schwei߬
troenwele in die Swäreireuieuen

p,zrautmtzgrzogen.
Doch glaube, man nicht, daß diese Leute ihr Loos beklag enswerth
finden. Kein Einziger stellt eine trübselige Betrachtung über sich selbst
an, wenn er in diese Gruben niederfährt, aus denen man vielleicht ei¬
nige Stunden später seinen Leichnam wird ausgraben müssen. Dieje¬
nigen, i'et deren Herzen noch ein Nest der Jugend lebt, einer Jugend>
die bald verzehrt ist, kommen, lachend und singend herbei, um sich in
jenen Tiefen zu begraben. Fraget sie nur, wie ihnen ihr Schicksal da
unten in den Minen erscheint? Fraget sie, ob sie unglücklich sind? Ach-
freilich, werden sie antworten, wir sind recht sehr unglücklich, denn wir
dürfen hier nicht rauchen. Das ist- ihre größte Sorge. Es ist ihnen
aufs strengste verboten, nur das geringste Theil Taback mitzunehmen,
man untersucht deshalb ihre Kleider, 'im' Moment, wo sie sich himblä-
sen> man verschließt ihre Lampen, auf daß sie sich kein Feuer verschaffen
können. Alle diese Maßregeln werden beobachtet, um Unfälle zu ver¬
hüten, von denen .sie die' ersten Opfer sein würden; sie wissen das recht,
' wohl,, und dennoch, wenn es ihnen gelingt,-die Aufsicht/ die man über
sie hält, zu täuschen und Taback mit hinunterzuführcn, oder den Schutz¬
deckel ihrer Lampen abzuheben, so haben sie nichts eiligeres zu, thun,
als ihre Pfeifen'anzuzünden, ohne sich weiter um den Tod> der sie be¬
droht, zu, bekümmern, gerade wie jener verwegene Matrose, der, wie
man erzählt, auf'einer Pulvertonne rauchte'. Ist das Muth, Philoso¬
phie oder Fatalismus bei' diesen Leuten? Manche haben ihnen alle diese


war die. Steinkohle selbst weil sie einen silberfunkelnden Schein von sich
warf. Alles Uebrige, Arbeitszeug, Fässer, Menschen, Alles, ließ nur ein
trübes, mattes Schwarz scheu. Um den Schauplatz zu erhellen, ° warm
blos einige Lampen da, welche alle Wirkung ihrer Strahlen auf den
ihnen nächsten Punkt concentrirten, während sie die Männergestalten mit
einem seltsamen und fast wilden Glanz beleuchteten, auf die etwas ent¬
fernten Gegenstände aber nur eiuen machtlosen Schimmer ' fallen
ließen, der sich geheimnißvoll in undurchdringliche^Schatten verlor. Das
Bild, welches sich meinen Augen darstellte, , schien mir eine düstere und
mächtige Poesie auszudrücken," ich fühlte mein Herz heftig bewegt, Mit--
leiden ergriff mich, als ich in der Grabesbeleuchtung der Lampen > in
diesen erstickenden Räumen, wo die Feuchtigkeit gleichsam niederrieselt,
wo der Fuß ermüdet, den Koth zu kneten, diese Menschen sich regen
sah, frühzeitig gebeugt durch die Arbeit an diesem Orte, das abgema¬
gerte Gesicht vor der Zeit ^von Runzeln entstellt, bedeckt mit Schwei߬
troenwele in die Swäreireuieuen

p,zrautmtzgrzogen.
Doch glaube, man nicht, daß diese Leute ihr Loos beklag enswerth
finden. Kein Einziger stellt eine trübselige Betrachtung über sich selbst
an, wenn er in diese Gruben niederfährt, aus denen man vielleicht ei¬
nige Stunden später seinen Leichnam wird ausgraben müssen. Dieje¬
nigen, i'et deren Herzen noch ein Nest der Jugend lebt, einer Jugend>
die bald verzehrt ist, kommen, lachend und singend herbei, um sich in
jenen Tiefen zu begraben. Fraget sie nur, wie ihnen ihr Schicksal da
unten in den Minen erscheint? Fraget sie, ob sie unglücklich sind? Ach-
freilich, werden sie antworten, wir sind recht sehr unglücklich, denn wir
dürfen hier nicht rauchen. Das ist- ihre größte Sorge. Es ist ihnen
aufs strengste verboten, nur das geringste Theil Taback mitzunehmen,
man untersucht deshalb ihre Kleider, 'im' Moment, wo sie sich himblä-
sen> man verschließt ihre Lampen, auf daß sie sich kein Feuer verschaffen
können. Alle diese Maßregeln werden beobachtet, um Unfälle zu ver¬
hüten, von denen .sie die' ersten Opfer sein würden; sie wissen das recht,
' wohl,, und dennoch, wenn es ihnen gelingt,-die Aufsicht/ die man über
sie hält, zu täuschen und Taback mit hinunterzuführcn, oder den Schutz¬
deckel ihrer Lampen abzuheben, so haben sie nichts eiligeres zu, thun,
als ihre Pfeifen'anzuzünden, ohne sich weiter um den Tod> der sie be¬
droht, zu, bekümmern, gerade wie jener verwegene Matrose, der, wie
man erzählt, auf'einer Pulvertonne rauchte'. Ist das Muth, Philoso¬
phie oder Fatalismus bei' diesen Leuten? Manche haben ihnen alle diese


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/187>, abgerufen am 22.12.2024.