Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.s. w. zu bedanken. Man kann auch 'mit geringern Mitteln ein Der Kaiser Alexander würde gewiß den Krieg von 1812 nicht be¬ Der jetzige russische Kaiser ist, wie man sagt, ein sehr schöner Man erzählt hierüber wahrhaft unbegreifliche Dinge. S" soll der s. w. zu bedanken. Man kann auch 'mit geringern Mitteln ein Der Kaiser Alexander würde gewiß den Krieg von 1812 nicht be¬ Der jetzige russische Kaiser ist, wie man sagt, ein sehr schöner Man erzählt hierüber wahrhaft unbegreifliche Dinge. S» soll der <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0121" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/267336"/> <p xml:id="ID_695" prev="#ID_694"> s. w. zu bedanken. Man kann auch 'mit geringern Mitteln ein<lb/> Coloß werden.</p><lb/> <p xml:id="ID_696"> Der Kaiser Alexander würde gewiß den Krieg von 1812 nicht be¬<lb/> gonnen haben; aber er sah ihn voraus: seinen Gesandten war daher der<lb/> Befehl geworden, das Mißvergnügen.ihres Herrschers zu bezeugen, in¬<lb/> dem sie überall, dem Gebrauche gemäß, ihre verdrüßlichstcn Gesichter<lb/> annähmen. Der russische Gesandte nun bei Murat, König von Neapel,<lb/> dehnte seine Instruktionen etwas zu weit aus und in den: Augenblick,<lb/> als er bei dem Könige eingeführt ward, um ihm seine Glückwünsche bei<lb/> Gelegenheit, des Jahreswechsels darzubringen, fand er es für artig, dem<lb/> französischen Gesandten einen Stoß mit dem Ellbogen zu geben und sich<lb/> den Vortritt anzumaßen. Die Folge dieses außerdiplomatischen Zwischen¬<lb/> falls war ein leichter Degenstich, ein ganz leichter Degenstich, den<lb/> der cndesunterzeichnete Franzose dem endesunterzeichneten Rus¬<lb/> sen beibrachte, so wie ein sehr bedeutender Degenstich durch den Leib,<lb/> den der Secundant des endesunterzeichneten Nüssen von dem Se-<lb/> cundärem des endesunterzeichneten Franzosen erhielt. Der russi¬<lb/> sche Gesandte wartete Instruktionen von seinem Hose ab, um seinen Lohn<lb/> vollends zu verlangen.</p><lb/> <p xml:id="ID_697"> Der jetzige russische Kaiser ist, wie man sagt, ein sehr schöner<lb/> Mann, von 6 Fuß 10 Zoll Höhe; also noch um 4 Zoll mehr Coloß<lb/> als Kaiser Alexander, der barfuß nur 6" maß. Man legt dem Kai¬<lb/> ser Nikolaus erhabene Gesinnungen, einen edlen Charakter bei; wie geht<lb/> es nun zu, daß er seit 10 Jahren sich in Kleinigkeitskrämereien befan¬<lb/> gen zeigt und was will er mit dem harnäckigen Kampf, der, wenn er<lb/> auch die Dauer des trojanischen Kriegs, doch nur die Wichtigkeit der<lb/> Batrachomyomachie hat.?</p><lb/> <p xml:id="ID_698"> Man erzählt hierüber wahrhaft unbegreifliche Dinge. S» soll der<lb/> Kaiser es sehr gern sehen, wenn die fremden Gesandten den großen Re¬<lb/> vuen beiwohnen, die er über seine Gardcregimenter hält, als wollte er<lb/> ihnen damit sagen: «Seht, das sind Burschen, von denen der schwächste<lb/> zum Frühstücke und ohne einen Schluck dabei, drei vou den kleinen Sol¬<lb/> daten andrer Länder verzehren würde." Diese Ausstellung der Garden<lb/> ist aber eine unnütze Mühe; denn viele jener Herren hatten die Bekannt¬<lb/> schaft der russischen Truppen auf den Schlachtfeldern gemacht und wis¬<lb/> sen daher, daß diese Niesen > wenn es zum Treffen kömmt, ungekaut nur<lb/> die essen, die sich nicht wehren......</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0121]
s. w. zu bedanken. Man kann auch 'mit geringern Mitteln ein
Coloß werden.
Der Kaiser Alexander würde gewiß den Krieg von 1812 nicht be¬
gonnen haben; aber er sah ihn voraus: seinen Gesandten war daher der
Befehl geworden, das Mißvergnügen.ihres Herrschers zu bezeugen, in¬
dem sie überall, dem Gebrauche gemäß, ihre verdrüßlichstcn Gesichter
annähmen. Der russische Gesandte nun bei Murat, König von Neapel,
dehnte seine Instruktionen etwas zu weit aus und in den: Augenblick,
als er bei dem Könige eingeführt ward, um ihm seine Glückwünsche bei
Gelegenheit, des Jahreswechsels darzubringen, fand er es für artig, dem
französischen Gesandten einen Stoß mit dem Ellbogen zu geben und sich
den Vortritt anzumaßen. Die Folge dieses außerdiplomatischen Zwischen¬
falls war ein leichter Degenstich, ein ganz leichter Degenstich, den
der cndesunterzeichnete Franzose dem endesunterzeichneten Rus¬
sen beibrachte, so wie ein sehr bedeutender Degenstich durch den Leib,
den der Secundant des endesunterzeichneten Nüssen von dem Se-
cundärem des endesunterzeichneten Franzosen erhielt. Der russi¬
sche Gesandte wartete Instruktionen von seinem Hose ab, um seinen Lohn
vollends zu verlangen.
Der jetzige russische Kaiser ist, wie man sagt, ein sehr schöner
Mann, von 6 Fuß 10 Zoll Höhe; also noch um 4 Zoll mehr Coloß
als Kaiser Alexander, der barfuß nur 6" maß. Man legt dem Kai¬
ser Nikolaus erhabene Gesinnungen, einen edlen Charakter bei; wie geht
es nun zu, daß er seit 10 Jahren sich in Kleinigkeitskrämereien befan¬
gen zeigt und was will er mit dem harnäckigen Kampf, der, wenn er
auch die Dauer des trojanischen Kriegs, doch nur die Wichtigkeit der
Batrachomyomachie hat.?
Man erzählt hierüber wahrhaft unbegreifliche Dinge. S» soll der
Kaiser es sehr gern sehen, wenn die fremden Gesandten den großen Re¬
vuen beiwohnen, die er über seine Gardcregimenter hält, als wollte er
ihnen damit sagen: «Seht, das sind Burschen, von denen der schwächste
zum Frühstücke und ohne einen Schluck dabei, drei vou den kleinen Sol¬
daten andrer Länder verzehren würde." Diese Ausstellung der Garden
ist aber eine unnütze Mühe; denn viele jener Herren hatten die Bekannt¬
schaft der russischen Truppen auf den Schlachtfeldern gemacht und wis¬
sen daher, daß diese Niesen > wenn es zum Treffen kömmt, ungekaut nur
die essen, die sich nicht wehren......
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