Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.hat, den einige für einen Narren halten, von dem aber J.J.Rousseau Die russische Regierung hat, sich zu allen Zeiten dadurch bemerk¬ ' Im Jahre 1812 cristirte der Lonstiwt!""nel noch nicht, Kaiser hat, den einige für einen Narren halten, von dem aber J.J.Rousseau Die russische Regierung hat, sich zu allen Zeiten dadurch bemerk¬ ' Im Jahre 1812 cristirte der Lonstiwt!»»nel noch nicht, Kaiser <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0120" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/267335"/> <p xml:id="ID_692" prev="#ID_691"> hat, den einige für einen Narren halten, von dem aber J.J.Rousseau<lb/> sagt: ,/er ist ein seltener Mensch, die Ehre seines Zeitalters und seines<lb/> Geschlechtes und seit dem Bestehn der Menschheit vielleicht der Einzige,<lb/> der nie eine andre > Partei als die der Vernunft hatte." Unser Friede ist<lb/> nicht positiv Friede, sondern uur die Negation des Krieges; eigentlich<lb/> gesagt, und die Dinge so genommen, wie sie wirklich sind, sollte unser<lb/> Friede heißen : Krieg ohne Kanonen- und Flintenschüsse und ohne Kaval¬<lb/> lerieangriffe. Wenn unser relativer Friede nicht schon lange ein positi¬<lb/> ver Krieg geworden ist, so liegt der Grund darin, daß Jedermann Furcht<lb/> Hat, oder daß es bisher an einem plausibeln Beweggrund gefehlt hat.<lb/> Der Beweggrund ist nun gefunden: die Visitenkarte Sr. Majestät Louis<lb/> Philipp bei Sr. Majestät dem Kaiser aller Reussen war am Se. Niko¬<lb/> laus-Tage krank; und der Kaiser Nikolaus hat nun seine Visitenkarte bei<lb/> dem König der Franzosen zurückgerufen, damit diese Visitenkarte nicht<lb/> bei Gelegenheit des Jahreswechsels von 1842 den König der-Franzosen<lb/> beglückwünsche; die stellvertretende Visitenkarte endlich, die in Paris zu¬<lb/> rückgeblieben, ist am 1. Januar besagten Jahres 1842 krank gewesen.<lb/> Für die Aufrechterhaltung des Friedens bleibt also keine andre Chance,<lb/> als die Furcht; und eine Chance ist so viel werth als die andre; einst¬<lb/> weilen wird man zum Zeitvertreib und weil man nichts Besseres zu thun<lb/> hat, fortfahren einander flott Schabernack anzuthun.</p><lb/> <p xml:id="ID_693"> Die russische Regierung hat, sich zu allen Zeiten dadurch bemerk¬<lb/> lich gemacht, daß sie, so häufig zu diesen' kleinen Mitteln ihre<lb/> Zuflucht genommen, die jedoch, richtig aufgefaßt, gerade das Gegen¬<lb/> theil von den: beweisen würden, was man damit beweisen will. Wenn<lb/> der Kaiser von Nußland mit irgend einer Regierung, oder irgend einer<lb/> ' Maßregel unzufrieden ist, geht rasch ein Courier ab und der Ge¬<lb/> sandte empfängt die Weisung, sein -—gesicht in die allennürrisch-<lb/> sten Falten zu legen, sich mit seinem rauhesten Aussehen zu waffnen,<lb/> um die Unzufriedenheit seines Herrn energisch auszudrücken. Das Mit¬<lb/> tel aber schlägt nicht immer an; so ist es z. B. dem Gesandten fehl¬<lb/> geschlagen, der den Kaiser Alexander 1812 am Hofe von Neapel re-<lb/> präsentirte.</p><lb/> <p xml:id="ID_694" next="#ID_695"> ' Im Jahre 1812 cristirte der Lonstiwt!»»nel noch nicht, Kaiser<lb/> Alexander war noch nicht Coloß beigenannt worden, und in der<lb/> That wurde er es auch erst zwei Monate später. Er hatte sich da¬<lb/> für bei Englands Guineen und bei der Verbindung mit Oesterreich,-<lb/> Preußen/ Schweden, Sächsin, Vaiern, Würtemberg n. s. w., u.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0120]
hat, den einige für einen Narren halten, von dem aber J.J.Rousseau
sagt: ,/er ist ein seltener Mensch, die Ehre seines Zeitalters und seines
Geschlechtes und seit dem Bestehn der Menschheit vielleicht der Einzige,
der nie eine andre > Partei als die der Vernunft hatte." Unser Friede ist
nicht positiv Friede, sondern uur die Negation des Krieges; eigentlich
gesagt, und die Dinge so genommen, wie sie wirklich sind, sollte unser
Friede heißen : Krieg ohne Kanonen- und Flintenschüsse und ohne Kaval¬
lerieangriffe. Wenn unser relativer Friede nicht schon lange ein positi¬
ver Krieg geworden ist, so liegt der Grund darin, daß Jedermann Furcht
Hat, oder daß es bisher an einem plausibeln Beweggrund gefehlt hat.
Der Beweggrund ist nun gefunden: die Visitenkarte Sr. Majestät Louis
Philipp bei Sr. Majestät dem Kaiser aller Reussen war am Se. Niko¬
laus-Tage krank; und der Kaiser Nikolaus hat nun seine Visitenkarte bei
dem König der Franzosen zurückgerufen, damit diese Visitenkarte nicht
bei Gelegenheit des Jahreswechsels von 1842 den König der-Franzosen
beglückwünsche; die stellvertretende Visitenkarte endlich, die in Paris zu¬
rückgeblieben, ist am 1. Januar besagten Jahres 1842 krank gewesen.
Für die Aufrechterhaltung des Friedens bleibt also keine andre Chance,
als die Furcht; und eine Chance ist so viel werth als die andre; einst¬
weilen wird man zum Zeitvertreib und weil man nichts Besseres zu thun
hat, fortfahren einander flott Schabernack anzuthun.
Die russische Regierung hat, sich zu allen Zeiten dadurch bemerk¬
lich gemacht, daß sie, so häufig zu diesen' kleinen Mitteln ihre
Zuflucht genommen, die jedoch, richtig aufgefaßt, gerade das Gegen¬
theil von den: beweisen würden, was man damit beweisen will. Wenn
der Kaiser von Nußland mit irgend einer Regierung, oder irgend einer
' Maßregel unzufrieden ist, geht rasch ein Courier ab und der Ge¬
sandte empfängt die Weisung, sein -—gesicht in die allennürrisch-
sten Falten zu legen, sich mit seinem rauhesten Aussehen zu waffnen,
um die Unzufriedenheit seines Herrn energisch auszudrücken. Das Mit¬
tel aber schlägt nicht immer an; so ist es z. B. dem Gesandten fehl¬
geschlagen, der den Kaiser Alexander 1812 am Hofe von Neapel re-
präsentirte.
' Im Jahre 1812 cristirte der Lonstiwt!»»nel noch nicht, Kaiser
Alexander war noch nicht Coloß beigenannt worden, und in der
That wurde er es auch erst zwei Monate später. Er hatte sich da¬
für bei Englands Guineen und bei der Verbindung mit Oesterreich,-
Preußen/ Schweden, Sächsin, Vaiern, Würtemberg n. s. w., u.
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