Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.VisitsnkavteK und -- Rußland! , Dieß ärmlichste von allen Spielen Die Visitenkarten, diese Scheidemünze der Artigkeit, der Ergeben¬ VisitsnkavteK und — Rußland! , Dieß ärmlichste von allen Spielen Die Visitenkarten, diese Scheidemünze der Artigkeit, der Ergeben¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0118" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/267333"/> </div> <div n="1"> <head> VisitsnkavteK und — Rußland!</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <quote type="epigraph"> , Dieß ärmlichste von allen Spielen<lb/> Entwickelt mehr, nIS es verheißt:<lb/> Die Kleinen — die nach Hoheit schielen,<lb/> Die Hohen —die nach Kleinem zielen,<lb/> Zeigt eS im wahren Licht, im wahren Geist,<lb/> Thümmel,</quote><lb/> <p xml:id="ID_687" next="#ID_688"> Die Visitenkarten, diese Scheidemünze der Artigkeit, der Ergeben¬<lb/> heit, der Unterthänigkeit, sind keinesweges eine so unbedeutende Sache,<lb/> als man gemeinhin annimmt, schenkt man gleich denen, die man erhält,<lb/> uur sehr wenig Aufmerksamkeit, so beschäftigt man sich dafür um so mehr<lb/> mit denen, die man ... nicht erhält. Gleichwie, nach Börne's Aus¬<lb/> druck, „ein Casinoball mehr durch die Ausgeschlossenen, als durch die Zu¬<lb/> gelassenen verherrlicht wird." In einem großen Theile Deutschlands hat<lb/> man es sich mit den Visitenkartell zum Neujahr bequemer gemacht, in¬<lb/> dem man durch ein Geschenk an die Armenvcrwaltung des Ortes, welche<lb/> die Namen der Geber durch die Zeitungen veröffentlicht, diesem lästigen<lb/> Gebrauche sich entzieht. In Frankreich aber und überall, wo noch fran¬<lb/> zösische Sitte herrscht, häufen sich, um die Zeit des 1. Januar, in al¬<lb/> len Salons Hunderte von Karten auf den Kaminen, auf den Tischen,<lb/> in eleganten Körbchen; diese Karten werden in bunter Neihe auseinander<lb/> gehäuft, und zwar mit einer solchen Unordnung, daß man immer ver¬<lb/> sucht ist, sich zu fragen: „Wer hat wohl mitten in diesem Haufen mei¬<lb/> nen Namen unterscheiden können? Und wenn er also nicht dabei ge¬<lb/> wesen wäre, wein würde es auch im Entferntesten eingefallen sein?<lb/> Wahrhaftig, nächstes Jahr werde, ich hübsch zu Haufe bleiben und Nie¬<lb/> mand wird etwas davon merken." Fehlgeschossen: man wird es wohl<lb/> bemerken und durch eine merkliche Verminderung in der Zahl der Ein-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0118]
VisitsnkavteK und — Rußland!
, Dieß ärmlichste von allen Spielen
Entwickelt mehr, nIS es verheißt:
Die Kleinen — die nach Hoheit schielen,
Die Hohen —die nach Kleinem zielen,
Zeigt eS im wahren Licht, im wahren Geist,
Thümmel,
Die Visitenkarten, diese Scheidemünze der Artigkeit, der Ergeben¬
heit, der Unterthänigkeit, sind keinesweges eine so unbedeutende Sache,
als man gemeinhin annimmt, schenkt man gleich denen, die man erhält,
uur sehr wenig Aufmerksamkeit, so beschäftigt man sich dafür um so mehr
mit denen, die man ... nicht erhält. Gleichwie, nach Börne's Aus¬
druck, „ein Casinoball mehr durch die Ausgeschlossenen, als durch die Zu¬
gelassenen verherrlicht wird." In einem großen Theile Deutschlands hat
man es sich mit den Visitenkartell zum Neujahr bequemer gemacht, in¬
dem man durch ein Geschenk an die Armenvcrwaltung des Ortes, welche
die Namen der Geber durch die Zeitungen veröffentlicht, diesem lästigen
Gebrauche sich entzieht. In Frankreich aber und überall, wo noch fran¬
zösische Sitte herrscht, häufen sich, um die Zeit des 1. Januar, in al¬
len Salons Hunderte von Karten auf den Kaminen, auf den Tischen,
in eleganten Körbchen; diese Karten werden in bunter Neihe auseinander
gehäuft, und zwar mit einer solchen Unordnung, daß man immer ver¬
sucht ist, sich zu fragen: „Wer hat wohl mitten in diesem Haufen mei¬
nen Namen unterscheiden können? Und wenn er also nicht dabei ge¬
wesen wäre, wein würde es auch im Entferntesten eingefallen sein?
Wahrhaftig, nächstes Jahr werde, ich hübsch zu Haufe bleiben und Nie¬
mand wird etwas davon merken." Fehlgeschossen: man wird es wohl
bemerken und durch eine merkliche Verminderung in der Zahl der Ein-
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |