Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester.Revue des Deur-Mondes sich blamiren darf. Welches Recht aber Die Revue des Deur-Mondes bringt von Herrn Frvd^rie Mer¬ "Eine gefährliche Klippe," behauptet Mercey, "ist für die deut¬ Der Verfasser, entgegnet Wolffers, beruft sich hierbei auf Mme Revue des Deur-Mondes sich blamiren darf. Welches Recht aber Die Revue des Deur-Mondes bringt von Herrn Frvd^rie Mer¬ „Eine gefährliche Klippe," behauptet Mercey, „ist für die deut¬ Der Verfasser, entgegnet Wolffers, beruft sich hierbei auf Mme <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0094" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/266711"/> <p xml:id="ID_210" prev="#ID_209"> Revue des Deur-Mondes sich blamiren darf. Welches Recht aber<lb/> hat man, uns langweiligen, trocknen Unsinn vorzusetzen? Unsere<lb/> Langweiligen, unsere Pedanten haben wenigstens was gelernt.<lb/> Wenn wir französische Abhandlungen über unsere Literatur, Politik<lb/> no Gesellschaft lesen, die von der Wahrheit das Gegentheil enthalten,<lb/> so können wir mit Recht wenigstens eine pikante Entschädigung fordern.</p><lb/> <p xml:id="ID_211"> Die Revue des Deur-Mondes bringt von Herrn Frvd^rie Mer¬<lb/> cey einen Artikel über die moderne Kunst in Deutschland, den wir<lb/> kaum beachten würden, fühlten wir uns nicht gedrungen, auf Herrn<lb/> Fr. WolfferS hinzuweisen, der in der hiesigen „Emancipation" die<lb/> gröbsten Irrthümer der Mercey'schen Darstellung scharf beleuchtet<lb/> hat. Gerade in Belgien, wo die Erinnerungen aus der flämischen<lb/> Kunstperiode eine Theilnahme am Schicksal der geistverwandten deut¬<lb/> schen Kunst erwarten lassen und wo die französische Presse bei der<lb/> Jugend noch so viel Glauben findet, war die Entgegnung des Herrn<lb/> Wvlfferö um rechten Orte. Manchen Leser, wenn er auch sonst<lb/> nicht nach den Ansichten des Herrn Mercey neugierig wäre, wird<lb/> die würdige Sprache freuen, die unser Freund für den Ruhm der<lb/> deutschen Kunst in einem französisch geschriebenen Blatte führt. Wir<lb/> heben die wichtigsten Stellen aus dem Aufsatz des Herrn Wolffers<lb/> hervor:</p><lb/> <p xml:id="ID_212"> „Eine gefährliche Klippe," behauptet Mercey, „ist für die deut¬<lb/> schen Maler der Mißbrauch des Gedanklichen . . . welcher<lb/> voir dem zu großen Einfluß herrührt, den die Schriftsteller auf die<lb/> Maler ausüben. Es ist dabei von abstrakten Ideen und künstlicher<lb/> Begeisterung durch deutsche Philosophie (!) die Rede."</p><lb/> <p xml:id="ID_213" next="#ID_214"> Der Verfasser, entgegnet Wolffers, beruft sich hierbei auf Mme<lb/> de Stael, die zu einer Zeit schrieb, wo sich Deutschland noch müh¬<lb/> sam den Schulen von David und Camuccini nachschleppte, wo es keine<lb/> deutsche Schule, keine deutschen Künstler gab. Was aber würde<lb/> man von einem Ingenieur sagen, der über die Mängel der Dampf¬<lb/> maschinen declamiren wollte, ohne seit 15, Jahren eine neue gesehen zu<lb/> haben? — Die deutschen Künstler malen für ein unterrichtetes, ge¬<lb/> bildetes Volk, ein Umstand, der den Kreis ihrer Ideen und Ent¬<lb/> würfe um ein Beträchtliches erweitert. Die Kenntniß der Bibel ist<lb/> in Deutschland allgemein verbreitet, eben so hat der öffentliche Un¬<lb/> terricht den reichen Schatz einheimischer Sagen, Legenden und Ge-</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0094]
Revue des Deur-Mondes sich blamiren darf. Welches Recht aber
hat man, uns langweiligen, trocknen Unsinn vorzusetzen? Unsere
Langweiligen, unsere Pedanten haben wenigstens was gelernt.
Wenn wir französische Abhandlungen über unsere Literatur, Politik
no Gesellschaft lesen, die von der Wahrheit das Gegentheil enthalten,
so können wir mit Recht wenigstens eine pikante Entschädigung fordern.
Die Revue des Deur-Mondes bringt von Herrn Frvd^rie Mer¬
cey einen Artikel über die moderne Kunst in Deutschland, den wir
kaum beachten würden, fühlten wir uns nicht gedrungen, auf Herrn
Fr. WolfferS hinzuweisen, der in der hiesigen „Emancipation" die
gröbsten Irrthümer der Mercey'schen Darstellung scharf beleuchtet
hat. Gerade in Belgien, wo die Erinnerungen aus der flämischen
Kunstperiode eine Theilnahme am Schicksal der geistverwandten deut¬
schen Kunst erwarten lassen und wo die französische Presse bei der
Jugend noch so viel Glauben findet, war die Entgegnung des Herrn
Wvlfferö um rechten Orte. Manchen Leser, wenn er auch sonst
nicht nach den Ansichten des Herrn Mercey neugierig wäre, wird
die würdige Sprache freuen, die unser Freund für den Ruhm der
deutschen Kunst in einem französisch geschriebenen Blatte führt. Wir
heben die wichtigsten Stellen aus dem Aufsatz des Herrn Wolffers
hervor:
„Eine gefährliche Klippe," behauptet Mercey, „ist für die deut¬
schen Maler der Mißbrauch des Gedanklichen . . . welcher
voir dem zu großen Einfluß herrührt, den die Schriftsteller auf die
Maler ausüben. Es ist dabei von abstrakten Ideen und künstlicher
Begeisterung durch deutsche Philosophie (!) die Rede."
Der Verfasser, entgegnet Wolffers, beruft sich hierbei auf Mme
de Stael, die zu einer Zeit schrieb, wo sich Deutschland noch müh¬
sam den Schulen von David und Camuccini nachschleppte, wo es keine
deutsche Schule, keine deutschen Künstler gab. Was aber würde
man von einem Ingenieur sagen, der über die Mängel der Dampf¬
maschinen declamiren wollte, ohne seit 15, Jahren eine neue gesehen zu
haben? — Die deutschen Künstler malen für ein unterrichtetes, ge¬
bildetes Volk, ein Umstand, der den Kreis ihrer Ideen und Ent¬
würfe um ein Beträchtliches erweitert. Die Kenntniß der Bibel ist
in Deutschland allgemein verbreitet, eben so hat der öffentliche Un¬
terricht den reichen Schatz einheimischer Sagen, Legenden und Ge-
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