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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester.

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die Erzeugnisse des gemeinsten Bedarfs, wie die herrlichsten Schöpf¬
ungen des Talents.

Der erste große Schulact ward im Jahre 1840 unter den von
der Regierung subvcntionirten Athenäen und Kollegien angeordnet,
Durch Ausschluß der freien und blos städtischen Gymnasien entbehrte
jedoch diese Festlichkeit noch des rechten nationalen Charakters. Der
Staat stellte sich noch mit seinen Schulen, gleich einem Privatvcrein,
den zahlreichen, von ihm unabhängig bestehenden Lehranstalten, ent¬
gegen. Die Erweiterung des Preiöconcurses, welche das darauf
folgende Jahr brachte, muß deshalb als ein bedeutender Gewinn,
als eine der wichtigsten Anordnungen seit der Reorganisation des
Unterrichtswesens im Jahr IZM angesehen werden. Zu der Be¬
werbung im Herbst 184! waren sämmtliche Schulen eingeladen, die
einen vollständigen Gymnasialcursuö, die alten Sprachen nebst den
mathematischen Wissenschaften, ausweisen konnten, ohne Unterschied,
ob sie ein subsidium vom Staate genossen oder nicht; nur waren
die der ersten Art zur Theilnahme verpflichtet, den übrigen war
dieselbe freigestellt. Das erste Mal schlössen sich freilich nur wenige
freie Anstalten an; es liegt aber in der Natur der Sache, daß die
Theilnahme mit der Zeit immer allgemeiner werden wird. In bei¬
den Jahren hatte man die Preisbewerbungen nur für die oberste
Klasse, die Rhetorik, gelehrter Schulen ausgeschrieben; dieses Jahr
hat man die niederen berufen; uns scheint der frühere Gebrauch den
Vorzug zu verdienen, denn für -die mittleren und unteren Klassen
reichen die gewöhnlichen häuslichen und städtischen Feste vollkommen
hin, und es ist ein Sporn für den Schüler, wenn es ihm für das
Ende seiner Schulzeit vorbehalten bleibt, bei der allgemeinen Natio¬
nalfeier in die Arena zu treten.

Eine noch umfassendere und bedeutendere Preisvertheilung wird
im gegenwärtigen Jahre zum ersten Male stattfinden. Denn es
sind nun auch durch einen königlichen Beschluß vom Z3. Oktober
>84I sämmtliche Universitäten des Landes aufgefordert, und für jede
der vier Facultäten (an die Stelle der theologischen tritt als vierte
eine Facultät der mathematischen und naturwissenschaftlichen) sind
zwei Ehrenmedaillen ausgesetzt, über deren Ertheilung die von den
einzelnen Facultäten der vier Universitäten erwählte Jury zu ent¬
scheiden hat. Zu diesem Concurse wird nicht blos, wie in Deutsch-


die Erzeugnisse des gemeinsten Bedarfs, wie die herrlichsten Schöpf¬
ungen des Talents.

Der erste große Schulact ward im Jahre 1840 unter den von
der Regierung subvcntionirten Athenäen und Kollegien angeordnet,
Durch Ausschluß der freien und blos städtischen Gymnasien entbehrte
jedoch diese Festlichkeit noch des rechten nationalen Charakters. Der
Staat stellte sich noch mit seinen Schulen, gleich einem Privatvcrein,
den zahlreichen, von ihm unabhängig bestehenden Lehranstalten, ent¬
gegen. Die Erweiterung des Preiöconcurses, welche das darauf
folgende Jahr brachte, muß deshalb als ein bedeutender Gewinn,
als eine der wichtigsten Anordnungen seit der Reorganisation des
Unterrichtswesens im Jahr IZM angesehen werden. Zu der Be¬
werbung im Herbst 184! waren sämmtliche Schulen eingeladen, die
einen vollständigen Gymnasialcursuö, die alten Sprachen nebst den
mathematischen Wissenschaften, ausweisen konnten, ohne Unterschied,
ob sie ein subsidium vom Staate genossen oder nicht; nur waren
die der ersten Art zur Theilnahme verpflichtet, den übrigen war
dieselbe freigestellt. Das erste Mal schlössen sich freilich nur wenige
freie Anstalten an; es liegt aber in der Natur der Sache, daß die
Theilnahme mit der Zeit immer allgemeiner werden wird. In bei¬
den Jahren hatte man die Preisbewerbungen nur für die oberste
Klasse, die Rhetorik, gelehrter Schulen ausgeschrieben; dieses Jahr
hat man die niederen berufen; uns scheint der frühere Gebrauch den
Vorzug zu verdienen, denn für -die mittleren und unteren Klassen
reichen die gewöhnlichen häuslichen und städtischen Feste vollkommen
hin, und es ist ein Sporn für den Schüler, wenn es ihm für das
Ende seiner Schulzeit vorbehalten bleibt, bei der allgemeinen Natio¬
nalfeier in die Arena zu treten.

Eine noch umfassendere und bedeutendere Preisvertheilung wird
im gegenwärtigen Jahre zum ersten Male stattfinden. Denn es
sind nun auch durch einen königlichen Beschluß vom Z3. Oktober
>84I sämmtliche Universitäten des Landes aufgefordert, und für jede
der vier Facultäten (an die Stelle der theologischen tritt als vierte
eine Facultät der mathematischen und naturwissenschaftlichen) sind
zwei Ehrenmedaillen ausgesetzt, über deren Ertheilung die von den
einzelnen Facultäten der vier Universitäten erwählte Jury zu ent¬
scheiden hat. Zu diesem Concurse wird nicht blos, wie in Deutsch-


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[0078] die Erzeugnisse des gemeinsten Bedarfs, wie die herrlichsten Schöpf¬ ungen des Talents. Der erste große Schulact ward im Jahre 1840 unter den von der Regierung subvcntionirten Athenäen und Kollegien angeordnet, Durch Ausschluß der freien und blos städtischen Gymnasien entbehrte jedoch diese Festlichkeit noch des rechten nationalen Charakters. Der Staat stellte sich noch mit seinen Schulen, gleich einem Privatvcrein, den zahlreichen, von ihm unabhängig bestehenden Lehranstalten, ent¬ gegen. Die Erweiterung des Preiöconcurses, welche das darauf folgende Jahr brachte, muß deshalb als ein bedeutender Gewinn, als eine der wichtigsten Anordnungen seit der Reorganisation des Unterrichtswesens im Jahr IZM angesehen werden. Zu der Be¬ werbung im Herbst 184! waren sämmtliche Schulen eingeladen, die einen vollständigen Gymnasialcursuö, die alten Sprachen nebst den mathematischen Wissenschaften, ausweisen konnten, ohne Unterschied, ob sie ein subsidium vom Staate genossen oder nicht; nur waren die der ersten Art zur Theilnahme verpflichtet, den übrigen war dieselbe freigestellt. Das erste Mal schlössen sich freilich nur wenige freie Anstalten an; es liegt aber in der Natur der Sache, daß die Theilnahme mit der Zeit immer allgemeiner werden wird. In bei¬ den Jahren hatte man die Preisbewerbungen nur für die oberste Klasse, die Rhetorik, gelehrter Schulen ausgeschrieben; dieses Jahr hat man die niederen berufen; uns scheint der frühere Gebrauch den Vorzug zu verdienen, denn für -die mittleren und unteren Klassen reichen die gewöhnlichen häuslichen und städtischen Feste vollkommen hin, und es ist ein Sporn für den Schüler, wenn es ihm für das Ende seiner Schulzeit vorbehalten bleibt, bei der allgemeinen Natio¬ nalfeier in die Arena zu treten. Eine noch umfassendere und bedeutendere Preisvertheilung wird im gegenwärtigen Jahre zum ersten Male stattfinden. Denn es sind nun auch durch einen königlichen Beschluß vom Z3. Oktober >84I sämmtliche Universitäten des Landes aufgefordert, und für jede der vier Facultäten (an die Stelle der theologischen tritt als vierte eine Facultät der mathematischen und naturwissenschaftlichen) sind zwei Ehrenmedaillen ausgesetzt, über deren Ertheilung die von den einzelnen Facultäten der vier Universitäten erwählte Jury zu ent¬ scheiden hat. Zu diesem Concurse wird nicht blos, wie in Deutsch-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_266616/78>, abgerufen am 23.07.2024.