Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester.Sonnenaufgang ihm bereitwillig abgetreten Härte. Andere hätten -- "Was giebt eS? was soll das heißen? -- ich glaube, "Sie glauben? Die ganze Gesellschaft wartet nur auf Sie!--" -- "Wozu denn?" -- -- "Um sich aus den Weg zu machen." -- "El, Sie machen sich auf den Weg. -- Ich meinerseits be¬ Hierauf verschloß er das Fenster. Der Abtrünnige! Offenbar Jeder Ritter bot seinen Arm einer Dame und so mgchten wir uns Meine Dame war eine junge Engländerin, welche der Zufall Sonnenaufgang ihm bereitwillig abgetreten Härte. Andere hätten — „Was giebt eS? was soll das heißen? — ich glaube, „Sie glauben? Die ganze Gesellschaft wartet nur auf Sie!--" — „Wozu denn?" — — „Um sich aus den Weg zu machen." — „El, Sie machen sich auf den Weg. — Ich meinerseits be¬ Hierauf verschloß er das Fenster. Der Abtrünnige! Offenbar Jeder Ritter bot seinen Arm einer Dame und so mgchten wir uns Meine Dame war eine junge Engländerin, welche der Zufall <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0060" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/266677"/> <p xml:id="ID_130" prev="#ID_129"> Sonnenaufgang ihm bereitwillig abgetreten Härte. Andere hätten<lb/> wohl lieber dem Beispiel der Sonne selbst gefolgt, die um 5 Uhr<lb/> früh aufsteht, nachdem sie um 7 Uhr Abends zu Bette gegangen.<lb/> Allein das faule Sträuben half nichts und nach einer Viertelstunde<lb/> war Alles auf den Beinen. Das Wetter war wunderbar schön,<lb/> der Himmel blau und klar, der Mond hell und glänzend. Madame<lb/> Pasta verlas die Namen; ein Herr fehlte. Drei oder vier Bediente<lb/> wurden vor seine Thüre geschickt — umsonst ; er antwortete: er<lb/> schliefe. Alsobald machte sich die ganze Bande auf und brachte ihm<lb/> unter seinem Fenster ein Ständchen, wie die beste komische Oper kein<lb/> schöneres aufzuweisen hat. Endlich öffnete sich das Fenster, ein Kopf<lb/> kam zum Vorschein.</p><lb/> <p xml:id="ID_131"> — „Was giebt eS? was soll das heißen? — ich glaube,<lb/> man ruft mich —"</p><lb/> <p xml:id="ID_132"> „Sie glauben? Die ganze Gesellschaft wartet nur auf Sie!--"</p><lb/> <p xml:id="ID_133"> — „Wozu denn?" —</p><lb/> <p xml:id="ID_134"> — „Um sich aus den Weg zu machen."</p><lb/> <p xml:id="ID_135"> — „El, Sie machen sich auf den Weg. — Ich meinerseits be¬<lb/> finde mich hier so wohl bei Madame Pasta, daß ich auch bis<lb/> morgen da zu bleiben gedenke. Glückliche Reise!"</p><lb/> <p xml:id="ID_136"> Hierauf verschloß er das Fenster. Der Abtrünnige! Offenbar<lb/> war ein solcher Mensch uilwüidig, ein Mitglied unserer muthigen<lb/> Caravane zu sein. Wir überließen ihn daher seiner Faulheit und<lb/> bestiegen die Barken, welche uns nach dem jenseitigen Ufer des Sees<lb/> fuhren, von wo aus wir unsere eigentliche Wanderung antraten.</p><lb/> <p xml:id="ID_137"> Jeder Ritter bot seinen Arm einer Dame und so mgchten wir uns<lb/> daran, das Zickzack des steilen Berges zu erklimmen. Diese Ritterdienste<lb/> waren weder leicht, noch angenehm, der steile Weg war. mit tausend<lb/> kleinen spitzen Steinchen bedeckt, die oftmals unter den Füßen weg¬<lb/> rutschten, wobei die Damen immer ein Zetergeschrei ausstießen; das<lb/> Gesträuch verwickelte sich oft in den Kleidern wie ein frecher Zu-<lb/> bringung. Die Aufmerksamkeit für das zarte Geschlecht raubte uns<lb/> die Aufmerksamkeit auf uns selbst und mancher kollerte daher, nach¬<lb/> dem er 20 Schritte gethan, 30 Schritte wieder zurück. —</p><lb/> <p xml:id="ID_138" next="#ID_139"> Meine Dame war eine junge Engländerin, welche der Zufall<lb/> in der Barke an meine Seite brachte; ich hatte ihr die Hand hehr<lb/> Heraussteigen geboten und war somit ihr natürliche-r Partner auf</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0060]
Sonnenaufgang ihm bereitwillig abgetreten Härte. Andere hätten
wohl lieber dem Beispiel der Sonne selbst gefolgt, die um 5 Uhr
früh aufsteht, nachdem sie um 7 Uhr Abends zu Bette gegangen.
Allein das faule Sträuben half nichts und nach einer Viertelstunde
war Alles auf den Beinen. Das Wetter war wunderbar schön,
der Himmel blau und klar, der Mond hell und glänzend. Madame
Pasta verlas die Namen; ein Herr fehlte. Drei oder vier Bediente
wurden vor seine Thüre geschickt — umsonst ; er antwortete: er
schliefe. Alsobald machte sich die ganze Bande auf und brachte ihm
unter seinem Fenster ein Ständchen, wie die beste komische Oper kein
schöneres aufzuweisen hat. Endlich öffnete sich das Fenster, ein Kopf
kam zum Vorschein.
— „Was giebt eS? was soll das heißen? — ich glaube,
man ruft mich —"
„Sie glauben? Die ganze Gesellschaft wartet nur auf Sie!--"
— „Wozu denn?" —
— „Um sich aus den Weg zu machen."
— „El, Sie machen sich auf den Weg. — Ich meinerseits be¬
finde mich hier so wohl bei Madame Pasta, daß ich auch bis
morgen da zu bleiben gedenke. Glückliche Reise!"
Hierauf verschloß er das Fenster. Der Abtrünnige! Offenbar
war ein solcher Mensch uilwüidig, ein Mitglied unserer muthigen
Caravane zu sein. Wir überließen ihn daher seiner Faulheit und
bestiegen die Barken, welche uns nach dem jenseitigen Ufer des Sees
fuhren, von wo aus wir unsere eigentliche Wanderung antraten.
Jeder Ritter bot seinen Arm einer Dame und so mgchten wir uns
daran, das Zickzack des steilen Berges zu erklimmen. Diese Ritterdienste
waren weder leicht, noch angenehm, der steile Weg war. mit tausend
kleinen spitzen Steinchen bedeckt, die oftmals unter den Füßen weg¬
rutschten, wobei die Damen immer ein Zetergeschrei ausstießen; das
Gesträuch verwickelte sich oft in den Kleidern wie ein frecher Zu-
bringung. Die Aufmerksamkeit für das zarte Geschlecht raubte uns
die Aufmerksamkeit auf uns selbst und mancher kollerte daher, nach¬
dem er 20 Schritte gethan, 30 Schritte wieder zurück. —
Meine Dame war eine junge Engländerin, welche der Zufall
in der Barke an meine Seite brachte; ich hatte ihr die Hand hehr
Heraussteigen geboten und war somit ihr natürliche-r Partner auf
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