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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester.

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dogmatischen Formeln, keiner Schule ihre neue Terminologie entlehnt.
Sie hat all daS schwereGepäck des Socialismus hinter sich gelassen,
das doch zu Nichts weiter dient, als den Mangel an Ideen hinter
einem Purpurmantel hochtrabender Floskeln zu verbergen. Was
sollte sie auch mit diesem unnützen Wortaufwand machen, der eben
nur für die excentrischen Neuerer gut ist? Da sie Sitten und Ge¬
setze, Einrichtungen und Gebräuche unverändert so annahm, wie
sie dieselben vorfand, so mußte sie nothwendigerweise auch den Geist
und die Sprache derselben beibehalten. Sie ist von der Theorie
zu den Thatsachen übergegangen und sucht, indem sie sich mitten
auf den Markt des Geschäftölebenö stellt, das Verdienst ihrer Ideen
nur in deren praktischem Werthe. Nur Eins hat sie den ihr vor¬
angegangenen Systemen entlehnt, nämlich das Wort Association,
das ja eigentlich so alt als die bürgerliche Gesellschaft und dessen
Bedeutsamkeit allgemein anerkannt ist, ob zwar es bisher noch Nie¬
manden hat gelingen wollen, eS vernünftig anzuwenden. Wir wollen
nun betrachten, was in dem neuen uns vorliegenden Plane daraus
geworden ist.

Die Compagnie verbindet zu einer Gesellschaft mit einander
die drei Elemente des Grundbesitzes, des Kapitals und der Arbeit,
aber nur in den neuen Ländern, wo sie ihre Niederlassungen be¬
gründen will, weil dort keines jener unbesiegbaren und zahlreichen
Hindernisse der Verbindung entgegentritt, welche schon bestehende
gesellschaftliche Verhältnisse ihr in den Weg legen und weil man
dort, ohne bei jedem Schritt ängstlich auf alle Umgebungen ach¬
ten zu müssen, neuen Combinationen sich überlassen kann. Die
drei Mitglieder der Association liefern jedes eine ihm zugehörende
Einlage; der Grundbesitz, die Gründer der Compagnie, giebt die
von ihm erworbene Landstrecke her; das Kapital, die Mctionaire,
welche größere oder geringere Loose an sich bringen, giebt die Mit¬
tel zur Ausbeutung der Ländereien; die Arbeit endlich, die von der
Compagnie einzuführenden Colonisten, liefert ihren Beitrag, indem
sie die Bebauung der Ländereien übernimmt.

Der Fond der Gesellschaft, sowohl an beweglichem als an un¬
beweglichem Besitz, bleibt während der Dauer der ihn ausbeuten¬
den Gemeinde -- die Association nimmt nämlich den Namen Oommu-
"ant"- tlo t'lluwu an -- unveräußerlich. Der aus der Exploitation


dogmatischen Formeln, keiner Schule ihre neue Terminologie entlehnt.
Sie hat all daS schwereGepäck des Socialismus hinter sich gelassen,
das doch zu Nichts weiter dient, als den Mangel an Ideen hinter
einem Purpurmantel hochtrabender Floskeln zu verbergen. Was
sollte sie auch mit diesem unnützen Wortaufwand machen, der eben
nur für die excentrischen Neuerer gut ist? Da sie Sitten und Ge¬
setze, Einrichtungen und Gebräuche unverändert so annahm, wie
sie dieselben vorfand, so mußte sie nothwendigerweise auch den Geist
und die Sprache derselben beibehalten. Sie ist von der Theorie
zu den Thatsachen übergegangen und sucht, indem sie sich mitten
auf den Markt des Geschäftölebenö stellt, das Verdienst ihrer Ideen
nur in deren praktischem Werthe. Nur Eins hat sie den ihr vor¬
angegangenen Systemen entlehnt, nämlich das Wort Association,
das ja eigentlich so alt als die bürgerliche Gesellschaft und dessen
Bedeutsamkeit allgemein anerkannt ist, ob zwar es bisher noch Nie¬
manden hat gelingen wollen, eS vernünftig anzuwenden. Wir wollen
nun betrachten, was in dem neuen uns vorliegenden Plane daraus
geworden ist.

Die Compagnie verbindet zu einer Gesellschaft mit einander
die drei Elemente des Grundbesitzes, des Kapitals und der Arbeit,
aber nur in den neuen Ländern, wo sie ihre Niederlassungen be¬
gründen will, weil dort keines jener unbesiegbaren und zahlreichen
Hindernisse der Verbindung entgegentritt, welche schon bestehende
gesellschaftliche Verhältnisse ihr in den Weg legen und weil man
dort, ohne bei jedem Schritt ängstlich auf alle Umgebungen ach¬
ten zu müssen, neuen Combinationen sich überlassen kann. Die
drei Mitglieder der Association liefern jedes eine ihm zugehörende
Einlage; der Grundbesitz, die Gründer der Compagnie, giebt die
von ihm erworbene Landstrecke her; das Kapital, die Mctionaire,
welche größere oder geringere Loose an sich bringen, giebt die Mit¬
tel zur Ausbeutung der Ländereien; die Arbeit endlich, die von der
Compagnie einzuführenden Colonisten, liefert ihren Beitrag, indem
sie die Bebauung der Ländereien übernimmt.

Der Fond der Gesellschaft, sowohl an beweglichem als an un¬
beweglichem Besitz, bleibt während der Dauer der ihn ausbeuten¬
den Gemeinde — die Association nimmt nämlich den Namen Oommu-
»ant«- tlo t'lluwu an — unveräußerlich. Der aus der Exploitation


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[0582] dogmatischen Formeln, keiner Schule ihre neue Terminologie entlehnt. Sie hat all daS schwereGepäck des Socialismus hinter sich gelassen, das doch zu Nichts weiter dient, als den Mangel an Ideen hinter einem Purpurmantel hochtrabender Floskeln zu verbergen. Was sollte sie auch mit diesem unnützen Wortaufwand machen, der eben nur für die excentrischen Neuerer gut ist? Da sie Sitten und Ge¬ setze, Einrichtungen und Gebräuche unverändert so annahm, wie sie dieselben vorfand, so mußte sie nothwendigerweise auch den Geist und die Sprache derselben beibehalten. Sie ist von der Theorie zu den Thatsachen übergegangen und sucht, indem sie sich mitten auf den Markt des Geschäftölebenö stellt, das Verdienst ihrer Ideen nur in deren praktischem Werthe. Nur Eins hat sie den ihr vor¬ angegangenen Systemen entlehnt, nämlich das Wort Association, das ja eigentlich so alt als die bürgerliche Gesellschaft und dessen Bedeutsamkeit allgemein anerkannt ist, ob zwar es bisher noch Nie¬ manden hat gelingen wollen, eS vernünftig anzuwenden. Wir wollen nun betrachten, was in dem neuen uns vorliegenden Plane daraus geworden ist. Die Compagnie verbindet zu einer Gesellschaft mit einander die drei Elemente des Grundbesitzes, des Kapitals und der Arbeit, aber nur in den neuen Ländern, wo sie ihre Niederlassungen be¬ gründen will, weil dort keines jener unbesiegbaren und zahlreichen Hindernisse der Verbindung entgegentritt, welche schon bestehende gesellschaftliche Verhältnisse ihr in den Weg legen und weil man dort, ohne bei jedem Schritt ängstlich auf alle Umgebungen ach¬ ten zu müssen, neuen Combinationen sich überlassen kann. Die drei Mitglieder der Association liefern jedes eine ihm zugehörende Einlage; der Grundbesitz, die Gründer der Compagnie, giebt die von ihm erworbene Landstrecke her; das Kapital, die Mctionaire, welche größere oder geringere Loose an sich bringen, giebt die Mit¬ tel zur Ausbeutung der Ländereien; die Arbeit endlich, die von der Compagnie einzuführenden Colonisten, liefert ihren Beitrag, indem sie die Bebauung der Ländereien übernimmt. Der Fond der Gesellschaft, sowohl an beweglichem als an un¬ beweglichem Besitz, bleibt während der Dauer der ihn ausbeuten¬ den Gemeinde — die Association nimmt nämlich den Namen Oommu- »ant«- tlo t'lluwu an — unveräußerlich. Der aus der Exploitation

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_266616/582>, abgerufen am 23.07.2024.