Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester.

Bild:
<< vorherige Seite

Kinder, denen eS selbst ein Unterkommen zu verschaffen nicht ver-
mocht, in die Fremde sich zerstreuen läßt, es dennoch auch in der
Ferne sie noch unter seinem schützenden Fittich hält und daß diese
ihrerseits ihm dafür einen thätigen Dank abstatten können. Man
begreift aber leicht, daß so wie dieses letztere von der Lage und
dem Wohlstande der Auswanderer in ihrem neuen Wohnorte ab¬
hängt, diese selbst wieder im innigen Zusammenhange mit der
Kraft des Staats- und Arbeits-Organismus stehen, dem sie ein¬
verleibt worden sind. Diese und ähnliche Ideen haben offenbar
den Begründern eines Vereins vorgeschwebt, welcher sich unter dem
Namen Belgische Colvnisations-Compagnie constituirt und die Ge¬
nehmigung der Brüsseler Regierung für sich und seine Statuten
erhalten hat. An der Spitze der Compagnie stehen als Meistbe-
theiligte und kräftig Mitwirkende eine Anzahl Männer von vor-
theilhaftem bekanntem Charakter, wie der Staatsminister GrafMerode,
Graf Hompesch, ein Deutscher, Graf Arrivabene, ein nicht unvor-
theilhaft bekannter Schriftsteller im Gebiete der ökonomischen Wissen¬
schaften, und andere mehr. Die Compagnie hat ihr Augenmerk
zunächst auf den, District der Bai von Santo Thomas in der
Republik Guatemala in Central-Amerika gerichtet, der ihr unter
ziemlich günstigen Bedingungen abgetreten worden war. Hier be¬
fand sie sich auf einem Terrain, das noch jungfräulich, noch nicht
von mannigfach verwickelten Interessen eingenommen war. Hier
konnte sie also eine innere Einrichtung ganz nach ihrem Belieben
treffen. Und dies bezweckt sie auch. Von Herrn Louis Obere,
einem scharfsinnigen, erfahrenen Mann ist eine geistreiche Combina¬
tion der verschiedenen Elemente, die zur Colonisation eines Landes
erforderlich sind, ausgesonnen worden, welche alle betheiligten In¬
teressen gleich sehr zufrieden zu stellen vermag und deren ausführ¬
licher Besprechung die folgenden Seiten gewidmet sein sollen. Bor¬
her wollen wir nur noch zur Geschichte dieses Unternehmens be¬
merken, daß von der Compagnie eine aus Sachkundigen bestehende
Comtssion, der auch die belgische Regierung einen Comissair beigegeben,
hatte, an Ort und Stelle geschickt worden war. Die Untersuchun¬
gen, welche diese Compagnie anstellen sollte, betrafen die wichtigen
Punkte über Salubrität, Lage und Fruchtbarkeit des Landes, über,
dessen Producte und über die Möglichkeit, einen Tauschhandel zwi-


Kinder, denen eS selbst ein Unterkommen zu verschaffen nicht ver-
mocht, in die Fremde sich zerstreuen läßt, es dennoch auch in der
Ferne sie noch unter seinem schützenden Fittich hält und daß diese
ihrerseits ihm dafür einen thätigen Dank abstatten können. Man
begreift aber leicht, daß so wie dieses letztere von der Lage und
dem Wohlstande der Auswanderer in ihrem neuen Wohnorte ab¬
hängt, diese selbst wieder im innigen Zusammenhange mit der
Kraft des Staats- und Arbeits-Organismus stehen, dem sie ein¬
verleibt worden sind. Diese und ähnliche Ideen haben offenbar
den Begründern eines Vereins vorgeschwebt, welcher sich unter dem
Namen Belgische Colvnisations-Compagnie constituirt und die Ge¬
nehmigung der Brüsseler Regierung für sich und seine Statuten
erhalten hat. An der Spitze der Compagnie stehen als Meistbe-
theiligte und kräftig Mitwirkende eine Anzahl Männer von vor-
theilhaftem bekanntem Charakter, wie der Staatsminister GrafMerode,
Graf Hompesch, ein Deutscher, Graf Arrivabene, ein nicht unvor-
theilhaft bekannter Schriftsteller im Gebiete der ökonomischen Wissen¬
schaften, und andere mehr. Die Compagnie hat ihr Augenmerk
zunächst auf den, District der Bai von Santo Thomas in der
Republik Guatemala in Central-Amerika gerichtet, der ihr unter
ziemlich günstigen Bedingungen abgetreten worden war. Hier be¬
fand sie sich auf einem Terrain, das noch jungfräulich, noch nicht
von mannigfach verwickelten Interessen eingenommen war. Hier
konnte sie also eine innere Einrichtung ganz nach ihrem Belieben
treffen. Und dies bezweckt sie auch. Von Herrn Louis Obere,
einem scharfsinnigen, erfahrenen Mann ist eine geistreiche Combina¬
tion der verschiedenen Elemente, die zur Colonisation eines Landes
erforderlich sind, ausgesonnen worden, welche alle betheiligten In¬
teressen gleich sehr zufrieden zu stellen vermag und deren ausführ¬
licher Besprechung die folgenden Seiten gewidmet sein sollen. Bor¬
her wollen wir nur noch zur Geschichte dieses Unternehmens be¬
merken, daß von der Compagnie eine aus Sachkundigen bestehende
Comtssion, der auch die belgische Regierung einen Comissair beigegeben,
hatte, an Ort und Stelle geschickt worden war. Die Untersuchun¬
gen, welche diese Compagnie anstellen sollte, betrafen die wichtigen
Punkte über Salubrität, Lage und Fruchtbarkeit des Landes, über,
dessen Producte und über die Möglichkeit, einen Tauschhandel zwi-


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0580" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/267197"/>
            <p xml:id="ID_1582" prev="#ID_1581" next="#ID_1583"> Kinder, denen eS selbst ein Unterkommen zu verschaffen nicht ver-<lb/>
mocht, in die Fremde sich zerstreuen läßt, es dennoch auch in der<lb/>
Ferne sie noch unter seinem schützenden Fittich hält und daß diese<lb/>
ihrerseits ihm dafür einen thätigen Dank abstatten können. Man<lb/>
begreift aber leicht, daß so wie dieses letztere von der Lage und<lb/>
dem Wohlstande der Auswanderer in ihrem neuen Wohnorte ab¬<lb/>
hängt, diese selbst wieder im innigen Zusammenhange mit der<lb/>
Kraft des Staats- und Arbeits-Organismus stehen, dem sie ein¬<lb/>
verleibt worden sind.  Diese und ähnliche Ideen haben offenbar<lb/>
den Begründern eines Vereins vorgeschwebt, welcher sich unter dem<lb/>
Namen Belgische Colvnisations-Compagnie constituirt und die Ge¬<lb/>
nehmigung der Brüsseler Regierung für sich und seine Statuten<lb/>
erhalten hat. An der Spitze der Compagnie stehen als Meistbe-<lb/>
theiligte und kräftig Mitwirkende eine Anzahl Männer von vor-<lb/>
theilhaftem bekanntem Charakter, wie der Staatsminister GrafMerode,<lb/>
Graf Hompesch, ein Deutscher, Graf Arrivabene, ein nicht unvor-<lb/>
theilhaft bekannter Schriftsteller im Gebiete der ökonomischen Wissen¬<lb/>
schaften, und andere mehr.  Die Compagnie hat ihr Augenmerk<lb/>
zunächst auf den, District der Bai von Santo Thomas in der<lb/>
Republik Guatemala in Central-Amerika gerichtet, der ihr unter<lb/>
ziemlich günstigen Bedingungen abgetreten worden war. Hier be¬<lb/>
fand sie sich auf einem Terrain, das noch jungfräulich, noch nicht<lb/>
von mannigfach verwickelten Interessen eingenommen war. Hier<lb/>
konnte sie also eine innere Einrichtung ganz nach ihrem Belieben<lb/>
treffen. Und dies bezweckt sie auch.  Von Herrn Louis Obere,<lb/>
einem scharfsinnigen, erfahrenen Mann ist eine geistreiche Combina¬<lb/>
tion der verschiedenen Elemente, die zur Colonisation eines Landes<lb/>
erforderlich sind, ausgesonnen worden, welche alle betheiligten In¬<lb/>
teressen gleich sehr zufrieden zu stellen vermag und deren ausführ¬<lb/>
licher Besprechung die folgenden Seiten gewidmet sein sollen. Bor¬<lb/>
her wollen wir nur noch zur Geschichte dieses Unternehmens be¬<lb/>
merken, daß von der Compagnie eine aus Sachkundigen bestehende<lb/>
Comtssion, der auch die belgische Regierung einen Comissair beigegeben,<lb/>
hatte, an Ort und Stelle geschickt worden war. Die Untersuchun¬<lb/>
gen, welche diese Compagnie anstellen sollte, betrafen die wichtigen<lb/>
Punkte über Salubrität, Lage und Fruchtbarkeit des Landes, über,<lb/>
dessen Producte und über die Möglichkeit, einen Tauschhandel zwi-</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0580] Kinder, denen eS selbst ein Unterkommen zu verschaffen nicht ver- mocht, in die Fremde sich zerstreuen läßt, es dennoch auch in der Ferne sie noch unter seinem schützenden Fittich hält und daß diese ihrerseits ihm dafür einen thätigen Dank abstatten können. Man begreift aber leicht, daß so wie dieses letztere von der Lage und dem Wohlstande der Auswanderer in ihrem neuen Wohnorte ab¬ hängt, diese selbst wieder im innigen Zusammenhange mit der Kraft des Staats- und Arbeits-Organismus stehen, dem sie ein¬ verleibt worden sind. Diese und ähnliche Ideen haben offenbar den Begründern eines Vereins vorgeschwebt, welcher sich unter dem Namen Belgische Colvnisations-Compagnie constituirt und die Ge¬ nehmigung der Brüsseler Regierung für sich und seine Statuten erhalten hat. An der Spitze der Compagnie stehen als Meistbe- theiligte und kräftig Mitwirkende eine Anzahl Männer von vor- theilhaftem bekanntem Charakter, wie der Staatsminister GrafMerode, Graf Hompesch, ein Deutscher, Graf Arrivabene, ein nicht unvor- theilhaft bekannter Schriftsteller im Gebiete der ökonomischen Wissen¬ schaften, und andere mehr. Die Compagnie hat ihr Augenmerk zunächst auf den, District der Bai von Santo Thomas in der Republik Guatemala in Central-Amerika gerichtet, der ihr unter ziemlich günstigen Bedingungen abgetreten worden war. Hier be¬ fand sie sich auf einem Terrain, das noch jungfräulich, noch nicht von mannigfach verwickelten Interessen eingenommen war. Hier konnte sie also eine innere Einrichtung ganz nach ihrem Belieben treffen. Und dies bezweckt sie auch. Von Herrn Louis Obere, einem scharfsinnigen, erfahrenen Mann ist eine geistreiche Combina¬ tion der verschiedenen Elemente, die zur Colonisation eines Landes erforderlich sind, ausgesonnen worden, welche alle betheiligten In¬ teressen gleich sehr zufrieden zu stellen vermag und deren ausführ¬ licher Besprechung die folgenden Seiten gewidmet sein sollen. Bor¬ her wollen wir nur noch zur Geschichte dieses Unternehmens be¬ merken, daß von der Compagnie eine aus Sachkundigen bestehende Comtssion, der auch die belgische Regierung einen Comissair beigegeben, hatte, an Ort und Stelle geschickt worden war. Die Untersuchun¬ gen, welche diese Compagnie anstellen sollte, betrafen die wichtigen Punkte über Salubrität, Lage und Fruchtbarkeit des Landes, über, dessen Producte und über die Möglichkeit, einen Tauschhandel zwi-

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_266616
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_266616/580
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_266616/580>, abgerufen am 23.07.2024.