Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester.wandten, irgendwie an der Unverletzlichkeit schon erworbener und Man würde sich also nur denselben WechselfAllen von Unruhen ES ist dies, dem ersten Anscheine nach, kein neues Mittel; wandten, irgendwie an der Unverletzlichkeit schon erworbener und Man würde sich also nur denselben WechselfAllen von Unruhen ES ist dies, dem ersten Anscheine nach, kein neues Mittel; <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0578" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/267195"/> <p xml:id="ID_1578" prev="#ID_1577"> wandten, irgendwie an der Unverletzlichkeit schon erworbener und<lb/> bestehender Rechte sich vergriffen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1579"> Man würde sich also nur denselben WechselfAllen von Unruhen<lb/> oder Irrthümern aussetzen, wenn man unter den Verhältnissen, in<lb/> denen wir leben, auf einem Terrain, das von allen Seiten durch<lb/> ehrwürdige Gebräuche besetzt, vyn unverjährbaren Gesetzen beschützt<lb/> und von dem rechtmäßigen Widerstande der bedrohten Interessen<lb/> vertheidigt ist, eine neue Organisation der Arbeit versuchen wollte.<lb/> Selbst die mit der größten Ungeduld von Allen herbeigewünschten<lb/> Verbesserungen könnten hier kein Glück machen; und wir glauben<lb/> kaum, daß es irgend einen Kapitalisten oder Fabrikherrn giebt, der<lb/> den Tarif des Geldes oder des Arbeitslohnes zu verändern im<lb/> Stande wäre, um dadurch den Leiden der von der Industrie an¬<lb/> gewandten Volksclassen abzuhelfen. ES bleibt, also Nichts übrig,<lb/> als zu den umgekehrten Mitteln seine Zuflucht zu nehmen uno<lb/> an Orten zu handeln, die von allen feindlich entgegenstehenden<lb/> Antecedentien frei, ausgedehnt genug sind, daß neue Interessen<lb/> sich hier behaglich und unbeschränkt einrichten können und zugleich<lb/> hinlängliche Vortheile besitzen, um diese Interessen zu befriedigen.<lb/> Um aber an solche Orte zu gelangen, bleibt kein andres Mittel,<lb/> als Kolonien anzulegen, nicht in der althergebrachten Bedeutung<lb/> dieses Wortes, sondern um den Menschen Ausgangspunkte zu er¬<lb/> öffnen, wodurch daS Heil unsrer eigenen Institutionen gesichert<lb/> wird, und um daselbst eine Organisation der Arbeit einzuführen,<lb/> die so combinirt ist, daß sie all den Elementen, welche jetzt unsren<lb/> bestehenden Verhältnissen bedrohlich gegenüberstehen, hinlänglichen<lb/> Spielraum gewährt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1580" next="#ID_1581"> ES ist dies, dem ersten Anscheine nach, kein neues Mittel;<lb/> aber die Art und Weise, wie es bisher angewandt worden, hat<lb/> feine Kraft dermaßen geschwächt, daß man sagen kann, es befinde<lb/> sich noch im Zustande völliger Kindheit und sei, wenigstens in Be¬<lb/> zug auf die heilsamen Wirkungen, die es haben kann, durchaus<lb/> noch unbekannt. Denn fast alle Auswanderungen sind bisher—und<lb/> besonders in Teutschland — lediglich dem Zufall anheimgestellt<lb/> und ohne alle Vorbereitungen in die fremden Gegenden hinaus¬<lb/> geschleudert worden, die sie sich zum künftigen Aufenthalt auser¬<lb/> sehen hatten. Meist lediglich der Speculation überlassen und auf</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0578]
wandten, irgendwie an der Unverletzlichkeit schon erworbener und
bestehender Rechte sich vergriffen.
Man würde sich also nur denselben WechselfAllen von Unruhen
oder Irrthümern aussetzen, wenn man unter den Verhältnissen, in
denen wir leben, auf einem Terrain, das von allen Seiten durch
ehrwürdige Gebräuche besetzt, vyn unverjährbaren Gesetzen beschützt
und von dem rechtmäßigen Widerstande der bedrohten Interessen
vertheidigt ist, eine neue Organisation der Arbeit versuchen wollte.
Selbst die mit der größten Ungeduld von Allen herbeigewünschten
Verbesserungen könnten hier kein Glück machen; und wir glauben
kaum, daß es irgend einen Kapitalisten oder Fabrikherrn giebt, der
den Tarif des Geldes oder des Arbeitslohnes zu verändern im
Stande wäre, um dadurch den Leiden der von der Industrie an¬
gewandten Volksclassen abzuhelfen. ES bleibt, also Nichts übrig,
als zu den umgekehrten Mitteln seine Zuflucht zu nehmen uno
an Orten zu handeln, die von allen feindlich entgegenstehenden
Antecedentien frei, ausgedehnt genug sind, daß neue Interessen
sich hier behaglich und unbeschränkt einrichten können und zugleich
hinlängliche Vortheile besitzen, um diese Interessen zu befriedigen.
Um aber an solche Orte zu gelangen, bleibt kein andres Mittel,
als Kolonien anzulegen, nicht in der althergebrachten Bedeutung
dieses Wortes, sondern um den Menschen Ausgangspunkte zu er¬
öffnen, wodurch daS Heil unsrer eigenen Institutionen gesichert
wird, und um daselbst eine Organisation der Arbeit einzuführen,
die so combinirt ist, daß sie all den Elementen, welche jetzt unsren
bestehenden Verhältnissen bedrohlich gegenüberstehen, hinlänglichen
Spielraum gewährt.
ES ist dies, dem ersten Anscheine nach, kein neues Mittel;
aber die Art und Weise, wie es bisher angewandt worden, hat
feine Kraft dermaßen geschwächt, daß man sagen kann, es befinde
sich noch im Zustande völliger Kindheit und sei, wenigstens in Be¬
zug auf die heilsamen Wirkungen, die es haben kann, durchaus
noch unbekannt. Denn fast alle Auswanderungen sind bisher—und
besonders in Teutschland — lediglich dem Zufall anheimgestellt
und ohne alle Vorbereitungen in die fremden Gegenden hinaus¬
geschleudert worden, die sie sich zum künftigen Aufenthalt auser¬
sehen hatten. Meist lediglich der Speculation überlassen und auf
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