Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester.bei passenden Stellen in seine Rede eingeschobene italienische Worte Meinung deö Verfassers über die Art und Weise, ein Gemäld.e zu entwerfen und zu verfertigen. Unsre Unterhaltungen über Kunst gingen indessen, da die Ich antwortete ihm folgendermaßen. Ich mache mir keine bei passenden Stellen in seine Rede eingeschobene italienische Worte Meinung deö Verfassers über die Art und Weise, ein Gemäld.e zu entwerfen und zu verfertigen. Unsre Unterhaltungen über Kunst gingen indessen, da die Ich antwortete ihm folgendermaßen. Ich mache mir keine <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0369" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/266986"/> <p xml:id="ID_1013" prev="#ID_1012"> bei passenden Stellen in seine Rede eingeschobene italienische Worte<lb/> mit seiner Kenntniß dieser Sprache zu prunken. Uns erschien nichts<lb/> lächerlicher, als dieser Reisebericht: denn der Retsende, der überall,<lb/> selbst in Rom, gewesen war — beiläufig bemerkt, er erklärte den<lb/> Papst nicht gesehen zu haben — sprach nur von der italienischen<lb/> Küche; so gab er unter andern die kleinsten Details über die Ma-<lb/> caroni und ihre verschiedene Bereitungsart in den verschiedenen<lb/> Städten Italiens. So gerieth er, als er von seiner Rückreise durch<lb/> die Schweiz sprach, in eine lange, gelehrte Dissertation über den<lb/> ächten Schweizerkäse. Eine junge, ebenfalls zur Gesellschaft gehörige<lb/> Dame schien uns auch nicht das größte Interesse an den Küchen¬<lb/> berichten des Reisenden zu nehmen, sondern im Gegentheil ließ sie<lb/> ihre schönen blauen Augen oft mit sichtbarer Theilnahme auf unsrem<lb/> fröhlichen Kreise ruhen. Wir selbst beschäftigten uns auch ziemlich<lb/> viel in Blicken mit ihr; denn sie war in der That sehr schön<lb/> und es schien ihr durchaus alle Coquetterie und Anmaßung fern<lb/> zu sein.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="3"> <head> Meinung deö Verfassers über die Art und Weise, ein Gemäld.e zu<lb/> entwerfen und zu verfertigen.</head><lb/> <p xml:id="ID_1014"> Unsre Unterhaltungen über Kunst gingen indessen, da die<lb/> Studenten bei Brühl an'ö Land gestiegen und wir Maler allein<lb/> geblieben waren, ihren Gang immer fort, und wir kamen zur Mit¬<lb/> theilung unsrer gegenseitigen, sehr verschiedenen Ansichten über die<lb/> Art und Weise, ein Gemälde zu entwerfen, zu malen und zu been¬<lb/> digen; besonders rollte das Gespräch lange über die Frage, ob mau<lb/> einen ersten Entwurf eines Stoffes machen solle, oder nicht. Nach¬<lb/> dem einer der deutschen Maler seine Meinung dahin ausgesprochen<lb/> hatte, er halte einen Entwurf eines Gemäldes für eine unnütze<lb/> Arbeit, bat er mich um meine Ansicht.</p><lb/> <p xml:id="ID_1015" next="#ID_1016"> Ich antwortete ihm folgendermaßen. Ich mache mir keine<lb/> vorbereitende Zeichnung von dem Gegenstande oder von dem Stoffe,<lb/> den ich behandeln will, weil ich finde, daß es unangenehm ist, ein<lb/> und dieselbe Sache zwei Mal zu machen. — Ich begnüge mich<lb/> damit, meinen Gedanken sofort auf die Leinewand hinzuwerfen-<lb/> Nachdem ich zuerst meinen Entwurf hinlänglich skizzirt und gründlich</p><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0369]
bei passenden Stellen in seine Rede eingeschobene italienische Worte
mit seiner Kenntniß dieser Sprache zu prunken. Uns erschien nichts
lächerlicher, als dieser Reisebericht: denn der Retsende, der überall,
selbst in Rom, gewesen war — beiläufig bemerkt, er erklärte den
Papst nicht gesehen zu haben — sprach nur von der italienischen
Küche; so gab er unter andern die kleinsten Details über die Ma-
caroni und ihre verschiedene Bereitungsart in den verschiedenen
Städten Italiens. So gerieth er, als er von seiner Rückreise durch
die Schweiz sprach, in eine lange, gelehrte Dissertation über den
ächten Schweizerkäse. Eine junge, ebenfalls zur Gesellschaft gehörige
Dame schien uns auch nicht das größte Interesse an den Küchen¬
berichten des Reisenden zu nehmen, sondern im Gegentheil ließ sie
ihre schönen blauen Augen oft mit sichtbarer Theilnahme auf unsrem
fröhlichen Kreise ruhen. Wir selbst beschäftigten uns auch ziemlich
viel in Blicken mit ihr; denn sie war in der That sehr schön
und es schien ihr durchaus alle Coquetterie und Anmaßung fern
zu sein.
Meinung deö Verfassers über die Art und Weise, ein Gemäld.e zu
entwerfen und zu verfertigen.
Unsre Unterhaltungen über Kunst gingen indessen, da die
Studenten bei Brühl an'ö Land gestiegen und wir Maler allein
geblieben waren, ihren Gang immer fort, und wir kamen zur Mit¬
theilung unsrer gegenseitigen, sehr verschiedenen Ansichten über die
Art und Weise, ein Gemälde zu entwerfen, zu malen und zu been¬
digen; besonders rollte das Gespräch lange über die Frage, ob mau
einen ersten Entwurf eines Stoffes machen solle, oder nicht. Nach¬
dem einer der deutschen Maler seine Meinung dahin ausgesprochen
hatte, er halte einen Entwurf eines Gemäldes für eine unnütze
Arbeit, bat er mich um meine Ansicht.
Ich antwortete ihm folgendermaßen. Ich mache mir keine
vorbereitende Zeichnung von dem Gegenstande oder von dem Stoffe,
den ich behandeln will, weil ich finde, daß es unangenehm ist, ein
und dieselbe Sache zwei Mal zu machen. — Ich begnüge mich
damit, meinen Gedanken sofort auf die Leinewand hinzuwerfen-
Nachdem ich zuerst meinen Entwurf hinlänglich skizzirt und gründlich
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