Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester.

Bild:
<< vorherige Seite

weiß wohl Jedermann, daß die Farbe der Gegenstände je nach den
verschiedenen Tagesstunden eine andere ist.




Kapitel III.
Von Limburg nach Remagen.



C ö l n.

Vom Rhein aus gesehen, bietet die Stadt Cöln wirklich einen
imponirenden Anblick. Wie sind sie so majestätisch, diese Kirchen im
byzantinischen Styl, deren malerische Thürme stolz auf die unregel¬
mäßige Masse von etwa achttausend Häusern hinabzuschauen schei¬
nen, die sich zu ihren Füßen in labyrinthischen Verwicklungen hin¬
dehnen. Und der Dom andrerseits, dieses unvollendete Meisterwerk
germanischer Architektur, mit seinem riesenhaften Chor, betrachtet er
nicht wie ein königlicher Greis, majestätisch und prachtvoll, sein wei¬
tes Gebiet, in dessen Mitte der hohe Se. Martinsthurm nur gleich
einem großen Vasallen hervorragt!

Ich habe die alte Colonia Agrippina schon oft gesehen; immer
aber hat diese Stadt mit ihren ehrwürdigen Denkmalen einen unbe¬
schreiblichen Eindruck in meinem Gemüthe hinterlassen. Unwillkür¬
lich entrollten sich alsdann die Annalen einer großen historischen
Vergangenheit vor den Augen meines Geistes. Ist nicht die ganze
Geschichte des deutschen Reiches an diese alte Stadt geknüpft? Wa¬
ren nicht alle diese Gebäude Jahrhunderte lang die Zeugen der
merkwürdigsten Ereignisse in Deutschlands Geschichte, und werden sie
nicht noch lange bei den kommenden Geschlechtern Zeugniß ablegen
von einer Größe und Bedeutung, welche die Stadt jetzt in anderer
Art wieder zu erringen sucht?"




Das Dampfschiff.

Der Nachmittag war schön. -- Die Reise von Cöln nach
Bonn, obgleich sie durch höchst eintönige Landschaften führte, lang¬
weilte uns nicht. Das Dampfboot war dermaßen mit Reisenden


weiß wohl Jedermann, daß die Farbe der Gegenstände je nach den
verschiedenen Tagesstunden eine andere ist.




Kapitel III.
Von Limburg nach Remagen.



C ö l n.

Vom Rhein aus gesehen, bietet die Stadt Cöln wirklich einen
imponirenden Anblick. Wie sind sie so majestätisch, diese Kirchen im
byzantinischen Styl, deren malerische Thürme stolz auf die unregel¬
mäßige Masse von etwa achttausend Häusern hinabzuschauen schei¬
nen, die sich zu ihren Füßen in labyrinthischen Verwicklungen hin¬
dehnen. Und der Dom andrerseits, dieses unvollendete Meisterwerk
germanischer Architektur, mit seinem riesenhaften Chor, betrachtet er
nicht wie ein königlicher Greis, majestätisch und prachtvoll, sein wei¬
tes Gebiet, in dessen Mitte der hohe Se. Martinsthurm nur gleich
einem großen Vasallen hervorragt!

Ich habe die alte Colonia Agrippina schon oft gesehen; immer
aber hat diese Stadt mit ihren ehrwürdigen Denkmalen einen unbe¬
schreiblichen Eindruck in meinem Gemüthe hinterlassen. Unwillkür¬
lich entrollten sich alsdann die Annalen einer großen historischen
Vergangenheit vor den Augen meines Geistes. Ist nicht die ganze
Geschichte des deutschen Reiches an diese alte Stadt geknüpft? Wa¬
ren nicht alle diese Gebäude Jahrhunderte lang die Zeugen der
merkwürdigsten Ereignisse in Deutschlands Geschichte, und werden sie
nicht noch lange bei den kommenden Geschlechtern Zeugniß ablegen
von einer Größe und Bedeutung, welche die Stadt jetzt in anderer
Art wieder zu erringen sucht?"




Das Dampfschiff.

Der Nachmittag war schön. — Die Reise von Cöln nach
Bonn, obgleich sie durch höchst eintönige Landschaften führte, lang¬
weilte uns nicht. Das Dampfboot war dermaßen mit Reisenden


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <pb facs="#f0367" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/266984"/>
              <p xml:id="ID_1006" prev="#ID_1005"> weiß wohl Jedermann, daß die Farbe der Gegenstände je nach den<lb/>
verschiedenen Tagesstunden eine andere ist.</p><lb/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            </div>
          </div>
          <div n="2">
            <head> Kapitel III.<lb/>
Von Limburg nach Remagen.</head><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <div n="3">
              <head> C ö l n.</head><lb/>
              <p xml:id="ID_1007"> Vom Rhein aus gesehen, bietet die Stadt Cöln wirklich einen<lb/>
imponirenden Anblick. Wie sind sie so majestätisch, diese Kirchen im<lb/>
byzantinischen Styl, deren malerische Thürme stolz auf die unregel¬<lb/>
mäßige Masse von etwa achttausend Häusern hinabzuschauen schei¬<lb/>
nen, die sich zu ihren Füßen in labyrinthischen Verwicklungen hin¬<lb/>
dehnen. Und der Dom andrerseits, dieses unvollendete Meisterwerk<lb/>
germanischer Architektur, mit seinem riesenhaften Chor, betrachtet er<lb/>
nicht wie ein königlicher Greis, majestätisch und prachtvoll, sein wei¬<lb/>
tes Gebiet, in dessen Mitte der hohe Se. Martinsthurm nur gleich<lb/>
einem großen Vasallen hervorragt!</p><lb/>
              <p xml:id="ID_1008"> Ich habe die alte Colonia Agrippina schon oft gesehen; immer<lb/>
aber hat diese Stadt mit ihren ehrwürdigen Denkmalen einen unbe¬<lb/>
schreiblichen Eindruck in meinem Gemüthe hinterlassen. Unwillkür¬<lb/>
lich entrollten sich alsdann die Annalen einer großen historischen<lb/>
Vergangenheit vor den Augen meines Geistes. Ist nicht die ganze<lb/>
Geschichte des deutschen Reiches an diese alte Stadt geknüpft? Wa¬<lb/>
ren nicht alle diese Gebäude Jahrhunderte lang die Zeugen der<lb/>
merkwürdigsten Ereignisse in Deutschlands Geschichte, und werden sie<lb/>
nicht noch lange bei den kommenden Geschlechtern Zeugniß ablegen<lb/>
von einer Größe und Bedeutung, welche die Stadt jetzt in anderer<lb/>
Art wieder zu erringen sucht?"</p><lb/>
              <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            </div>
            <div n="3">
              <head> Das Dampfschiff.</head><lb/>
              <p xml:id="ID_1009" next="#ID_1010"> Der Nachmittag war schön. &#x2014; Die Reise von Cöln nach<lb/>
Bonn, obgleich sie durch höchst eintönige Landschaften führte, lang¬<lb/>
weilte uns nicht. Das Dampfboot war dermaßen mit Reisenden</p><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0367] weiß wohl Jedermann, daß die Farbe der Gegenstände je nach den verschiedenen Tagesstunden eine andere ist. Kapitel III. Von Limburg nach Remagen. C ö l n. Vom Rhein aus gesehen, bietet die Stadt Cöln wirklich einen imponirenden Anblick. Wie sind sie so majestätisch, diese Kirchen im byzantinischen Styl, deren malerische Thürme stolz auf die unregel¬ mäßige Masse von etwa achttausend Häusern hinabzuschauen schei¬ nen, die sich zu ihren Füßen in labyrinthischen Verwicklungen hin¬ dehnen. Und der Dom andrerseits, dieses unvollendete Meisterwerk germanischer Architektur, mit seinem riesenhaften Chor, betrachtet er nicht wie ein königlicher Greis, majestätisch und prachtvoll, sein wei¬ tes Gebiet, in dessen Mitte der hohe Se. Martinsthurm nur gleich einem großen Vasallen hervorragt! Ich habe die alte Colonia Agrippina schon oft gesehen; immer aber hat diese Stadt mit ihren ehrwürdigen Denkmalen einen unbe¬ schreiblichen Eindruck in meinem Gemüthe hinterlassen. Unwillkür¬ lich entrollten sich alsdann die Annalen einer großen historischen Vergangenheit vor den Augen meines Geistes. Ist nicht die ganze Geschichte des deutschen Reiches an diese alte Stadt geknüpft? Wa¬ ren nicht alle diese Gebäude Jahrhunderte lang die Zeugen der merkwürdigsten Ereignisse in Deutschlands Geschichte, und werden sie nicht noch lange bei den kommenden Geschlechtern Zeugniß ablegen von einer Größe und Bedeutung, welche die Stadt jetzt in anderer Art wieder zu erringen sucht?" Das Dampfschiff. Der Nachmittag war schön. — Die Reise von Cöln nach Bonn, obgleich sie durch höchst eintönige Landschaften führte, lang¬ weilte uns nicht. Das Dampfboot war dermaßen mit Reisenden

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_266616
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_266616/367
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_266616/367>, abgerufen am 01.07.2024.