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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester.

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malte gäbe Stoff zu einer solchen: Poesie und Technik reichen ein¬
ander die Hand, um dieses Meisterstück zu krönen. Der Schöpfer
desselben ist sechs und zwanzig Jahre alt. Ein anderer junger bel¬
gischer Maler, den ich auf der Ausstellung persönlich kennen lernte,
hatte ein nicht minder bedeutendes historisches Bild im Saale aus¬
gestellt, der Compromiß deö Edlen. Herr Debiefve, so heißt der
Maler, hat für dieses Bild von seiner Regierung 30,000 Fr. er¬
halten. Bon Cölner Malern zogen mich einige Genrebilder lebhast
an, namentlich ein allerliebstes Bild von Kervel: Venetianische Fischer;
treffliche Farben, geistreich gruppirt: leider haben alle diese einhei¬
mischen Genrebilder einen gefährlichen Nebenbuhler erhalten durch
das aus Antwerpen angelangte Bild von Dekeyser: Rubens im
Kreise seiner Familie vorstellend, gerade beschäftigt, das bhr-ühmte
Bild, der Stroh Hut, zu malen. Welch' ein Reiz schwebt über
dieser kleinen Welt! Rubens tritt gerade von der Staffele! herab,
gegenüber sitzt die liebliche Jungfrau Lunden mit ihrem koketten
Strohhütchen auf dem wunderbaren Köpfchen: die Freunde und Haus¬
genossen des Meisters stehen bewundernd umher: unter ihnen Helene
Frommens Rubens, die hübsche Gattin in zweiter Ehe, im Hinter¬
grunde steht sein Schüler Jordanns, der verstohlen nach der jungen
Frau hinschielt und es erklärlich macht, warum der große Maler
auf diesen Jünger eifersüchtig gewesen ist. Das Keyser'sche Bild ist
Eigenthum eines hiesigen Privatmannes geworden. Der Glückliche!

Das fröhliche Fest hat viel fröhliches, lustiges Volk von allen
Seiten herbeigeführt: Schriftsteller, Poeten, Maler und Musiker.
Lißt erschien als veus ex irmcl"!"-". Außer seiner Kunst auf dem
Claviere, worin es ihm keiner gleich thut, besitzt er die vielleicht
noch größere, sich interessant und. wichtig zu machen. Es ist ein
musikalischer Diplomat, ein politischer Klavierspieler. Er trug hier
nebst seinem neuen Orden nour 1" in"rito noch das Band als
Ehrenmitglied des Dombauvereins. Wie ich bestimmt hörte, wird
er zum Ritter der Ehrenlegion ernannt werden; dann möchte ich
ihn aber ein Mal in vollem Costüme sehen, mit dem ungarischen
Ehrensäbel an der Seite, Brust und Hals mit den Jnsignien als
!u>inne lie i"<!i-it<;, Ehrenlegions-Ritter :c. :c. Das muß sich schön
ausnehmen! Ich habe hier eine treffliche Carricatur auf ihn ge¬
sehen, die aus dem Chmivari ertra abgedruckt wurde: ich empfehle


malte gäbe Stoff zu einer solchen: Poesie und Technik reichen ein¬
ander die Hand, um dieses Meisterstück zu krönen. Der Schöpfer
desselben ist sechs und zwanzig Jahre alt. Ein anderer junger bel¬
gischer Maler, den ich auf der Ausstellung persönlich kennen lernte,
hatte ein nicht minder bedeutendes historisches Bild im Saale aus¬
gestellt, der Compromiß deö Edlen. Herr Debiefve, so heißt der
Maler, hat für dieses Bild von seiner Regierung 30,000 Fr. er¬
halten. Bon Cölner Malern zogen mich einige Genrebilder lebhast
an, namentlich ein allerliebstes Bild von Kervel: Venetianische Fischer;
treffliche Farben, geistreich gruppirt: leider haben alle diese einhei¬
mischen Genrebilder einen gefährlichen Nebenbuhler erhalten durch
das aus Antwerpen angelangte Bild von Dekeyser: Rubens im
Kreise seiner Familie vorstellend, gerade beschäftigt, das bhr-ühmte
Bild, der Stroh Hut, zu malen. Welch' ein Reiz schwebt über
dieser kleinen Welt! Rubens tritt gerade von der Staffele! herab,
gegenüber sitzt die liebliche Jungfrau Lunden mit ihrem koketten
Strohhütchen auf dem wunderbaren Köpfchen: die Freunde und Haus¬
genossen des Meisters stehen bewundernd umher: unter ihnen Helene
Frommens Rubens, die hübsche Gattin in zweiter Ehe, im Hinter¬
grunde steht sein Schüler Jordanns, der verstohlen nach der jungen
Frau hinschielt und es erklärlich macht, warum der große Maler
auf diesen Jünger eifersüchtig gewesen ist. Das Keyser'sche Bild ist
Eigenthum eines hiesigen Privatmannes geworden. Der Glückliche!

Das fröhliche Fest hat viel fröhliches, lustiges Volk von allen
Seiten herbeigeführt: Schriftsteller, Poeten, Maler und Musiker.
Lißt erschien als veus ex irmcl»!»-». Außer seiner Kunst auf dem
Claviere, worin es ihm keiner gleich thut, besitzt er die vielleicht
noch größere, sich interessant und. wichtig zu machen. Es ist ein
musikalischer Diplomat, ein politischer Klavierspieler. Er trug hier
nebst seinem neuen Orden nour 1» in«rito noch das Band als
Ehrenmitglied des Dombauvereins. Wie ich bestimmt hörte, wird
er zum Ritter der Ehrenlegion ernannt werden; dann möchte ich
ihn aber ein Mal in vollem Costüme sehen, mit dem ungarischen
Ehrensäbel an der Seite, Brust und Hals mit den Jnsignien als
!u>inne lie i»<!i-it<;, Ehrenlegions-Ritter :c. :c. Das muß sich schön
ausnehmen! Ich habe hier eine treffliche Carricatur auf ihn ge¬
sehen, die aus dem Chmivari ertra abgedruckt wurde: ich empfehle


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[0336] malte gäbe Stoff zu einer solchen: Poesie und Technik reichen ein¬ ander die Hand, um dieses Meisterstück zu krönen. Der Schöpfer desselben ist sechs und zwanzig Jahre alt. Ein anderer junger bel¬ gischer Maler, den ich auf der Ausstellung persönlich kennen lernte, hatte ein nicht minder bedeutendes historisches Bild im Saale aus¬ gestellt, der Compromiß deö Edlen. Herr Debiefve, so heißt der Maler, hat für dieses Bild von seiner Regierung 30,000 Fr. er¬ halten. Bon Cölner Malern zogen mich einige Genrebilder lebhast an, namentlich ein allerliebstes Bild von Kervel: Venetianische Fischer; treffliche Farben, geistreich gruppirt: leider haben alle diese einhei¬ mischen Genrebilder einen gefährlichen Nebenbuhler erhalten durch das aus Antwerpen angelangte Bild von Dekeyser: Rubens im Kreise seiner Familie vorstellend, gerade beschäftigt, das bhr-ühmte Bild, der Stroh Hut, zu malen. Welch' ein Reiz schwebt über dieser kleinen Welt! Rubens tritt gerade von der Staffele! herab, gegenüber sitzt die liebliche Jungfrau Lunden mit ihrem koketten Strohhütchen auf dem wunderbaren Köpfchen: die Freunde und Haus¬ genossen des Meisters stehen bewundernd umher: unter ihnen Helene Frommens Rubens, die hübsche Gattin in zweiter Ehe, im Hinter¬ grunde steht sein Schüler Jordanns, der verstohlen nach der jungen Frau hinschielt und es erklärlich macht, warum der große Maler auf diesen Jünger eifersüchtig gewesen ist. Das Keyser'sche Bild ist Eigenthum eines hiesigen Privatmannes geworden. Der Glückliche! Das fröhliche Fest hat viel fröhliches, lustiges Volk von allen Seiten herbeigeführt: Schriftsteller, Poeten, Maler und Musiker. Lißt erschien als veus ex irmcl»!»-». Außer seiner Kunst auf dem Claviere, worin es ihm keiner gleich thut, besitzt er die vielleicht noch größere, sich interessant und. wichtig zu machen. Es ist ein musikalischer Diplomat, ein politischer Klavierspieler. Er trug hier nebst seinem neuen Orden nour 1» in«rito noch das Band als Ehrenmitglied des Dombauvereins. Wie ich bestimmt hörte, wird er zum Ritter der Ehrenlegion ernannt werden; dann möchte ich ihn aber ein Mal in vollem Costüme sehen, mit dem ungarischen Ehrensäbel an der Seite, Brust und Hals mit den Jnsignien als !u>inne lie i»<!i-it<;, Ehrenlegions-Ritter :c. :c. Das muß sich schön ausnehmen! Ich habe hier eine treffliche Carricatur auf ihn ge¬ sehen, die aus dem Chmivari ertra abgedruckt wurde: ich empfehle

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_266616/336>, abgerufen am 01.07.2024.