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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester.

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Hiezu muß man in Friedenszeiten noch einen Sattler und einen
Kurschmied rechnen, die zwar Uniform tragen, aber nicht beritten
sind und nie in Reihe und Glied eintreten.

In Kriegszeiten zählt die Schwadron zehn Reiter mehr; die
vier nicht berittnen Soldaten werden alsdann in eine Reserve-Schwa¬
dron versetzt, welche anstatt eines Depüt sich bei jedem Regiment befindet.

Die leichte Cavalerie besteht aus sieben Dragoner-Regimentern
(Chevaulegers), zwölf Husaren-Regimentern und vier Regimentern
Uhlanen oder Lanciers. Jedes von ihnen hat acht Schwadronen,
welche vier Abtheilungen bilden. Eine Schwadron besteht aus
15,0 berittnen Soldaten und vier nicht berittnen: im Uebrigen ist
Alles fast eben so, wie bei der schweren Cavalerie, mit Ausnahme
deö Sattlers. Da nämlich die leichte Cavalerie mit ungarischen
Sätteln versehen ist, welche bekanntlich aus Holz gemacht sind,
so bedarf sie keines Sattlers. Was die Ausbesserung und Instand¬
haltung des Lcderzmgs und Geschirres anbetrifft, so finden sich ge¬
wöhnlich in jeder Schwadron zwei oder mehrere Soldaten, die
sich darauf verstehen. Wie in der schweren Cavalerie, zählt die
Schwadron auf Kriegsfuß zehn berittne Mann mehr.

Die sieben Dragoner-Regimenter werden auf dieselbe Weise recru-
tirt, wie die der schweren Cavalerie; jedoch beziehen sie ihre Pferde
nicht aus Deutschland und Böhmen, sondern sie machen sich mit
wilden Pferden beritten. Welches Verfahren man beim Fangen und
Abrichten dieser Pferde anwendet, werden wir weiterhin erzählen.

Die zwölf Husaren-Regimenter bilden die leichte ungrische Na-
tional-Reiterei. Der ursprüngliche Grund ihrer Organisation fällt
in die Zeiten der Türkenkriege. Der Name Husar ist aus den
ungarischen Worten iius-i, das zwanzig bedeutet und ar, dessen Be¬
deutung eine Verpflegung, eine Steuer ist, zusammengesetzt.
Die Husaren waren nämlich in der That die Abgabe Ungarns an
die Krone, und jeder von ihnen repräsentirte den Betrag der Steuer,
die auf zwanzig Häusern lastete. Heutzutage bestehen diese Regi¬
menter ausschließlich aus Bauern, die man in Ungarn, im Banat
und in Siebenbürgen aushebt. ES sind daher diese Regimenter ein
Gemisch von Menschen aus den verschiedensten Nationen, mit den
verschiedensten Sprachen und Glaubensbekenntnissen: Ungarn, katho¬
lische und evangelische, griechisch-katholische Illyrier und Wallachen


Hiezu muß man in Friedenszeiten noch einen Sattler und einen
Kurschmied rechnen, die zwar Uniform tragen, aber nicht beritten
sind und nie in Reihe und Glied eintreten.

In Kriegszeiten zählt die Schwadron zehn Reiter mehr; die
vier nicht berittnen Soldaten werden alsdann in eine Reserve-Schwa¬
dron versetzt, welche anstatt eines Depüt sich bei jedem Regiment befindet.

Die leichte Cavalerie besteht aus sieben Dragoner-Regimentern
(Chevaulegers), zwölf Husaren-Regimentern und vier Regimentern
Uhlanen oder Lanciers. Jedes von ihnen hat acht Schwadronen,
welche vier Abtheilungen bilden. Eine Schwadron besteht aus
15,0 berittnen Soldaten und vier nicht berittnen: im Uebrigen ist
Alles fast eben so, wie bei der schweren Cavalerie, mit Ausnahme
deö Sattlers. Da nämlich die leichte Cavalerie mit ungarischen
Sätteln versehen ist, welche bekanntlich aus Holz gemacht sind,
so bedarf sie keines Sattlers. Was die Ausbesserung und Instand¬
haltung des Lcderzmgs und Geschirres anbetrifft, so finden sich ge¬
wöhnlich in jeder Schwadron zwei oder mehrere Soldaten, die
sich darauf verstehen. Wie in der schweren Cavalerie, zählt die
Schwadron auf Kriegsfuß zehn berittne Mann mehr.

Die sieben Dragoner-Regimenter werden auf dieselbe Weise recru-
tirt, wie die der schweren Cavalerie; jedoch beziehen sie ihre Pferde
nicht aus Deutschland und Böhmen, sondern sie machen sich mit
wilden Pferden beritten. Welches Verfahren man beim Fangen und
Abrichten dieser Pferde anwendet, werden wir weiterhin erzählen.

Die zwölf Husaren-Regimenter bilden die leichte ungrische Na-
tional-Reiterei. Der ursprüngliche Grund ihrer Organisation fällt
in die Zeiten der Türkenkriege. Der Name Husar ist aus den
ungarischen Worten iius-i, das zwanzig bedeutet und ar, dessen Be¬
deutung eine Verpflegung, eine Steuer ist, zusammengesetzt.
Die Husaren waren nämlich in der That die Abgabe Ungarns an
die Krone, und jeder von ihnen repräsentirte den Betrag der Steuer,
die auf zwanzig Häusern lastete. Heutzutage bestehen diese Regi¬
menter ausschließlich aus Bauern, die man in Ungarn, im Banat
und in Siebenbürgen aushebt. ES sind daher diese Regimenter ein
Gemisch von Menschen aus den verschiedensten Nationen, mit den
verschiedensten Sprachen und Glaubensbekenntnissen: Ungarn, katho¬
lische und evangelische, griechisch-katholische Illyrier und Wallachen


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[0276] Hiezu muß man in Friedenszeiten noch einen Sattler und einen Kurschmied rechnen, die zwar Uniform tragen, aber nicht beritten sind und nie in Reihe und Glied eintreten. In Kriegszeiten zählt die Schwadron zehn Reiter mehr; die vier nicht berittnen Soldaten werden alsdann in eine Reserve-Schwa¬ dron versetzt, welche anstatt eines Depüt sich bei jedem Regiment befindet. Die leichte Cavalerie besteht aus sieben Dragoner-Regimentern (Chevaulegers), zwölf Husaren-Regimentern und vier Regimentern Uhlanen oder Lanciers. Jedes von ihnen hat acht Schwadronen, welche vier Abtheilungen bilden. Eine Schwadron besteht aus 15,0 berittnen Soldaten und vier nicht berittnen: im Uebrigen ist Alles fast eben so, wie bei der schweren Cavalerie, mit Ausnahme deö Sattlers. Da nämlich die leichte Cavalerie mit ungarischen Sätteln versehen ist, welche bekanntlich aus Holz gemacht sind, so bedarf sie keines Sattlers. Was die Ausbesserung und Instand¬ haltung des Lcderzmgs und Geschirres anbetrifft, so finden sich ge¬ wöhnlich in jeder Schwadron zwei oder mehrere Soldaten, die sich darauf verstehen. Wie in der schweren Cavalerie, zählt die Schwadron auf Kriegsfuß zehn berittne Mann mehr. Die sieben Dragoner-Regimenter werden auf dieselbe Weise recru- tirt, wie die der schweren Cavalerie; jedoch beziehen sie ihre Pferde nicht aus Deutschland und Böhmen, sondern sie machen sich mit wilden Pferden beritten. Welches Verfahren man beim Fangen und Abrichten dieser Pferde anwendet, werden wir weiterhin erzählen. Die zwölf Husaren-Regimenter bilden die leichte ungrische Na- tional-Reiterei. Der ursprüngliche Grund ihrer Organisation fällt in die Zeiten der Türkenkriege. Der Name Husar ist aus den ungarischen Worten iius-i, das zwanzig bedeutet und ar, dessen Be¬ deutung eine Verpflegung, eine Steuer ist, zusammengesetzt. Die Husaren waren nämlich in der That die Abgabe Ungarns an die Krone, und jeder von ihnen repräsentirte den Betrag der Steuer, die auf zwanzig Häusern lastete. Heutzutage bestehen diese Regi¬ menter ausschließlich aus Bauern, die man in Ungarn, im Banat und in Siebenbürgen aushebt. ES sind daher diese Regimenter ein Gemisch von Menschen aus den verschiedensten Nationen, mit den verschiedensten Sprachen und Glaubensbekenntnissen: Ungarn, katho¬ lische und evangelische, griechisch-katholische Illyrier und Wallachen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_266616/276>, abgerufen am 03.07.2024.