Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester.desselben Bekenntnisses, Deutsche, die sich in Ungarn niedergelassen Der Landbewohner Ungarns ist im Allgemeinen mehr Hirt, Die Weiden, auf denen die halb wilden Pferde herumirren, desselben Bekenntnisses, Deutsche, die sich in Ungarn niedergelassen Der Landbewohner Ungarns ist im Allgemeinen mehr Hirt, Die Weiden, auf denen die halb wilden Pferde herumirren, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0277" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/266894"/> <p xml:id="ID_730" prev="#ID_729"> desselben Bekenntnisses, Deutsche, die sich in Ungarn niedergelassen<lb/> haben,, und endlich Abkömmlinge der alten Sachsen, die nach Sieben¬<lb/> bürgen ausgewandert sind. Aber trotz dieser Verschiedenheit der<lb/> Abstammung besitzen sie doch Alle sast in gleich hohem Grade jene<lb/> Eigenschaften, wodurch sie gerade zum leichten Cavaleriedienst so<lb/> sehr geeignet sind. Es liegen jedoch diese Eigenschaften in volkstüm¬<lb/> lichen Sitten und Gewohnheiten, nicht wie man im Auslande lange<lb/> fälschlich geglaubt hat, in der äußeren Ausstattung der Husaren.<lb/> Denn so wenig, nach einem alten Sprichwort, die Kutte den Mönch<lb/> macht, eben so wenig machen Pelz, Dolman und Czako den Husaren.<lb/> Diese Tracht, die, wenn ein Ungar sie trägt, sich so zierlich ausnimmt,<lb/> ist nur eine Art lächerlichen Maskenanzugcs, wenn ein Franzose,<lb/> Engländer oder Spanier sich damit herauöstaffirt.</p><lb/> <p xml:id="ID_731"> Der Landbewohner Ungarns ist im Allgemeinen mehr Hirt,<lb/> als Ackerbauer. Die Dörfer sind sehr dünn gesäet im Lande und<lb/> liegen meist sehr beträchtliche Strecken von einander entfernt. Ueberall<lb/> im Lande dehnen sich unermeßliche Ebenen hin, die hie und da mit<lb/> dichten Wäldern bedeckt sind, an deren jungfräulichen Bäumen noch<lb/> keine Art ihr mörderisches Eisen geübt hat. Durch diese Ebenen<lb/> nun irren die Lämmer, Ochsen, Schweine und Kühe eines jeden<lb/> Dorfes, die in Heerden vereinigt und der Obhut von Wächtern an¬<lb/> vertraut sind, welche von Jugend auf zu diesem Gewerbe abgerichtet<lb/> worden sind und kein anderes kennen. Zur Abwehr räuberischer<lb/> Anfälle von Dieben und Wölfen sind diese Hirten gewöhnlich mit<lb/> Waffen und einem Pferde versehen. Die Mundvorräthe, die sie bei<lb/> sich führen, bestehen in rohem Schinken, Pfeffer, Salz, Knoblauch,<lb/> etwas Brod und zuweilen etwas Branntwein: so bleiben sie oft<lb/> ganze Wochen ohne irgend eine frische Speise an Fleisch oder Ge¬<lb/> müse. Man sieht sie immer in aufrechter Stellung, ihre Heerden<lb/> aufmerksam überwachend. In der Hand führen sie eine lange Hacke,<lb/> die sie so geschickt, wie ein Indianer seinen Tomahawk zu schleudern<lb/> verstehen.</p><lb/> <p xml:id="ID_732" next="#ID_733"> Die Weiden, auf denen die halb wilden Pferde herumirren,<lb/> bieten nebst den Hirten derselben, die man Check«s nennt, einen<lb/> sehr interessanten Anblick. Es sind meist Ebenen, die sanft hügel-<lb/> aufwärts steigen: im Hintergrunde schimmert der Glockenthmm der<lb/> nächsten Dorfkirche, das einzige Anzeichen der Nah« menschlicher</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0277]
desselben Bekenntnisses, Deutsche, die sich in Ungarn niedergelassen
haben,, und endlich Abkömmlinge der alten Sachsen, die nach Sieben¬
bürgen ausgewandert sind. Aber trotz dieser Verschiedenheit der
Abstammung besitzen sie doch Alle sast in gleich hohem Grade jene
Eigenschaften, wodurch sie gerade zum leichten Cavaleriedienst so
sehr geeignet sind. Es liegen jedoch diese Eigenschaften in volkstüm¬
lichen Sitten und Gewohnheiten, nicht wie man im Auslande lange
fälschlich geglaubt hat, in der äußeren Ausstattung der Husaren.
Denn so wenig, nach einem alten Sprichwort, die Kutte den Mönch
macht, eben so wenig machen Pelz, Dolman und Czako den Husaren.
Diese Tracht, die, wenn ein Ungar sie trägt, sich so zierlich ausnimmt,
ist nur eine Art lächerlichen Maskenanzugcs, wenn ein Franzose,
Engländer oder Spanier sich damit herauöstaffirt.
Der Landbewohner Ungarns ist im Allgemeinen mehr Hirt,
als Ackerbauer. Die Dörfer sind sehr dünn gesäet im Lande und
liegen meist sehr beträchtliche Strecken von einander entfernt. Ueberall
im Lande dehnen sich unermeßliche Ebenen hin, die hie und da mit
dichten Wäldern bedeckt sind, an deren jungfräulichen Bäumen noch
keine Art ihr mörderisches Eisen geübt hat. Durch diese Ebenen
nun irren die Lämmer, Ochsen, Schweine und Kühe eines jeden
Dorfes, die in Heerden vereinigt und der Obhut von Wächtern an¬
vertraut sind, welche von Jugend auf zu diesem Gewerbe abgerichtet
worden sind und kein anderes kennen. Zur Abwehr räuberischer
Anfälle von Dieben und Wölfen sind diese Hirten gewöhnlich mit
Waffen und einem Pferde versehen. Die Mundvorräthe, die sie bei
sich führen, bestehen in rohem Schinken, Pfeffer, Salz, Knoblauch,
etwas Brod und zuweilen etwas Branntwein: so bleiben sie oft
ganze Wochen ohne irgend eine frische Speise an Fleisch oder Ge¬
müse. Man sieht sie immer in aufrechter Stellung, ihre Heerden
aufmerksam überwachend. In der Hand führen sie eine lange Hacke,
die sie so geschickt, wie ein Indianer seinen Tomahawk zu schleudern
verstehen.
Die Weiden, auf denen die halb wilden Pferde herumirren,
bieten nebst den Hirten derselben, die man Check«s nennt, einen
sehr interessanten Anblick. Es sind meist Ebenen, die sanft hügel-
aufwärts steigen: im Hintergrunde schimmert der Glockenthmm der
nächsten Dorfkirche, das einzige Anzeichen der Nah« menschlicher
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