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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester.

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auf Nebendinge hingewiesen wird, die für den eigentlichen Unterricht
keinen Werth haben. Es scheinen uns jedoch die Grundlagen dieser
Methode weniger in diesen Nebendingen und in der Hierarchie der
verschiedenen Klassen und Abstufungen von Aufsehern zu liegen,
eben so wenig, als in einigen der musikalischen Uebungen, die in
der Methode angegeben sind, wie z. B. die Wiederholung gewisser
Gesangsphrasen, die von einigen Schülern in Nachahmung dessen
geschieht, was Andere gethan. Nein, wir glauben nicht, daß das
Unterscheidende dieser Methode in Sachen liegt, deren Nothwendigkeit
für den Unterricht der Kunst an und für sich keine Gründe zu be¬
weisen vermögen, sondern wir halten vielmehr die Vereinigung
gewisser wichtigen Thatsachen, die wir einzeln schon in anderen
Systemen bemerkt haben, für das Charakteristische in Herrn Wilden'S
System.

Die erste Grundlage der Methode dieses Professors ist: erst
eine Trennung im Unterricht des Rhythmus und der Intonation und
sodann ihre Vereinigung im elementaren Gesang. Es ist dies nur
eine Nachbildung des im Jahr "804 von Pfeiffer im Pestalozzi'schen
Institute eingeführten, von Naegeli im Jahr öffentlich bekannt
gemachten Systems, das in den meisten deutschen Schulen mit ver¬
schiedenen Aenderungen im Notirungssystem angewandt wird. In
der That ist und bleibt diese Grundlage die einzig vernunftgemäße
für die Studieneintheilung. Der Unterricht in diesem Theile, der bis
zu einer durch Uebung vervollständigten Kenntniß entwickelt wird, dit"
det das, was Herr Wilden den ersten Grad des musikalischen Untere
riches nennt.

Die zweite Grundlage der Methode ist däs.Schreiben von
dictirter Musik auf Schiefertafeln. Hier also finden wir das Masst-
mino'sche System, woran nur einige Aenderungen Betreffs der inne¬
ren Schuleinrichtung gemacht sind.

Die dritte Grundlage ist die Bildung von Tonleitern und in
der Folge die Kenntniß der Schlüssel und der Transpositionen ver¬
mittelst eines imlicuteiir on'-si, einer Tafel, auf welcher bewegliche
Schlüssel und Noten dem Zöglinge die Bildung und Umbildung der
Tonleitern deutlich darstellen. Es ist dies nur eine Modifieirung des
Gaur'schen Meloplast.

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auf Nebendinge hingewiesen wird, die für den eigentlichen Unterricht
keinen Werth haben. Es scheinen uns jedoch die Grundlagen dieser
Methode weniger in diesen Nebendingen und in der Hierarchie der
verschiedenen Klassen und Abstufungen von Aufsehern zu liegen,
eben so wenig, als in einigen der musikalischen Uebungen, die in
der Methode angegeben sind, wie z. B. die Wiederholung gewisser
Gesangsphrasen, die von einigen Schülern in Nachahmung dessen
geschieht, was Andere gethan. Nein, wir glauben nicht, daß das
Unterscheidende dieser Methode in Sachen liegt, deren Nothwendigkeit
für den Unterricht der Kunst an und für sich keine Gründe zu be¬
weisen vermögen, sondern wir halten vielmehr die Vereinigung
gewisser wichtigen Thatsachen, die wir einzeln schon in anderen
Systemen bemerkt haben, für das Charakteristische in Herrn Wilden'S
System.

Die erste Grundlage der Methode dieses Professors ist: erst
eine Trennung im Unterricht des Rhythmus und der Intonation und
sodann ihre Vereinigung im elementaren Gesang. Es ist dies nur
eine Nachbildung des im Jahr »804 von Pfeiffer im Pestalozzi'schen
Institute eingeführten, von Naegeli im Jahr öffentlich bekannt
gemachten Systems, das in den meisten deutschen Schulen mit ver¬
schiedenen Aenderungen im Notirungssystem angewandt wird. In
der That ist und bleibt diese Grundlage die einzig vernunftgemäße
für die Studieneintheilung. Der Unterricht in diesem Theile, der bis
zu einer durch Uebung vervollständigten Kenntniß entwickelt wird, dit«
det das, was Herr Wilden den ersten Grad des musikalischen Untere
riches nennt.

Die zweite Grundlage der Methode ist däs.Schreiben von
dictirter Musik auf Schiefertafeln. Hier also finden wir das Masst-
mino'sche System, woran nur einige Aenderungen Betreffs der inne¬
ren Schuleinrichtung gemacht sind.

Die dritte Grundlage ist die Bildung von Tonleitern und in
der Folge die Kenntniß der Schlüssel und der Transpositionen ver¬
mittelst eines imlicuteiir on'-si, einer Tafel, auf welcher bewegliche
Schlüssel und Noten dem Zöglinge die Bildung und Umbildung der
Tonleitern deutlich darstellen. Es ist dies nur eine Modifieirung des
Gaur'schen Meloplast.

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[0237] auf Nebendinge hingewiesen wird, die für den eigentlichen Unterricht keinen Werth haben. Es scheinen uns jedoch die Grundlagen dieser Methode weniger in diesen Nebendingen und in der Hierarchie der verschiedenen Klassen und Abstufungen von Aufsehern zu liegen, eben so wenig, als in einigen der musikalischen Uebungen, die in der Methode angegeben sind, wie z. B. die Wiederholung gewisser Gesangsphrasen, die von einigen Schülern in Nachahmung dessen geschieht, was Andere gethan. Nein, wir glauben nicht, daß das Unterscheidende dieser Methode in Sachen liegt, deren Nothwendigkeit für den Unterricht der Kunst an und für sich keine Gründe zu be¬ weisen vermögen, sondern wir halten vielmehr die Vereinigung gewisser wichtigen Thatsachen, die wir einzeln schon in anderen Systemen bemerkt haben, für das Charakteristische in Herrn Wilden'S System. Die erste Grundlage der Methode dieses Professors ist: erst eine Trennung im Unterricht des Rhythmus und der Intonation und sodann ihre Vereinigung im elementaren Gesang. Es ist dies nur eine Nachbildung des im Jahr »804 von Pfeiffer im Pestalozzi'schen Institute eingeführten, von Naegeli im Jahr öffentlich bekannt gemachten Systems, das in den meisten deutschen Schulen mit ver¬ schiedenen Aenderungen im Notirungssystem angewandt wird. In der That ist und bleibt diese Grundlage die einzig vernunftgemäße für die Studieneintheilung. Der Unterricht in diesem Theile, der bis zu einer durch Uebung vervollständigten Kenntniß entwickelt wird, dit« det das, was Herr Wilden den ersten Grad des musikalischen Untere riches nennt. Die zweite Grundlage der Methode ist däs.Schreiben von dictirter Musik auf Schiefertafeln. Hier also finden wir das Masst- mino'sche System, woran nur einige Aenderungen Betreffs der inne¬ ren Schuleinrichtung gemacht sind. Die dritte Grundlage ist die Bildung von Tonleitern und in der Folge die Kenntniß der Schlüssel und der Transpositionen ver¬ mittelst eines imlicuteiir on'-si, einer Tafel, auf welcher bewegliche Schlüssel und Noten dem Zöglinge die Bildung und Umbildung der Tonleitern deutlich darstellen. Es ist dies nur eine Modifieirung des Gaur'schen Meloplast. »

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_266616/237>, abgerufen am 23.07.2024.