Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester.erkennen, sind eine Anzahl von Werken über die Anfangsgründe der Seit etwa vierzig Jahren haben einige ausgezeichnete Männer An die Spitze aller jener verdienstvollen Männer, welche dem erkennen, sind eine Anzahl von Werken über die Anfangsgründe der Seit etwa vierzig Jahren haben einige ausgezeichnete Männer An die Spitze aller jener verdienstvollen Männer, welche dem <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0223" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/266840"/> <p xml:id="ID_578" prev="#ID_577"> erkennen, sind eine Anzahl von Werken über die Anfangsgründe der<lb/> Musik, von musikalischen Grammatiker und von Solfeggien in allen<lb/> Ländern und Sprachen Europas erschienen. Den meisten dieser<lb/> Werke fehlt das Verdienst einer originellen Abfassung; es ist im<lb/> Gegentheil erwiesen, daß die Verfasser derselben nicht einmal immer<lb/> eingesehen haben, mit wie viel Schwierigkeiten die Arbeit verknüpft<lb/> sei, der sie sich unterzogen. Sie schreiben alle von einander ab,<lb/> wenn auch nicht in den einzelnen Ausdrücken, doch in der Classifici-<lb/> rung der Gegenstände und in dem Sinne der Erklärungen, die sie<lb/> geben. Was andrerseits diejenigen Bücher betrifft, die von einem<lb/> selbständigen Nachdenken zeugen und einen wirklichen Werth haben,<lb/> so ist ihr Gegenstand meist entweder der Selbstunterricht oder der<lb/> in speciellen Musikschulen. Nun kann aber ein Lehrsystem, dessen<lb/> Bestimmung es ist, junge Künstler bis zur vollständigen Kenntniß<lb/> alles dessen zu bringen, was ein Musiker wissen muß, um seine<lb/> Kunst vollständig inne zu haben, in einem Elementarunterricht für<lb/> größere Volksmassen nicht mit Aussicht auf Erfolg angewandt wer¬<lb/> den; denn die Mittel, deren sich dieser letztere Unterricht bedienen<lb/> soll, müssen hauptsächlich das Verdienst einer großen Einfachheit ha¬<lb/> ben, und das Resultat des Unterrichts selbst soll kein anderes sein,<lb/> als Jedermann in den Stand zu setzen, einfache und leicht flugbare<lb/> Melodien oder eine der begleitenden Stimmen zu lesen und zu sin¬<lb/> gen. Was darüber hinausgeht, liegt schon nicht mehr im Bereiche<lb/> des elementaren und volksthümlichen Unterrichts, sondern gehört der<lb/> künstlerischen Ausbildung an und diese ist nicht Gegenstand unseres<lb/> Aussatzes.</p><lb/> <p xml:id="ID_579"> Seit etwa vierzig Jahren haben einige ausgezeichnete Männer<lb/> sich vorzüglich und speciell mit Systemen musikalischen Unterrichts<lb/> beschäftigt, die man für mehr oder minder beträchtliche Schülermasfen<lb/> anwenden kann. Nur diesen Systemen wollen wir hier unser Au¬<lb/> genmerk widmen. Wir wollen diejenigen darunter, welchen am<lb/> meisten Erfolg zu Theil geworden und die deshalb unsere Aufmerk¬<lb/> samkeit und Theilnahme besonders verdienen, genauer prüfen.</p><lb/> <p xml:id="ID_580" next="#ID_581"> An die Spitze aller jener verdienstvollen Männer, welche dem<lb/> Musikunterricht den Charakter größerer Allgemeinheit zu geben ge¬<lb/> sucht haben, muß man den berühmten Pestalozzi stellen, dessen ganzes<lb/> Leben der sittlichen Vervollkommnung des Volkes gewidmet war.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0223]
erkennen, sind eine Anzahl von Werken über die Anfangsgründe der
Musik, von musikalischen Grammatiker und von Solfeggien in allen
Ländern und Sprachen Europas erschienen. Den meisten dieser
Werke fehlt das Verdienst einer originellen Abfassung; es ist im
Gegentheil erwiesen, daß die Verfasser derselben nicht einmal immer
eingesehen haben, mit wie viel Schwierigkeiten die Arbeit verknüpft
sei, der sie sich unterzogen. Sie schreiben alle von einander ab,
wenn auch nicht in den einzelnen Ausdrücken, doch in der Classifici-
rung der Gegenstände und in dem Sinne der Erklärungen, die sie
geben. Was andrerseits diejenigen Bücher betrifft, die von einem
selbständigen Nachdenken zeugen und einen wirklichen Werth haben,
so ist ihr Gegenstand meist entweder der Selbstunterricht oder der
in speciellen Musikschulen. Nun kann aber ein Lehrsystem, dessen
Bestimmung es ist, junge Künstler bis zur vollständigen Kenntniß
alles dessen zu bringen, was ein Musiker wissen muß, um seine
Kunst vollständig inne zu haben, in einem Elementarunterricht für
größere Volksmassen nicht mit Aussicht auf Erfolg angewandt wer¬
den; denn die Mittel, deren sich dieser letztere Unterricht bedienen
soll, müssen hauptsächlich das Verdienst einer großen Einfachheit ha¬
ben, und das Resultat des Unterrichts selbst soll kein anderes sein,
als Jedermann in den Stand zu setzen, einfache und leicht flugbare
Melodien oder eine der begleitenden Stimmen zu lesen und zu sin¬
gen. Was darüber hinausgeht, liegt schon nicht mehr im Bereiche
des elementaren und volksthümlichen Unterrichts, sondern gehört der
künstlerischen Ausbildung an und diese ist nicht Gegenstand unseres
Aussatzes.
Seit etwa vierzig Jahren haben einige ausgezeichnete Männer
sich vorzüglich und speciell mit Systemen musikalischen Unterrichts
beschäftigt, die man für mehr oder minder beträchtliche Schülermasfen
anwenden kann. Nur diesen Systemen wollen wir hier unser Au¬
genmerk widmen. Wir wollen diejenigen darunter, welchen am
meisten Erfolg zu Theil geworden und die deshalb unsere Aufmerk¬
samkeit und Theilnahme besonders verdienen, genauer prüfen.
An die Spitze aller jener verdienstvollen Männer, welche dem
Musikunterricht den Charakter größerer Allgemeinheit zu geben ge¬
sucht haben, muß man den berühmten Pestalozzi stellen, dessen ganzes
Leben der sittlichen Vervollkommnung des Volkes gewidmet war.
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