Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester.In der von ihm begründeten Musterschule ging sein Streben be¬ Nach Pestalozzi's Ansichten mußte in den Grundanfängen der In der von ihm begründeten Musterschule ging sein Streben be¬ Nach Pestalozzi's Ansichten mußte in den Grundanfängen der <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0224" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/266841"/> <p xml:id="ID_581" prev="#ID_580"> In der von ihm begründeten Musterschule ging sein Streben be¬<lb/> kanntlich weniger dahin, seinen Zöglingen ausgedehnte und positive<lb/> Kenntnisse zu geben, als vielmehr sie zu deren Erwerbung nach<lb/> Verhältniß ihrer natürlichen Bestimmung fähig zu machen, und<lb/> hauptsächlich ihnen die Elemente zu einem glücklichen Leben zu ver¬<lb/> schaffen, in welche Stellung sie auch das Schicksal späterhin brin¬<lb/> gen möge. Pestalozzi selbst besaß, was Musik anbelangte, nur ein<lb/> sehr beschränktes Wissen; er nahm daher Behufs der Anwendung<lb/> seiner allgemeinen Grundsätze für den Unterricht in dieser Kunst zu<lb/> Musikern von Professton seine Zuflucht. Seine Ansichten hatte er<lb/> zuerst in seinem eben so berühmten als originellen VolkSroman<lb/> „Lienhardt und Gertrud" (1781, 4 Bde.) auseinandergesetzt; später<lb/> gab er Erklärungen über die Art und Weise, wie seine Principien<lb/> aus alle Zweige der Erziehung anzuwenden seien, in dem in seiner<lb/> Einfachheit bewunderungswürdigem Buche: „Wie Gertrud ihre Kin¬<lb/> der lehrt" (1801) gleichsam in dem fünften Bande des obigen Wer¬<lb/> kes. Der Erfolg dieser Werke war ein günstiger, insofern sich da¬<lb/> durch einige gleich Pestalozzi von der Nothwendigkeit, die sittliche<lb/> Lage des Volkes zu verbessern, überzeugte Männer an ihn anschlös¬<lb/> sen, deren tüchtige Kenntnisse in verschiedenen Fächern ihm die<lb/> nöthigen Hülfsmittel zur Realisirung seiner wohlthätigen Jveen boten.<lb/> Unter den Lehrern, die seiner Methode ganz beitraten, war es<lb/> Michel Traugott Pfeiffer aus Würzburg, der in dem von Pestalozzi<lb/> im Jahre 1804 im Schlosse von Uverdon gegründeten Institute<lb/> den musikalischen Unterricht übernahm.</p><lb/> <p xml:id="ID_582" next="#ID_583"> Nach Pestalozzi's Ansichten mußte in den Grundanfängen der<lb/> Künste und Wissenschaften alles Verwickelte vermieden werden und<lb/> Alles, was nicht durch irgend ein Verwandtschafts- oder Aehnlich-<lb/> keits-Band zu einem gleichartigen Ganzen sich abrundete, mußte im<lb/> Unterricht völlig von einander getrennt werden. Nach dieser Grund¬<lb/> idee theilte Pfeiffer den musikalischen Eursus in der Uverdoner Er¬<lb/> ziehungsanstalt in drei Hauptabtheilungen. Die erste, unter dem<lb/> Namen der rhythmischen, enthielt Alles, was auf das musika¬<lb/> lische Zeitmaß, auf die Dauer der Töne und Pausen Bezug hat,<lb/> nebst allen daraus folgenden Combinationen. Die zweite, deren<lb/> Gegenstand die Bestimmung der verschiedenen Jntonationsstufen und<lb/> hre Vorstellungen in verschiedenen Gesangeöarten war, hieß die</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0224]
In der von ihm begründeten Musterschule ging sein Streben be¬
kanntlich weniger dahin, seinen Zöglingen ausgedehnte und positive
Kenntnisse zu geben, als vielmehr sie zu deren Erwerbung nach
Verhältniß ihrer natürlichen Bestimmung fähig zu machen, und
hauptsächlich ihnen die Elemente zu einem glücklichen Leben zu ver¬
schaffen, in welche Stellung sie auch das Schicksal späterhin brin¬
gen möge. Pestalozzi selbst besaß, was Musik anbelangte, nur ein
sehr beschränktes Wissen; er nahm daher Behufs der Anwendung
seiner allgemeinen Grundsätze für den Unterricht in dieser Kunst zu
Musikern von Professton seine Zuflucht. Seine Ansichten hatte er
zuerst in seinem eben so berühmten als originellen VolkSroman
„Lienhardt und Gertrud" (1781, 4 Bde.) auseinandergesetzt; später
gab er Erklärungen über die Art und Weise, wie seine Principien
aus alle Zweige der Erziehung anzuwenden seien, in dem in seiner
Einfachheit bewunderungswürdigem Buche: „Wie Gertrud ihre Kin¬
der lehrt" (1801) gleichsam in dem fünften Bande des obigen Wer¬
kes. Der Erfolg dieser Werke war ein günstiger, insofern sich da¬
durch einige gleich Pestalozzi von der Nothwendigkeit, die sittliche
Lage des Volkes zu verbessern, überzeugte Männer an ihn anschlös¬
sen, deren tüchtige Kenntnisse in verschiedenen Fächern ihm die
nöthigen Hülfsmittel zur Realisirung seiner wohlthätigen Jveen boten.
Unter den Lehrern, die seiner Methode ganz beitraten, war es
Michel Traugott Pfeiffer aus Würzburg, der in dem von Pestalozzi
im Jahre 1804 im Schlosse von Uverdon gegründeten Institute
den musikalischen Unterricht übernahm.
Nach Pestalozzi's Ansichten mußte in den Grundanfängen der
Künste und Wissenschaften alles Verwickelte vermieden werden und
Alles, was nicht durch irgend ein Verwandtschafts- oder Aehnlich-
keits-Band zu einem gleichartigen Ganzen sich abrundete, mußte im
Unterricht völlig von einander getrennt werden. Nach dieser Grund¬
idee theilte Pfeiffer den musikalischen Eursus in der Uverdoner Er¬
ziehungsanstalt in drei Hauptabtheilungen. Die erste, unter dem
Namen der rhythmischen, enthielt Alles, was auf das musika¬
lische Zeitmaß, auf die Dauer der Töne und Pausen Bezug hat,
nebst allen daraus folgenden Combinationen. Die zweite, deren
Gegenstand die Bestimmung der verschiedenen Jntonationsstufen und
hre Vorstellungen in verschiedenen Gesangeöarten war, hieß die
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