Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester.unendlich theuer und werth sind, keinen Beifall. Endlich unternahm Um die mathematischen Verhältnisse der zwölf Töne der Ton¬ Ist es nicht dasselbe, was man heutzutage verlangt, indem man unendlich theuer und werth sind, keinen Beifall. Endlich unternahm Um die mathematischen Verhältnisse der zwölf Töne der Ton¬ Ist es nicht dasselbe, was man heutzutage verlangt, indem man <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0194" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/266811"/> <p xml:id="ID_511" prev="#ID_510"> unendlich theuer und werth sind, keinen Beifall. Endlich unternahm<lb/> es der Kaiser Thal An, den hierin alle bedeutenden Gelehrten des<lb/> Kaiserreichs unterstützten, der Musik ihren alten Glanz wiederzuge¬<lb/> ben, indem er sie so wieder herstellte, wie sie anfangs gewesen war.</p><lb/> <p xml:id="ID_512"> Um die mathematischen Verhältnisse der zwölf Töne der Ton¬<lb/> leiter auf eine unabänderliche Weise festzustellen und zu bewahren,<lb/> machte ein sehr achtungswerther Chinese, dessen Namen aber nicht<lb/> bis zu uns gedrungen ist, den Vorschlag, zwölf Glocken zu gießen,<lb/> deren Vereinigung eine Muster-Tonleiter bilden sollte. Die Idee<lb/> fand höhern Orts Beifall und ward also in's Werk gesetzt.</p><lb/> <p xml:id="ID_513" next="#ID_514"> Ist es nicht dasselbe, was man heutzutage verlangt, indem man<lb/> alle Völker Europas zur Annahme eines einzigen, allgemein gelten¬<lb/> den Stimmumfanges zu bewegen sucht? So wurden denn Samm¬<lb/> lungen von Glocken von einem genau berechneten Klang gegossen<lb/> und in gewissen öffentlichen Anstalten hingestellt, damit Jedermann<lb/> hingehen könne, sein Instrument nach den Tönen zu reguliren,<lb/> welche diese Glocken von sich gaben. Gegen das Ende der Dynastie<lb/> Tang war bei Gelegenheit der Empörung des Ryan-in-ehalt und<lb/> deö Che-fe-mung der Kaiser aus seiner Hauptstadt entflohen, sein<lb/> Palast geplündert, die Instrumente zerstört und die Musterglocken<lb/> von den Orten, wo man sie aufbewahrte, weggeführt worden, um<lb/> sie in Kriegswaffen zu verwandeln. DaS war der empfindlichste<lb/> Verlust für die Chinesen. Man denke sich einmal, welche Verwirrung<lb/> plötzlich in unserem modernen gesellschaftlichen Leben eintreten würde,<lb/> wenn durch irgend ein unvorhergesehenes Ereigniß man sich der<lb/> Mittel beraubt sähe, die Zeiteintheilung dermaßen zu bestimmen, daß<lb/> die Stunde für Alle eine und dieselbe sei! Man stelle sich das ent¬<lb/> setzliche Chaos vor, in das wir verfallen würden, wenn Taschen-<lb/> und Pendeluhren jede ihren eigenen Gang zu gehen beliebten, ohne<lb/> daß wir im Stande wären, sie unter einander in Einklang zu brin¬<lb/> gen! Fast eben so bedauernswert!) war die Lage des chinesischen<lb/> Volks, als es sich der Mittel beraubt sah, sein Gong, King und<lb/> Ehe gleichmäßig nach einem feststehenden Stimmumfang zu reguli-<lb/> ren. Denn dieses achtungswerthe Volk betrachtete die Musik nicht,<lb/> wie dies bei uns noch so häufig der Fall ist, als eine frivole, nutz¬<lb/> lose Kunst, sondern es sah sie an als die Universalwissenschaft, als<lb/> die Wissenschaft aller Wissenschaften, als diejenige, welche allen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0194]
unendlich theuer und werth sind, keinen Beifall. Endlich unternahm
es der Kaiser Thal An, den hierin alle bedeutenden Gelehrten des
Kaiserreichs unterstützten, der Musik ihren alten Glanz wiederzuge¬
ben, indem er sie so wieder herstellte, wie sie anfangs gewesen war.
Um die mathematischen Verhältnisse der zwölf Töne der Ton¬
leiter auf eine unabänderliche Weise festzustellen und zu bewahren,
machte ein sehr achtungswerther Chinese, dessen Namen aber nicht
bis zu uns gedrungen ist, den Vorschlag, zwölf Glocken zu gießen,
deren Vereinigung eine Muster-Tonleiter bilden sollte. Die Idee
fand höhern Orts Beifall und ward also in's Werk gesetzt.
Ist es nicht dasselbe, was man heutzutage verlangt, indem man
alle Völker Europas zur Annahme eines einzigen, allgemein gelten¬
den Stimmumfanges zu bewegen sucht? So wurden denn Samm¬
lungen von Glocken von einem genau berechneten Klang gegossen
und in gewissen öffentlichen Anstalten hingestellt, damit Jedermann
hingehen könne, sein Instrument nach den Tönen zu reguliren,
welche diese Glocken von sich gaben. Gegen das Ende der Dynastie
Tang war bei Gelegenheit der Empörung des Ryan-in-ehalt und
deö Che-fe-mung der Kaiser aus seiner Hauptstadt entflohen, sein
Palast geplündert, die Instrumente zerstört und die Musterglocken
von den Orten, wo man sie aufbewahrte, weggeführt worden, um
sie in Kriegswaffen zu verwandeln. DaS war der empfindlichste
Verlust für die Chinesen. Man denke sich einmal, welche Verwirrung
plötzlich in unserem modernen gesellschaftlichen Leben eintreten würde,
wenn durch irgend ein unvorhergesehenes Ereigniß man sich der
Mittel beraubt sähe, die Zeiteintheilung dermaßen zu bestimmen, daß
die Stunde für Alle eine und dieselbe sei! Man stelle sich das ent¬
setzliche Chaos vor, in das wir verfallen würden, wenn Taschen-
und Pendeluhren jede ihren eigenen Gang zu gehen beliebten, ohne
daß wir im Stande wären, sie unter einander in Einklang zu brin¬
gen! Fast eben so bedauernswert!) war die Lage des chinesischen
Volks, als es sich der Mittel beraubt sah, sein Gong, King und
Ehe gleichmäßig nach einem feststehenden Stimmumfang zu reguli-
ren. Denn dieses achtungswerthe Volk betrachtete die Musik nicht,
wie dies bei uns noch so häufig der Fall ist, als eine frivole, nutz¬
lose Kunst, sondern es sah sie an als die Universalwissenschaft, als
die Wissenschaft aller Wissenschaften, als diejenige, welche allen
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