Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester.

Bild:
<< vorherige Seite

sein will und ihm nicht allein die Sorge anvertraut, ihn täglich
von dem Haarüberschuß zu befreien, den die Mode nicht in unsern
Gesichtern dulden will, sondern ihn auch mit der Aufsicht über ge¬
höriges Wachsthum oder vielmehr rechtzeitige Verminderung und
schönes, möglichst künstlerisches Aussehen des Haupthaares beamtet,
kann dieser wichtigen Person nicht weniger als 1.^- Thaler monatlich
geben. Und es ist auch wohl nicht zu viel für tägliches Rasiren
und Frisiren und monatliche Wollschur. Nasirt man sich selbst, so
giebt man diese Summe schon allein in ToileMntischchen, Rasirmes-
fern, Schleifsteinen, Seifen und tausend andern Dingen aus. Nun
kann wohl einer oder der andere meiner Leser von der Natur
so günstig bedacht sein, daß sein stets gelocktes oder lockendes -- nicht
blos sich selbst, sondern auch Damenbewunderung -- ihn den Fri¬
seur entbehren läßt: aber die Natur kann ihm, was sie so reichlich
giebt, nicht auch selbst nehmen, und kein junger Mann findet wohl
im Laufe eines Jahres so viel Gelegenheit, zarte Liebespfänder
auszutheilen, daß er hierdurch stets von einer gehörigen Anzahl Locken
befreit würde. Also bleibt immer noch eine Ausgabe für Haarschnei-
den: rechne man für diese Haare noch dazu, was sie an Pommaden,
Macassar- und anderen Oelen und sonstigen Schönheitsartikeln be¬
dürfen, so wird der Totalbetrag darthun, daß meine obige Annahme
von 1.^ Thaler monatlich für sämmtliche, das Haar betreffende Aus¬
gaben durchaus gemäßigt ist. Diese Thaler monatlicher Ausgabe
machen 1^- Silbergroschen täglicher, und da wir hier wiederum auf
fernere Unteilbarkeit stoßen, so wollen wir die tägliche Ausgabe von
l ^ Silbergroschen für den Hut dazu schlagen, so daß wir für Alles,
was den Kopf betrifft, einen Totalbetrag von täglich 3 Silbergro¬
schen erhalten, somit diesen Posten für eine Stunde auswerfen kön¬
nen mit...............1ä Pfennig.

Wir wollen nun vom Kopf zum Leibe hinabsteigen. Dem Le¬
ser bleibt es immer unbenommen, unsere Rechnungen nach seinem
Belieben umzuändern, wenn die Grundlagen der meinigen ihm nicht
hinlänglich vernünftig scheinen oder ihn in seinen Gewohnheiten verletzen.

Wir wollen einmal sehen. Zwei Klciver --Fracks oder Röcke --
jährlich, ist das zu viel oder zu wenig? Ja, wird man allgemein mir
zugeben, das hängt davon ab, wie sorgfältig man damit umgeht.
Trotz dem wird der ältere Theil meiner Leser es für zu viel, der


12"

sein will und ihm nicht allein die Sorge anvertraut, ihn täglich
von dem Haarüberschuß zu befreien, den die Mode nicht in unsern
Gesichtern dulden will, sondern ihn auch mit der Aufsicht über ge¬
höriges Wachsthum oder vielmehr rechtzeitige Verminderung und
schönes, möglichst künstlerisches Aussehen des Haupthaares beamtet,
kann dieser wichtigen Person nicht weniger als 1.^- Thaler monatlich
geben. Und es ist auch wohl nicht zu viel für tägliches Rasiren
und Frisiren und monatliche Wollschur. Nasirt man sich selbst, so
giebt man diese Summe schon allein in ToileMntischchen, Rasirmes-
fern, Schleifsteinen, Seifen und tausend andern Dingen aus. Nun
kann wohl einer oder der andere meiner Leser von der Natur
so günstig bedacht sein, daß sein stets gelocktes oder lockendes — nicht
blos sich selbst, sondern auch Damenbewunderung — ihn den Fri¬
seur entbehren läßt: aber die Natur kann ihm, was sie so reichlich
giebt, nicht auch selbst nehmen, und kein junger Mann findet wohl
im Laufe eines Jahres so viel Gelegenheit, zarte Liebespfänder
auszutheilen, daß er hierdurch stets von einer gehörigen Anzahl Locken
befreit würde. Also bleibt immer noch eine Ausgabe für Haarschnei-
den: rechne man für diese Haare noch dazu, was sie an Pommaden,
Macassar- und anderen Oelen und sonstigen Schönheitsartikeln be¬
dürfen, so wird der Totalbetrag darthun, daß meine obige Annahme
von 1.^ Thaler monatlich für sämmtliche, das Haar betreffende Aus¬
gaben durchaus gemäßigt ist. Diese Thaler monatlicher Ausgabe
machen 1^- Silbergroschen täglicher, und da wir hier wiederum auf
fernere Unteilbarkeit stoßen, so wollen wir die tägliche Ausgabe von
l ^ Silbergroschen für den Hut dazu schlagen, so daß wir für Alles,
was den Kopf betrifft, einen Totalbetrag von täglich 3 Silbergro¬
schen erhalten, somit diesen Posten für eine Stunde auswerfen kön¬
nen mit...............1ä Pfennig.

Wir wollen nun vom Kopf zum Leibe hinabsteigen. Dem Le¬
ser bleibt es immer unbenommen, unsere Rechnungen nach seinem
Belieben umzuändern, wenn die Grundlagen der meinigen ihm nicht
hinlänglich vernünftig scheinen oder ihn in seinen Gewohnheiten verletzen.

Wir wollen einmal sehen. Zwei Klciver —Fracks oder Röcke —
jährlich, ist das zu viel oder zu wenig? Ja, wird man allgemein mir
zugeben, das hängt davon ab, wie sorgfältig man damit umgeht.
Trotz dem wird der ältere Theil meiner Leser es für zu viel, der


12»
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0179" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/266796"/>
            <p xml:id="ID_462" prev="#ID_461"> sein will und ihm nicht allein die Sorge anvertraut, ihn täglich<lb/>
von dem Haarüberschuß zu befreien, den die Mode nicht in unsern<lb/>
Gesichtern dulden will, sondern ihn auch mit der Aufsicht über ge¬<lb/>
höriges Wachsthum oder vielmehr rechtzeitige Verminderung und<lb/>
schönes, möglichst künstlerisches Aussehen des Haupthaares beamtet,<lb/>
kann dieser wichtigen Person nicht weniger als 1.^- Thaler monatlich<lb/>
geben. Und es ist auch wohl nicht zu viel für tägliches Rasiren<lb/>
und Frisiren und monatliche Wollschur. Nasirt man sich selbst, so<lb/>
giebt man diese Summe schon allein in ToileMntischchen, Rasirmes-<lb/>
fern, Schleifsteinen, Seifen und tausend andern Dingen aus. Nun<lb/>
kann wohl einer oder der andere meiner Leser von der Natur<lb/>
so günstig bedacht sein, daß sein stets gelocktes oder lockendes &#x2014; nicht<lb/>
blos sich selbst, sondern auch Damenbewunderung &#x2014; ihn den Fri¬<lb/>
seur entbehren läßt: aber die Natur kann ihm, was sie so reichlich<lb/>
giebt, nicht auch selbst nehmen, und kein junger Mann findet wohl<lb/>
im Laufe eines Jahres so viel Gelegenheit, zarte Liebespfänder<lb/>
auszutheilen, daß er hierdurch stets von einer gehörigen Anzahl Locken<lb/>
befreit würde. Also bleibt immer noch eine Ausgabe für Haarschnei-<lb/>
den: rechne man für diese Haare noch dazu, was sie an Pommaden,<lb/>
Macassar- und anderen Oelen und sonstigen Schönheitsartikeln be¬<lb/>
dürfen, so wird der Totalbetrag darthun, daß meine obige Annahme<lb/>
von 1.^ Thaler monatlich für sämmtliche, das Haar betreffende Aus¬<lb/>
gaben durchaus gemäßigt ist. Diese Thaler monatlicher Ausgabe<lb/>
machen 1^- Silbergroschen täglicher, und da wir hier wiederum auf<lb/>
fernere Unteilbarkeit stoßen, so wollen wir die tägliche Ausgabe von<lb/>
l ^ Silbergroschen für den Hut dazu schlagen, so daß wir für Alles,<lb/>
was den Kopf betrifft, einen Totalbetrag von täglich 3 Silbergro¬<lb/>
schen erhalten, somit diesen Posten für eine Stunde auswerfen kön¬<lb/>
nen mit...............1ä Pfennig.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_463"> Wir wollen nun vom Kopf zum Leibe hinabsteigen. Dem Le¬<lb/>
ser bleibt es immer unbenommen, unsere Rechnungen nach seinem<lb/>
Belieben umzuändern, wenn die Grundlagen der meinigen ihm nicht<lb/>
hinlänglich vernünftig scheinen oder ihn in seinen Gewohnheiten verletzen.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_464" next="#ID_465"> Wir wollen einmal sehen. Zwei Klciver &#x2014;Fracks oder Röcke &#x2014;<lb/>
jährlich, ist das zu viel oder zu wenig? Ja, wird man allgemein mir<lb/>
zugeben, das hängt davon ab, wie sorgfältig man damit umgeht.<lb/>
Trotz dem wird der ältere Theil meiner Leser es für zu viel, der</p><lb/>
            <fw type="sig" place="bottom"> 12»</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0179] sein will und ihm nicht allein die Sorge anvertraut, ihn täglich von dem Haarüberschuß zu befreien, den die Mode nicht in unsern Gesichtern dulden will, sondern ihn auch mit der Aufsicht über ge¬ höriges Wachsthum oder vielmehr rechtzeitige Verminderung und schönes, möglichst künstlerisches Aussehen des Haupthaares beamtet, kann dieser wichtigen Person nicht weniger als 1.^- Thaler monatlich geben. Und es ist auch wohl nicht zu viel für tägliches Rasiren und Frisiren und monatliche Wollschur. Nasirt man sich selbst, so giebt man diese Summe schon allein in ToileMntischchen, Rasirmes- fern, Schleifsteinen, Seifen und tausend andern Dingen aus. Nun kann wohl einer oder der andere meiner Leser von der Natur so günstig bedacht sein, daß sein stets gelocktes oder lockendes — nicht blos sich selbst, sondern auch Damenbewunderung — ihn den Fri¬ seur entbehren läßt: aber die Natur kann ihm, was sie so reichlich giebt, nicht auch selbst nehmen, und kein junger Mann findet wohl im Laufe eines Jahres so viel Gelegenheit, zarte Liebespfänder auszutheilen, daß er hierdurch stets von einer gehörigen Anzahl Locken befreit würde. Also bleibt immer noch eine Ausgabe für Haarschnei- den: rechne man für diese Haare noch dazu, was sie an Pommaden, Macassar- und anderen Oelen und sonstigen Schönheitsartikeln be¬ dürfen, so wird der Totalbetrag darthun, daß meine obige Annahme von 1.^ Thaler monatlich für sämmtliche, das Haar betreffende Aus¬ gaben durchaus gemäßigt ist. Diese Thaler monatlicher Ausgabe machen 1^- Silbergroschen täglicher, und da wir hier wiederum auf fernere Unteilbarkeit stoßen, so wollen wir die tägliche Ausgabe von l ^ Silbergroschen für den Hut dazu schlagen, so daß wir für Alles, was den Kopf betrifft, einen Totalbetrag von täglich 3 Silbergro¬ schen erhalten, somit diesen Posten für eine Stunde auswerfen kön¬ nen mit...............1ä Pfennig. Wir wollen nun vom Kopf zum Leibe hinabsteigen. Dem Le¬ ser bleibt es immer unbenommen, unsere Rechnungen nach seinem Belieben umzuändern, wenn die Grundlagen der meinigen ihm nicht hinlänglich vernünftig scheinen oder ihn in seinen Gewohnheiten verletzen. Wir wollen einmal sehen. Zwei Klciver —Fracks oder Röcke — jährlich, ist das zu viel oder zu wenig? Ja, wird man allgemein mir zugeben, das hängt davon ab, wie sorgfältig man damit umgeht. Trotz dem wird der ältere Theil meiner Leser es für zu viel, der 12»

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_266616
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_266616/179
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_266616/179>, abgerufen am 23.07.2024.