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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester.

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anständig mit Meubles zu versehen, man zwischen KW Thaler
beauchen würde. Da wir aber unser Grundcapital nicht verringern
wollen, so begnügen wir uns in dieser Berechnung, nur die Zinsen
zu 5sZ zu veranschlagen und sie der Ausgabe für die Wohnung hin¬
zuzufügen, so daß diese uns jetzt jährlich um 30 Thaler theurer zu
stehen kommt. Dieser Zuschuß, gehörig vertheilt, giebt für den Mo-
nat 2^ Thaler, also täglich 2^ Silbergroschen und stündlich ^ Pfen¬
nig. Rechnen wir dies zu den obigen 7^ Pfennig, so erhalten wir
Pfennig, eine Summe, die wir hiermit als stündliche Ausgabe
für Wohnung und Meubles notiren wollen, worin wir übrigens
auch die Heizung für den Winter einbegriffen zu sehen wünschen,
obgleich wir bisher nicht davon gesprochen.

Geben wir also zu etwas Anderem über. Doch halt! Mein
Mobiliar dauert nicht ewig; es muß von Zeit zu Zeit reparirt
werden und durchschnittlich schafft man eigentlich alle zehn Jahre
neue Meubles an: dies muß also mit veranschlagt werden. Nun
wir wollen sehen, wie wir dies machen. Ein Capital zu Zin¬
sen verdoppelt sich in 20 Jahren, wachst also in 10 Jahren um die
Hälfte seines Betrages. Wenden wir diesen Grundsatz im umge¬
kehrten Sinne an, so ist es klar, daß, wenn mich meine Meubles,
als nur zu 5<Z auf meiner Einnahme lastendes Kapital, stündlich
1^ Pfennig gekostet haben, sie bei einer Erneuerung von zehn zu
zehn Jahren das Doppelte kosten werden. Zu obigen Pfennigen
muß ich also noch 1^ Pfennig hinzufügen: in Summa also 11 Pfen¬
nige, und nun denke ich, wird über diesen Punkt nichts mehr zu
sagen sein. Werfen wir also als ersten Posten vus: eine Stunde un¬
ter Dach und Fach, eine Stunde in seiner meublirten Wohnung
kostet unser Individuum.........10 Pfennige.

Das zweite unabweisbare Bedürfniß eines jeden Menschen ist:
Nahrung. Ich muß gestehen, dieser Punkt ist einer größeren
Willkür unterworfen, als der voriges aber ich hoffe auch hier daS
rechte Verhältniß zu treffen und mich init Dir, lieber Leser, zu eini¬
gen. Nicht wahr, für ^ Thaler kann man recht anständig überall
zu Mittag essen?

Wenn wir Frühstück und Abendbrod zusammen auf 10 Silber-
groschen berechnen, so haben wir wohl auch daS Gehörige angenom¬
men, und so kann also auch unser Gar^on seine Lebenskräfte täglich


anständig mit Meubles zu versehen, man zwischen KW Thaler
beauchen würde. Da wir aber unser Grundcapital nicht verringern
wollen, so begnügen wir uns in dieser Berechnung, nur die Zinsen
zu 5sZ zu veranschlagen und sie der Ausgabe für die Wohnung hin¬
zuzufügen, so daß diese uns jetzt jährlich um 30 Thaler theurer zu
stehen kommt. Dieser Zuschuß, gehörig vertheilt, giebt für den Mo-
nat 2^ Thaler, also täglich 2^ Silbergroschen und stündlich ^ Pfen¬
nig. Rechnen wir dies zu den obigen 7^ Pfennig, so erhalten wir
Pfennig, eine Summe, die wir hiermit als stündliche Ausgabe
für Wohnung und Meubles notiren wollen, worin wir übrigens
auch die Heizung für den Winter einbegriffen zu sehen wünschen,
obgleich wir bisher nicht davon gesprochen.

Geben wir also zu etwas Anderem über. Doch halt! Mein
Mobiliar dauert nicht ewig; es muß von Zeit zu Zeit reparirt
werden und durchschnittlich schafft man eigentlich alle zehn Jahre
neue Meubles an: dies muß also mit veranschlagt werden. Nun
wir wollen sehen, wie wir dies machen. Ein Capital zu Zin¬
sen verdoppelt sich in 20 Jahren, wachst also in 10 Jahren um die
Hälfte seines Betrages. Wenden wir diesen Grundsatz im umge¬
kehrten Sinne an, so ist es klar, daß, wenn mich meine Meubles,
als nur zu 5<Z auf meiner Einnahme lastendes Kapital, stündlich
1^ Pfennig gekostet haben, sie bei einer Erneuerung von zehn zu
zehn Jahren das Doppelte kosten werden. Zu obigen Pfennigen
muß ich also noch 1^ Pfennig hinzufügen: in Summa also 11 Pfen¬
nige, und nun denke ich, wird über diesen Punkt nichts mehr zu
sagen sein. Werfen wir also als ersten Posten vus: eine Stunde un¬
ter Dach und Fach, eine Stunde in seiner meublirten Wohnung
kostet unser Individuum.........10 Pfennige.

Das zweite unabweisbare Bedürfniß eines jeden Menschen ist:
Nahrung. Ich muß gestehen, dieser Punkt ist einer größeren
Willkür unterworfen, als der voriges aber ich hoffe auch hier daS
rechte Verhältniß zu treffen und mich init Dir, lieber Leser, zu eini¬
gen. Nicht wahr, für ^ Thaler kann man recht anständig überall
zu Mittag essen?

Wenn wir Frühstück und Abendbrod zusammen auf 10 Silber-
groschen berechnen, so haben wir wohl auch daS Gehörige angenom¬
men, und so kann also auch unser Gar^on seine Lebenskräfte täglich


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[0176] anständig mit Meubles zu versehen, man zwischen KW Thaler beauchen würde. Da wir aber unser Grundcapital nicht verringern wollen, so begnügen wir uns in dieser Berechnung, nur die Zinsen zu 5sZ zu veranschlagen und sie der Ausgabe für die Wohnung hin¬ zuzufügen, so daß diese uns jetzt jährlich um 30 Thaler theurer zu stehen kommt. Dieser Zuschuß, gehörig vertheilt, giebt für den Mo- nat 2^ Thaler, also täglich 2^ Silbergroschen und stündlich ^ Pfen¬ nig. Rechnen wir dies zu den obigen 7^ Pfennig, so erhalten wir Pfennig, eine Summe, die wir hiermit als stündliche Ausgabe für Wohnung und Meubles notiren wollen, worin wir übrigens auch die Heizung für den Winter einbegriffen zu sehen wünschen, obgleich wir bisher nicht davon gesprochen. Geben wir also zu etwas Anderem über. Doch halt! Mein Mobiliar dauert nicht ewig; es muß von Zeit zu Zeit reparirt werden und durchschnittlich schafft man eigentlich alle zehn Jahre neue Meubles an: dies muß also mit veranschlagt werden. Nun wir wollen sehen, wie wir dies machen. Ein Capital zu Zin¬ sen verdoppelt sich in 20 Jahren, wachst also in 10 Jahren um die Hälfte seines Betrages. Wenden wir diesen Grundsatz im umge¬ kehrten Sinne an, so ist es klar, daß, wenn mich meine Meubles, als nur zu 5<Z auf meiner Einnahme lastendes Kapital, stündlich 1^ Pfennig gekostet haben, sie bei einer Erneuerung von zehn zu zehn Jahren das Doppelte kosten werden. Zu obigen Pfennigen muß ich also noch 1^ Pfennig hinzufügen: in Summa also 11 Pfen¬ nige, und nun denke ich, wird über diesen Punkt nichts mehr zu sagen sein. Werfen wir also als ersten Posten vus: eine Stunde un¬ ter Dach und Fach, eine Stunde in seiner meublirten Wohnung kostet unser Individuum.........10 Pfennige. Das zweite unabweisbare Bedürfniß eines jeden Menschen ist: Nahrung. Ich muß gestehen, dieser Punkt ist einer größeren Willkür unterworfen, als der voriges aber ich hoffe auch hier daS rechte Verhältniß zu treffen und mich init Dir, lieber Leser, zu eini¬ gen. Nicht wahr, für ^ Thaler kann man recht anständig überall zu Mittag essen? Wenn wir Frühstück und Abendbrod zusammen auf 10 Silber- groschen berechnen, so haben wir wohl auch daS Gehörige angenom¬ men, und so kann also auch unser Gar^on seine Lebenskräfte täglich

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_266616/176>, abgerufen am 23.07.2024.