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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester.

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im Weine zu erkennen, ihn durch Ammoniak zu präcipitiren, jedoch
muß er vorher durch Chlor entfärbt worden sein. Ganz einfache
Sachen.

Ein Alcalometer zeigt deutlich, wie viel wirkliches Alkali sich
in der Soda oder Potasche befindet, deren eigentlichen Werth und
Verkaufspreis man hiedurch auf'S Leichteste bestimmen kann. Wer
besitzt nicht einen Alcalometer?

Durch Salpetersäure oder salpetrige Säure, lieber Leser, entdeckst
Du, wenn sich auch nur ein Hunderttheil Mohnöl in's speisest ein¬
geschlichen; ehe man also einen Salat zubereitet, versehe man sich
wohl mit salpetersauren Baryt zur Prüfung des Weinessigs, und
mit Salpetersäure zur Prüfung des Oels. Wer nicht Zeit zu die¬
sen chemischen Uebungen hat, oder die armen Leute, denen es an
Geld fehlt, -- ja, die müssen sich nun einmal entschließen, die Sa¬
chen so zu brauchen, wie sie sind.

Die Bleisalze und Bleioryde, mit denen man Bonbons und
Weine versetzt, offenbaren sich sofort, sobald man sie mit geschwefel¬
tem Wasserstoffgas, oder wie eS auch heißt, mit schwefelwässriger
Säure in Berührung bringt. Euren lieben Kleinen, meine verehr¬
ten Leserinnen, hängt nur, sobald sie ein Jahr alt sind, ein Fläsch-
chen mit besagter Säure um und lehrt sie den Gebrauch derselben;
denn sobald Ihr sie in's Freie schickt, sind sie jeden Augenblick, und
je niedlicher sie sind, desto häufiger der Gefahr ausgesetzt, daß man
ihnen Bonbons und anderes Zuckerzeug giebt.

Wollen sorgsame Hausfrauen dem Gemüse seine falsche, durch
Grünspan bewirkte Farbe entreißen, so brauchen sie nur Salmiak
anzuwenden, ein überaus wirksames Mittel, dessen Kraft sich jedoch
auch sehr häufig dahin äußert, daß die Personen, welche eS anwen¬
den, ersticken.

Vermöge eines guten Mikroskops kann man in seinem Brode
das Weizenmehl ganz genau vom Kartoffel- und Bohnenmehl un¬
terscheiden; eben so auch erkennt man die Mischtheile des Zuckers;
denn der Rohrzucker krystallisirt sich nadelförmig, Kartoffelzucker aber
in der Form von Hirfekörnern. Man fühlt sich gewiß sehr getrö¬
stet, wenn man dies gesehen; nur ist Schade, daß durch das Mikro¬
skop das Bohnenmehl nicht nährend und der Kartoffelzucker nicht
süßer wird.


im Weine zu erkennen, ihn durch Ammoniak zu präcipitiren, jedoch
muß er vorher durch Chlor entfärbt worden sein. Ganz einfache
Sachen.

Ein Alcalometer zeigt deutlich, wie viel wirkliches Alkali sich
in der Soda oder Potasche befindet, deren eigentlichen Werth und
Verkaufspreis man hiedurch auf'S Leichteste bestimmen kann. Wer
besitzt nicht einen Alcalometer?

Durch Salpetersäure oder salpetrige Säure, lieber Leser, entdeckst
Du, wenn sich auch nur ein Hunderttheil Mohnöl in's speisest ein¬
geschlichen; ehe man also einen Salat zubereitet, versehe man sich
wohl mit salpetersauren Baryt zur Prüfung des Weinessigs, und
mit Salpetersäure zur Prüfung des Oels. Wer nicht Zeit zu die¬
sen chemischen Uebungen hat, oder die armen Leute, denen es an
Geld fehlt, — ja, die müssen sich nun einmal entschließen, die Sa¬
chen so zu brauchen, wie sie sind.

Die Bleisalze und Bleioryde, mit denen man Bonbons und
Weine versetzt, offenbaren sich sofort, sobald man sie mit geschwefel¬
tem Wasserstoffgas, oder wie eS auch heißt, mit schwefelwässriger
Säure in Berührung bringt. Euren lieben Kleinen, meine verehr¬
ten Leserinnen, hängt nur, sobald sie ein Jahr alt sind, ein Fläsch-
chen mit besagter Säure um und lehrt sie den Gebrauch derselben;
denn sobald Ihr sie in's Freie schickt, sind sie jeden Augenblick, und
je niedlicher sie sind, desto häufiger der Gefahr ausgesetzt, daß man
ihnen Bonbons und anderes Zuckerzeug giebt.

Wollen sorgsame Hausfrauen dem Gemüse seine falsche, durch
Grünspan bewirkte Farbe entreißen, so brauchen sie nur Salmiak
anzuwenden, ein überaus wirksames Mittel, dessen Kraft sich jedoch
auch sehr häufig dahin äußert, daß die Personen, welche eS anwen¬
den, ersticken.

Vermöge eines guten Mikroskops kann man in seinem Brode
das Weizenmehl ganz genau vom Kartoffel- und Bohnenmehl un¬
terscheiden; eben so auch erkennt man die Mischtheile des Zuckers;
denn der Rohrzucker krystallisirt sich nadelförmig, Kartoffelzucker aber
in der Form von Hirfekörnern. Man fühlt sich gewiß sehr getrö¬
stet, wenn man dies gesehen; nur ist Schade, daß durch das Mikro¬
skop das Bohnenmehl nicht nährend und der Kartoffelzucker nicht
süßer wird.


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[0170] im Weine zu erkennen, ihn durch Ammoniak zu präcipitiren, jedoch muß er vorher durch Chlor entfärbt worden sein. Ganz einfache Sachen. Ein Alcalometer zeigt deutlich, wie viel wirkliches Alkali sich in der Soda oder Potasche befindet, deren eigentlichen Werth und Verkaufspreis man hiedurch auf'S Leichteste bestimmen kann. Wer besitzt nicht einen Alcalometer? Durch Salpetersäure oder salpetrige Säure, lieber Leser, entdeckst Du, wenn sich auch nur ein Hunderttheil Mohnöl in's speisest ein¬ geschlichen; ehe man also einen Salat zubereitet, versehe man sich wohl mit salpetersauren Baryt zur Prüfung des Weinessigs, und mit Salpetersäure zur Prüfung des Oels. Wer nicht Zeit zu die¬ sen chemischen Uebungen hat, oder die armen Leute, denen es an Geld fehlt, — ja, die müssen sich nun einmal entschließen, die Sa¬ chen so zu brauchen, wie sie sind. Die Bleisalze und Bleioryde, mit denen man Bonbons und Weine versetzt, offenbaren sich sofort, sobald man sie mit geschwefel¬ tem Wasserstoffgas, oder wie eS auch heißt, mit schwefelwässriger Säure in Berührung bringt. Euren lieben Kleinen, meine verehr¬ ten Leserinnen, hängt nur, sobald sie ein Jahr alt sind, ein Fläsch- chen mit besagter Säure um und lehrt sie den Gebrauch derselben; denn sobald Ihr sie in's Freie schickt, sind sie jeden Augenblick, und je niedlicher sie sind, desto häufiger der Gefahr ausgesetzt, daß man ihnen Bonbons und anderes Zuckerzeug giebt. Wollen sorgsame Hausfrauen dem Gemüse seine falsche, durch Grünspan bewirkte Farbe entreißen, so brauchen sie nur Salmiak anzuwenden, ein überaus wirksames Mittel, dessen Kraft sich jedoch auch sehr häufig dahin äußert, daß die Personen, welche eS anwen¬ den, ersticken. Vermöge eines guten Mikroskops kann man in seinem Brode das Weizenmehl ganz genau vom Kartoffel- und Bohnenmehl un¬ terscheiden; eben so auch erkennt man die Mischtheile des Zuckers; denn der Rohrzucker krystallisirt sich nadelförmig, Kartoffelzucker aber in der Form von Hirfekörnern. Man fühlt sich gewiß sehr getrö¬ stet, wenn man dies gesehen; nur ist Schade, daß durch das Mikro¬ skop das Bohnenmehl nicht nährend und der Kartoffelzucker nicht süßer wird.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_266616/170>, abgerufen am 23.07.2024.