Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester."trostlosen Zustande, in altem Elend und Gräuel des Krieges. "Eine tiefe Weisheit leitete alle seine Handlungen und sie war Anm. d. Berf. Wir heutzutage würden freilich vorziehen, daß der Fürst die gesetzmä¬
ßigen Obrigkeiten handeln lasse; aber gerade dieser Zug malt den Charakter Philipps, der durch Despotismus zur Gerechtigkeit kommen wollte und dessen Auge und Ha"d sich überall fühlbar machen sollte". „trostlosen Zustande, in altem Elend und Gräuel des Krieges. „Eine tiefe Weisheit leitete alle seine Handlungen und sie war Anm. d. Berf. Wir heutzutage würden freilich vorziehen, daß der Fürst die gesetzmä¬
ßigen Obrigkeiten handeln lasse; aber gerade dieser Zug malt den Charakter Philipps, der durch Despotismus zur Gerechtigkeit kommen wollte und dessen Auge und Ha»d sich überall fühlbar machen sollte». <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0143" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/266760"/> <p xml:id="ID_355" prev="#ID_354"> „trostlosen Zustande, in altem Elend und Gräuel des Krieges.<lb/> „Griechenland, die Tartarei, Ungarn, Böhmen, Siebenbürgen, Polen,<lb/> „Deutschland, Frankreich, Holland, Seeland, Schottland und mehrere<lb/> „Theile Italiens befanden sich in diesem jammervollen Zustande. ...<lb/> „Die von ihren Herrn mißhandelten Bedienten, die von ihren<lb/> „Gutsherrn unterdrückten Vasallen, die unglücklichen Schlachtopfer<lb/> „der Tyrannei der Mächtigen, die Gläubiger, denen man ihre<lb/> „Schulden nicht bezahlen wollte, — alle fanden eine sichere Stütze<lb/> „an Seiner Majestät in Person, in seinem Rath, in seiner Kanzlei<lb/> „und in seinen Gerichtshöfen. Wußte er, daß ein Grand von<lb/> „Spanien der Schuldner eines Handwerkers sei, so schickte er, —<lb/> „und das ist ein Beweis seiner Gerechtigkeiöliebe—ohne des Gläu¬<lb/> bigers Rang und Würde in Betracht zu ziehen, ohne Murren zu<lb/> „befürchten, einen seiner Officiere, um die in Rede stehende Summe<lb/> „zu holen, mochte es sich auch nur um eine Schuld von 4—5 Thalern<lb/> „handeln 5). Die Granden von Spanien und die Adligen von der<lb/> „höchsten Abkunft waren dermaßen unterworfen, daß sie einander<lb/> „die Ehre streitig machten, einen Häscher gut zu behandeln, der<lb/> „von Seiten der Gerechtigkeit kam, um irgend einen Auftrag zu<lb/> „vollziehen. ...... Ost ereignete es sich, daß ein armer Geist--<lb/> „licher, der gelehrt und fromm, aber unbekannt, tief versteckt im<lb/> „Innern einer Provinz lebte, fern von der Welt und dem Hofe,<lb/> „plötzlich die Nachricht seiner Ernennung zu einem Canonicat, einer<lb/> „Prälatur, einem Bisthum erhielt, ohne daß er errathen konnte,<lb/> „woher ihm dies Glück kam. Aber sein für jeden Andern verbor¬<lb/> genes Verdienst war den forschenden Blicken Philipp'S nicht ent¬<lb/> gangen und seine Erhöhung war nur ein Beweis mehr von der<lb/> „strengen und umsichtigen Verwaltung deö Königs." . . . .</p><lb/> <p xml:id="ID_356" next="#ID_357"> „Eine tiefe Weisheit leitete alle seine Handlungen und sie war<lb/> „der unermeßliche Schatz, in dein er fortwährend Hülfsmittel fand,<lb/> „um während so langer Zeit, als er herrschte, Spanien, Indien,</p><lb/> <note xml:id="FID_11" place="foot"> Wir heutzutage würden freilich vorziehen, daß der Fürst die gesetzmä¬<lb/> ßigen Obrigkeiten handeln lasse; aber gerade dieser Zug malt den Charakter<lb/> Philipps, der durch Despotismus zur Gerechtigkeit kommen wollte und dessen<lb/> Auge und Ha»d sich überall fühlbar machen sollte».</note><lb/> <note type="byline"> Anm. d. Berf.</note><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0143]
„trostlosen Zustande, in altem Elend und Gräuel des Krieges.
„Griechenland, die Tartarei, Ungarn, Böhmen, Siebenbürgen, Polen,
„Deutschland, Frankreich, Holland, Seeland, Schottland und mehrere
„Theile Italiens befanden sich in diesem jammervollen Zustande. ...
„Die von ihren Herrn mißhandelten Bedienten, die von ihren
„Gutsherrn unterdrückten Vasallen, die unglücklichen Schlachtopfer
„der Tyrannei der Mächtigen, die Gläubiger, denen man ihre
„Schulden nicht bezahlen wollte, — alle fanden eine sichere Stütze
„an Seiner Majestät in Person, in seinem Rath, in seiner Kanzlei
„und in seinen Gerichtshöfen. Wußte er, daß ein Grand von
„Spanien der Schuldner eines Handwerkers sei, so schickte er, —
„und das ist ein Beweis seiner Gerechtigkeiöliebe—ohne des Gläu¬
bigers Rang und Würde in Betracht zu ziehen, ohne Murren zu
„befürchten, einen seiner Officiere, um die in Rede stehende Summe
„zu holen, mochte es sich auch nur um eine Schuld von 4—5 Thalern
„handeln 5). Die Granden von Spanien und die Adligen von der
„höchsten Abkunft waren dermaßen unterworfen, daß sie einander
„die Ehre streitig machten, einen Häscher gut zu behandeln, der
„von Seiten der Gerechtigkeit kam, um irgend einen Auftrag zu
„vollziehen. ...... Ost ereignete es sich, daß ein armer Geist--
„licher, der gelehrt und fromm, aber unbekannt, tief versteckt im
„Innern einer Provinz lebte, fern von der Welt und dem Hofe,
„plötzlich die Nachricht seiner Ernennung zu einem Canonicat, einer
„Prälatur, einem Bisthum erhielt, ohne daß er errathen konnte,
„woher ihm dies Glück kam. Aber sein für jeden Andern verbor¬
genes Verdienst war den forschenden Blicken Philipp'S nicht ent¬
gangen und seine Erhöhung war nur ein Beweis mehr von der
„strengen und umsichtigen Verwaltung deö Königs." . . . .
„Eine tiefe Weisheit leitete alle seine Handlungen und sie war
„der unermeßliche Schatz, in dein er fortwährend Hülfsmittel fand,
„um während so langer Zeit, als er herrschte, Spanien, Indien,
Anm. d. Berf.
Wir heutzutage würden freilich vorziehen, daß der Fürst die gesetzmä¬
ßigen Obrigkeiten handeln lasse; aber gerade dieser Zug malt den Charakter
Philipps, der durch Despotismus zur Gerechtigkeit kommen wollte und dessen
Auge und Ha»d sich überall fühlbar machen sollte».
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