buntgeordneten Flaggen und Trophäen geschmückt. An der andern Seite des Kiosks erhob sich die Loge des Monarchen in prächtiger Verzierung.
Einige Verstimmung erregte es bei dem großen Haufen, daß man die Wohlthätigkeit bei dieser Gelegenheit in Contribution setzte, und von denje¬ nigen, welche nicht zu den Gesellschaften gehörten, eine Bagatelle für den Eintritt, zum Besten der Armen, abforderte. Ein derber Flamänder, der neben mir stand, war ganz außer sich vor Zorn -- "Was," rief er, "En¬ tree? 25 Centimes? -- Vor 11 Jahren gab man uns an diesem Tage gern 25 Franken, daß wir nur in den Park gingen und uns massacriren lie¬ ßen, und jetzt, wo man Vergnügen davon haben könnte, fordert man uns Geld ab!"
Andere kränkten sich, daß der König, der am ersten Tage noch auf seiner Herreise von Frankreich begriffen war, und am zweiten dem Pferde¬ rennen beiwohnte, nicht in seiner prächtig ausstaffirten Loge erschien; und so gab es, bei all' den Herrlichkeiten, der Schmollenden genug.
Um 8 Uhr Abends endigte der erste Tag des Concurses, und nun wurde der Park freigegeben. Die drei Harmoniegesellschaften Brüssels hat¬ ten den fremden ein herrliches Fest im Vauxhall eingerichtet, das anstoßende Theater war in einen Ballsaal verwandelt, ein Zelt, zum Tanzen, im Gar¬ ten aufgeschlagen, und letzterer auf das glänzendste erleuchtet worden. Hier sammelte sich die schöne Welt der Einheimischen, und die Elite der Fremden in bunter Mischung der gesuchtesten Toilette und der staubigsten Reisekleidung.
Ein hübsches Feuerwerk, welches abgebrant wurde, warf seine Lichter auf die bunte Scene und Gruppen, und der Abend endete wie eine große Oper, die unter Gottes freiem Himmel gespielt wurde.
Am Samstag Morgen, nach den üblichen Kanonenschüssen, begaben sich die Karabiner- und Bogenschützen in geordnetem Zuge zum großen Platze, und von dort in die verschiedenen Locale, die nach der verschiedenen Schie߬ art vertheilt waren. Um 10 Uhr begann das beliebte Brüsseler Volksspiel mit dem Balle. Um 11 Uhr wurden in der Augustinerkirche die Preise an diejenigen Schüler des ganzen Königreiches ausgetheilt, welche bei dem neulich stattgefundenen Concurse am besten bestanden hatten. Um 1 Uhr wurden die Pferderennen wiederholt. In verschiedenen Gegenden der Stadt nahmen andere Volksbelustigungen ihren Anfang. Das Wettspielen der Har¬ monien im Parke dauerte mittlerweile immer fort. Um 3 Uhr Abends end¬ lich fand die Medaillenvertheilung statt, und lieferte in der That interessante Resultate. Da fand es sich denn, daß auf der einen Seite ein armes Dorf, Montaigu, dessen Harmonie erst seit Kurzem besteht, aber von einem tüchti¬ gen Dilettanten dirigirt, und einem reichen Herrn unterstützt ist, den ersten Preis, unter den Communen zweiten Ranges, davon trug, indeß andererseits
buntgeordneten Flaggen und Trophäen geschmückt. An der andern Seite des Kiosks erhob sich die Loge des Monarchen in prächtiger Verzierung.
Einige Verstimmung erregte es bei dem großen Haufen, daß man die Wohlthätigkeit bei dieser Gelegenheit in Contribution setzte, und von denje¬ nigen, welche nicht zu den Gesellschaften gehörten, eine Bagatelle für den Eintritt, zum Besten der Armen, abforderte. Ein derber Flamänder, der neben mir stand, war ganz außer sich vor Zorn — „Was,“ rief er, „En¬ tree? 25 Centimes? — Vor 11 Jahren gab man uns an diesem Tage gern 25 Franken, daß wir nur in den Park gingen und uns massacriren lie¬ ßen, und jetzt, wo man Vergnügen davon haben könnte, fordert man uns Geld ab!“
Andere kränkten sich, daß der König, der am ersten Tage noch auf seiner Herreise von Frankreich begriffen war, und am zweiten dem Pferde¬ rennen beiwohnte, nicht in seiner prächtig ausstaffirten Loge erschien; und so gab es, bei all' den Herrlichkeiten, der Schmollenden genug.
Um 8 Uhr Abends endigte der erste Tag des Concurses, und nun wurde der Park freigegeben. Die drei Harmoniegesellschaften Brüssels hat¬ ten den fremden ein herrliches Fest im Vauxhall eingerichtet, das anstoßende Theater war in einen Ballsaal verwandelt, ein Zelt, zum Tanzen, im Gar¬ ten aufgeschlagen, und letzterer auf das glänzendste erleuchtet worden. Hier sammelte sich die schöne Welt der Einheimischen, und die Elite der Fremden in bunter Mischung der gesuchtesten Toilette und der staubigsten Reisekleidung.
Ein hübsches Feuerwerk, welches abgebrant wurde, warf seine Lichter auf die bunte Scene und Gruppen, und der Abend endete wie eine große Oper, die unter Gottes freiem Himmel gespielt wurde.
Am Samstag Morgen, nach den üblichen Kanonenschüssen, begaben sich die Karabiner- und Bogenschützen in geordnetem Zuge zum großen Platze, und von dort in die verschiedenen Locale, die nach der verschiedenen Schie߬ art vertheilt waren. Um 10 Uhr begann das beliebte Brüsseler Volksspiel mit dem Balle. Um 11 Uhr wurden in der Augustinerkirche die Preise an diejenigen Schüler des ganzen Königreiches ausgetheilt, welche bei dem neulich stattgefundenen Concurse am besten bestanden hatten. Um 1 Uhr wurden die Pferderennen wiederholt. In verschiedenen Gegenden der Stadt nahmen andere Volksbelustigungen ihren Anfang. Das Wettspielen der Har¬ monien im Parke dauerte mittlerweile immer fort. Um 3 Uhr Abends end¬ lich fand die Medaillenvertheilung statt, und lieferte in der That interessante Resultate. Da fand es sich denn, daß auf der einen Seite ein armes Dorf, Montaigu, dessen Harmonie erst seit Kurzem besteht, aber von einem tüchti¬ gen Dilettanten dirigirt, und einem reichen Herrn unterstützt ist, den ersten Preis, unter den Communen zweiten Ranges, davon trug, indeß andererseits
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des Kiosks erhob sich die Loge des Monarchen in prächtiger Verzierung.
Einige Verstimmung erregte es bei dem großen Haufen, daß man die
Wohlthätigkeit bei dieser Gelegenheit in Contribution setzte, und von denje¬
nigen, welche nicht zu den Gesellschaften gehörten, eine Bagatelle für den
Eintritt, zum Besten der Armen, abforderte. Ein derber Flamänder, der
neben mir stand, war ganz außer sich vor Zorn — „Was,“ rief er, „En¬
tree? 25 Centimes? — Vor 11 Jahren gab man uns an diesem Tage gern
25 Franken, daß wir nur in den Park gingen und uns massacriren lie¬
ßen, und jetzt, wo man Vergnügen davon haben könnte, fordert man uns
Geld ab!“
Andere kränkten sich, daß der König, der am ersten Tage noch auf
seiner Herreise von Frankreich begriffen war, und am zweiten dem Pferde¬
rennen beiwohnte, nicht in seiner prächtig ausstaffirten Loge erschien; und so
gab es, bei all' den Herrlichkeiten, der Schmollenden genug.
Um 8 Uhr Abends endigte der erste Tag des Concurses, und nun
wurde der Park freigegeben. Die drei Harmoniegesellschaften Brüssels hat¬
ten den fremden ein herrliches Fest im Vauxhall eingerichtet, das anstoßende
Theater war in einen Ballsaal verwandelt, ein Zelt, zum Tanzen, im Gar¬
ten aufgeschlagen, und letzterer auf das glänzendste erleuchtet worden. Hier
sammelte sich die schöne Welt der Einheimischen, und die Elite der Fremden in
bunter Mischung der gesuchtesten Toilette und der staubigsten Reisekleidung.
Ein hübsches Feuerwerk, welches abgebrant wurde, warf seine Lichter
auf die bunte Scene und Gruppen, und der Abend endete wie eine große Oper,
die unter Gottes freiem Himmel gespielt wurde.
Am Samstag Morgen, nach den üblichen Kanonenschüssen, begaben
sich die Karabiner- und Bogenschützen in geordnetem Zuge zum großen Platze,
und von dort in die verschiedenen Locale, die nach der verschiedenen Schie߬
art vertheilt waren. Um 10 Uhr begann das beliebte Brüsseler Volksspiel
mit dem Balle. Um 11 Uhr wurden in der Augustinerkirche die Preise
an diejenigen Schüler des ganzen Königreiches ausgetheilt, welche bei dem
neulich stattgefundenen Concurse am besten bestanden hatten. Um 1 Uhr
wurden die Pferderennen wiederholt. In verschiedenen Gegenden der Stadt
nahmen andere Volksbelustigungen ihren Anfang. Das Wettspielen der Har¬
monien im Parke dauerte mittlerweile immer fort. Um 3 Uhr Abends end¬
lich fand die Medaillenvertheilung statt, und lieferte in der That interessante
Resultate. Da fand es sich denn, daß auf der einen Seite ein armes Dorf,
Montaigu, dessen Harmonie erst seit Kurzem besteht, aber von einem tüchti¬
gen Dilettanten dirigirt, und einem reichen Herrn unterstützt ist, den ersten
Preis, unter den Communen zweiten Ranges, davon trug, indeß andererseits
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Die Grenzboten. Erster Jahrgang. Leipzig, 1841, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_179382_282158/49>, abgerufen am 27.07.2024.
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