Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831.

Bild:
<< vorherige Seite
das rauschende Rad), so müßten die Bonapartisten
und Revolutionaire herrliche Leute seyn.
Der alte Gärtner.
Kind, Kind, ehre mir die Bourbons, unsere
Herren.
Die Nichte.
Vor einem Jahre mußt' ich ja das erste Ka-
pitel des kaiserlichen Katechismus auswendig ler-
nen, und Napoleon anbeten. Weißt du, wie du
mir drohtest, als ich bei dem Aufsagen stotterte?
Der alte Gärtner.
Vor einem Jahre, Kind! -- Jetzt schreiben
wir 1815.
Die Nichte.
So -- 1814 und 1815, das ist der Unterschied,
-- Es geht wohl mit den Herrschern, wie mit den
Blumen, -- jedes Jahr neue. -- Ach, sieh' da
meine wieder grünende Ulme!
Der alte Gärtner.
Der König Ludwig der Achtzehnte gibt mir
mein Brot, -- und da kommt der verwünschte
Pierre mit Damen --
Die Nichte.
Damen? Was? Ha, der --

6
das rauſchende Rad), ſo müßten die Bonapartiſten
und Revolutionaire herrliche Leute ſeyn.
Der alte Gaͤrtner.
Kind, Kind, ehre mir die Bourbons, unſere
Herren.
Die Nichte.
Vor einem Jahre mußt’ ich ja das erſte Ka-
pitel des kaiſerlichen Katechismus auswendig ler-
nen, und Napoleon anbeten. Weißt du, wie du
mir drohteſt, als ich bei dem Aufſagen ſtotterte?
Der alte Gaͤrtner.
Vor einem Jahre, Kind! — Jetzt ſchreiben
wir 1815.
Die Nichte.
So — 1814 und 1815, das iſt der Unterſchied,
— Es geht wohl mit den Herrſchern, wie mit den
Blumen, — jedes Jahr neue. — Ach, ſieh’ da
meine wieder grünende Ulme!
Der alte Gaͤrtner.
Der König Ludwig der Achtzehnte gibt mir
mein Brot, — und da kommt der verwünſchte
Pierre mit Damen —
Die Nichte.
Damen? Was? Ha, der —

6
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <sp who="#NICHTE">
              <p><pb facs="#f0089" n="81"/>
das rau&#x017F;chende Rad), &#x017F;o müßten die Bonaparti&#x017F;ten<lb/>
und Revolutionaire herrliche Leute &#x017F;eyn.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#GAERT">
              <speaker> <hi rendition="#g">Der alte Ga&#x0364;rtner.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Kind, Kind, ehre mir die Bourbons, un&#x017F;ere<lb/>
Herren.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#NICHTE">
              <speaker> <hi rendition="#g">Die Nichte.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Vor einem Jahre mußt&#x2019; ich ja das er&#x017F;te Ka-<lb/>
pitel des kai&#x017F;erlichen Katechismus auswendig ler-<lb/>
nen, und Napoleon anbeten. Weißt du, wie du<lb/>
mir drohte&#x017F;t, als ich bei dem Auf&#x017F;agen &#x017F;totterte?</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#GAERT">
              <speaker> <hi rendition="#g">Der alte Ga&#x0364;rtner.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Vor einem Jahre, Kind! &#x2014; Jetzt &#x017F;chreiben<lb/>
wir 1815.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#NICHTE">
              <speaker> <hi rendition="#g">Die Nichte.</hi> </speaker><lb/>
              <p>So &#x2014; 1814 und 1815, das i&#x017F;t der Unter&#x017F;chied,<lb/>
&#x2014; Es geht wohl mit den Herr&#x017F;chern, wie mit den<lb/>
Blumen, &#x2014; jedes Jahr neue. &#x2014; Ach, &#x017F;ieh&#x2019; da<lb/>
meine wieder grünende Ulme!</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#GAERT">
              <speaker> <hi rendition="#g">Der alte Ga&#x0364;rtner.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Der König Ludwig der Achtzehnte gibt mir<lb/>
mein Brot, &#x2014; und da kommt der verwün&#x017F;chte<lb/>
Pierre mit Damen &#x2014;</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#NICHTE">
              <speaker> <hi rendition="#g">Die Nichte.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Damen? Was? Ha, der &#x2014;</p>
            </sp><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">6</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[81/0089] das rauſchende Rad), ſo müßten die Bonapartiſten und Revolutionaire herrliche Leute ſeyn. Der alte Gaͤrtner. Kind, Kind, ehre mir die Bourbons, unſere Herren. Die Nichte. Vor einem Jahre mußt’ ich ja das erſte Ka- pitel des kaiſerlichen Katechismus auswendig ler- nen, und Napoleon anbeten. Weißt du, wie du mir drohteſt, als ich bei dem Aufſagen ſtotterte? Der alte Gaͤrtner. Vor einem Jahre, Kind! — Jetzt ſchreiben wir 1815. Die Nichte. So — 1814 und 1815, das iſt der Unterſchied, — Es geht wohl mit den Herrſchern, wie mit den Blumen, — jedes Jahr neue. — Ach, ſieh’ da meine wieder grünende Ulme! Der alte Gaͤrtner. Der König Ludwig der Achtzehnte gibt mir mein Brot, — und da kommt der verwünſchte Pierre mit Damen — Die Nichte. Damen? Was? Ha, der — 6

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grabbe_napoleon_1831
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grabbe_napoleon_1831/89
Zitationshilfe: Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grabbe_napoleon_1831/89>, abgerufen am 04.05.2024.