Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831. Eine alte Putzhändlerin. Nein, hieher Ausrufer, -- hieher -- Deine wichtige Nachricht gehört an diesen Tisch! Zeitungsausrufer. An das morsche, alte Brett? Die alte Putzhändlerin. Respect vor ihm, Mann! Der Tisch ist clas- sisch -- Auf diesem Fleck fiel zuerst das Fünkchen, welches die Welt entzündete. Hier saß ich am zwölften Juli des Jahres siebenzehnhundert neun und achtzig, Nachmittags gegen halb vier Uhr, an einem sonnigen Tage, und selbst noch jung und heiter verkaufte ich einem fröhlichen Bräutchen aus St. Marceau einige Spitzen. Wir scherzten über den Preis und dachten an nichts als den Hochzeittag. Da kam ein Mann mit wild fluthen- den Locken, brennenden Augen, herzzerschmetternder Stimme -- es war Camille Desmoulins, -- die Thränen rannen ihm aus den Augen, zwei Pisto- len riß er aus der Tasche und rief: Necker hat den Abschied, eine Bartholomäusnacht ist wieder da, nehmt Waffen und wählt Cocarden, daß wir ein- ander erkennen. Und seitdem ist er, sind der ge- waltige Danton, der erhabene Herault de Sechelles, Eine alte Putzhaͤndlerin. Nein, hieher Ausrufer, — hieher — Deine wichtige Nachricht gehört an dieſen Tiſch! Zeitungsausrufer. An das morſche, alte Brett? Die alte Putzhaͤndlerin. Reſpect vor ihm, Mann! Der Tiſch iſt claſ- ſiſch — Auf dieſem Fleck fiel zuerſt das Fünkchen, welches die Welt entzündete. Hier ſaß ich am zwölften Juli des Jahres ſiebenzehnhundert neun und achtzig, Nachmittags gegen halb vier Uhr, an einem ſonnigen Tage, und ſelbſt noch jung und heiter verkaufte ich einem fröhlichen Bräutchen aus St. Marçeau einige Spitzen. Wir ſcherzten über den Preis und dachten an nichts als den Hochzeittag. Da kam ein Mann mit wild fluthen- den Locken, brennenden Augen, herzzerſchmetternder Stimme — es war Camille Desmoulins, — die Thränen rannen ihm aus den Augen, zwei Piſto- len riß er aus der Taſche und rief: Necker hat den Abſchied, eine Bartholomäusnacht iſt wieder da, nehmt Waffen und wählt Cocarden, daß wir ein- ander erkennen. Und ſeitdem iſt er, ſind der ge- waltige Danton, der erhabene Herault de Sechelles, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0032" n="24"/> <sp who="#PUTZ"> <speaker> <hi rendition="#g">Eine alte Putzhaͤndlerin.</hi> </speaker><lb/> <p>Nein, hieher Ausrufer, — hieher — Deine<lb/> wichtige Nachricht gehört an dieſen Tiſch!</p> </sp><lb/> <sp who="#ZEI"> <speaker> <hi rendition="#g">Zeitungsausrufer.</hi> </speaker><lb/> <p>An das morſche, alte Brett?</p> </sp><lb/> <sp who="#PUTZ"> <speaker> <hi rendition="#g">Die alte Putzhaͤndlerin.</hi> </speaker><lb/> <p>Reſpect vor ihm, Mann! Der Tiſch iſt claſ-<lb/> ſiſch — Auf dieſem Fleck fiel zuerſt das Fünkchen,<lb/> welches die Welt entzündete. Hier ſaß ich am<lb/> zwölften Juli des Jahres ſiebenzehnhundert neun<lb/> und achtzig, Nachmittags gegen halb vier Uhr, an<lb/> einem ſonnigen Tage, und ſelbſt noch jung und<lb/> heiter verkaufte ich einem fröhlichen Bräutchen<lb/> aus St. Mar<hi rendition="#aq">ç</hi>eau einige Spitzen. Wir ſcherzten<lb/> über den Preis und dachten an nichts als den<lb/> Hochzeittag. Da kam ein Mann mit wild fluthen-<lb/> den Locken, brennenden Augen, herzzerſchmetternder<lb/> Stimme — es war Camille Desmoulins, — die<lb/> Thränen rannen ihm aus den Augen, zwei Piſto-<lb/> len riß er aus der Taſche und rief: Necker hat<lb/> den Abſchied, eine Bartholomäusnacht iſt wieder da,<lb/> nehmt Waffen und wählt Cocarden, daß wir ein-<lb/> ander erkennen. Und ſeitdem iſt er, ſind der ge-<lb/> waltige Danton, der erhabene Herault de Sechelles,<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [24/0032]
Eine alte Putzhaͤndlerin.
Nein, hieher Ausrufer, — hieher — Deine
wichtige Nachricht gehört an dieſen Tiſch!
Zeitungsausrufer.
An das morſche, alte Brett?
Die alte Putzhaͤndlerin.
Reſpect vor ihm, Mann! Der Tiſch iſt claſ-
ſiſch — Auf dieſem Fleck fiel zuerſt das Fünkchen,
welches die Welt entzündete. Hier ſaß ich am
zwölften Juli des Jahres ſiebenzehnhundert neun
und achtzig, Nachmittags gegen halb vier Uhr, an
einem ſonnigen Tage, und ſelbſt noch jung und
heiter verkaufte ich einem fröhlichen Bräutchen
aus St. Marçeau einige Spitzen. Wir ſcherzten
über den Preis und dachten an nichts als den
Hochzeittag. Da kam ein Mann mit wild fluthen-
den Locken, brennenden Augen, herzzerſchmetternder
Stimme — es war Camille Desmoulins, — die
Thränen rannen ihm aus den Augen, zwei Piſto-
len riß er aus der Taſche und rief: Necker hat
den Abſchied, eine Bartholomäusnacht iſt wieder da,
nehmt Waffen und wählt Cocarden, daß wir ein-
ander erkennen. Und ſeitdem iſt er, ſind der ge-
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