Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831.

Bild:
<< vorherige Seite
Ephraim.
Steckte der liebe Gott hier, er würde viel fra-
gen, wie er hieße, sondern er nähme die Flügel
des Sturmwindes und flöge vor die Geschosse da-
von wie ein Lämmergeier.
Berliner.
Spielt der kleine Moses auch noch immer "auf
die Fleit?", und hören eure "Leit" noch immer
"su" mit offnem Maul und harten Ohren?
Ephraim.
Wie kann ich hier wissen, was meiner Schwe-
ster Kind thut in die Hauptstadt?

(Kartätschenschüsse schmettern in das flüchtige Heer.)
Au wai, was ist alles Gold gegen einen Kartät-
schenschuß?
Berliner.
Ephrim, lauf doch nicht so -- -- Bist hungrig,
Ephrim?
Ephraim.
Ich bin es, ich bin es!
Berliner.
Ephrim, als wir noch auf die Schule gingen,
betrogst du mir im Spiel um fünf Münzgroschen
-- Als ich sie nicht bezahlen wollte, sagtest du es
meinem Vater, und ich bekam Prügel ärger als
ein junger Gott.

Ephraim.
Steckte der liebe Gott hier, er würde viel fra-
gen, wie er hieße, ſondern er nähme die Flügel
des Sturmwindes und flöge vor die Geſchoſſe da-
von wie ein Lämmergeier.
Berliner.
Spielt der kleine Moſes auch noch immer «auf
die Fleit?», und hören eure «Leit» noch immer
«ſu» mit offnem Maul und harten Ohren?
Ephraim.
Wie kann ich hier wiſſen, was meiner Schwe-
ſter Kind thut in die Hauptſtadt?

(Kartaͤtſchenſchuͤſſe ſchmettern in das fluͤchtige Heer.)
Au wai, was iſt alles Gold gegen einen Kartät-
ſchenſchuß?
Berliner.
Ephrim, lauf doch nicht ſo — — Biſt hungrig,
Ephrim?
Ephraim.
Ich bin es, ich bin es!
Berliner.
Ephrim, als wir noch auf die Schule gingen,
betrogſt du mir im Spiel um fünf Münzgroſchen
— Als ich ſie nicht bezahlen wollte, ſagteſt du es
meinem Vater, und ich bekam Prügel ärger als
ein junger Gott.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0271" n="263"/>
            <sp who="#EPH">
              <speaker><hi rendition="#g">Ephraim</hi>.</speaker><lb/>
              <p>Steckte der liebe Gott hier, er würde viel fra-<lb/>
gen, wie er hieße, &#x017F;ondern er nähme die Flügel<lb/>
des Sturmwindes und flöge vor die Ge&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;e da-<lb/>
von wie ein Lämmergeier.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#BER">
              <speaker><hi rendition="#g">Berliner</hi>.</speaker><lb/>
              <p>Spielt der kleine Mo&#x017F;es auch noch immer «auf<lb/>
die Fleit?», und hören eure «Leit» noch immer<lb/>
«&#x017F;u» mit offnem Maul und harten Ohren?</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#EPH">
              <speaker><hi rendition="#g">Ephraim</hi>.</speaker><lb/>
              <p>Wie kann ich hier wi&#x017F;&#x017F;en, was meiner Schwe-<lb/>
&#x017F;ter Kind thut in die Haupt&#x017F;tadt?</p><lb/>
              <stage>(Karta&#x0364;t&#x017F;chen&#x017F;chu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e &#x017F;chmettern in das flu&#x0364;chtige Heer.)</stage><lb/>
              <p>Au wai, was i&#x017F;t alles Gold gegen einen Kartät-<lb/>
&#x017F;chen&#x017F;chuß?</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#BER">
              <speaker><hi rendition="#g">Berliner</hi>.</speaker><lb/>
              <p>Ephrim, lauf doch nicht &#x017F;o &#x2014; &#x2014; Bi&#x017F;t hungrig,<lb/>
Ephrim?</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#EPH">
              <speaker><hi rendition="#g">Ephraim</hi>.</speaker><lb/>
              <p>Ich bin es, ich bin es!</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#BER">
              <speaker><hi rendition="#g">Berliner</hi>.</speaker><lb/>
              <p>Ephrim, als wir noch auf die Schule gingen,<lb/>
betrog&#x017F;t du mir im Spiel um fünf Münzgro&#x017F;chen<lb/>
&#x2014; Als ich &#x017F;ie nicht bezahlen wollte, &#x017F;agte&#x017F;t du es<lb/>
meinem Vater, und ich bekam Prügel ärger als<lb/>
ein junger Gott.</p>
            </sp><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[263/0271] Ephraim. Steckte der liebe Gott hier, er würde viel fra- gen, wie er hieße, ſondern er nähme die Flügel des Sturmwindes und flöge vor die Geſchoſſe da- von wie ein Lämmergeier. Berliner. Spielt der kleine Moſes auch noch immer «auf die Fleit?», und hören eure «Leit» noch immer «ſu» mit offnem Maul und harten Ohren? Ephraim. Wie kann ich hier wiſſen, was meiner Schwe- ſter Kind thut in die Hauptſtadt? (Kartaͤtſchenſchuͤſſe ſchmettern in das fluͤchtige Heer.) Au wai, was iſt alles Gold gegen einen Kartät- ſchenſchuß? Berliner. Ephrim, lauf doch nicht ſo — — Biſt hungrig, Ephrim? Ephraim. Ich bin es, ich bin es! Berliner. Ephrim, als wir noch auf die Schule gingen, betrogſt du mir im Spiel um fünf Münzgroſchen — Als ich ſie nicht bezahlen wollte, ſagteſt du es meinem Vater, und ich bekam Prügel ärger als ein junger Gott.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grabbe_napoleon_1831
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grabbe_napoleon_1831/271
Zitationshilfe: Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grabbe_napoleon_1831/271>, abgerufen am 13.05.2024.