Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831. Hortense. Beurtheile nicht alle so hart. Bedenke, was würde die Welt, wären wir alle wie du! Napoleon. Nun, die würde nicht so übel. Hortense. Ewiger Krieg und Lärm würde aus ihr -- Napoleon. Hortense -- Hortense. Verzeihe, Kaiser -- -- Bin ich zu frei, ist deine Güte schuld. -- Aber wie viele Kuirassiere, Dra- goner, Batterien, Grenadiere, Voltigeurs, ziehen wohl schon auf allen Straßen? -- O gesteh' es nur -- Ich kenne dich. -- Dir donnern bereits tausend Kanonen im Haupte -- -- Schone, schone die Jugend Frankreichs, schone die Mütter, welche mit zerriss'nen Herzen ihre Söhne in den Tod senden! Napoleon. Die Truppen, welche jetzt marschiren, sind Veteranen aus Spanien und Rußland, haben schwerlich noch Mütter, und hätten sie deren, wel- che Französin wäre so schlecht, ihren Sohn nicht gern dem Vaterlande auf dem Felde der Ehre zu opfern? Wo stirbt er besser? Hortenſe. Beurtheile nicht alle ſo hart. Bedenke, was würde die Welt, wären wir alle wie du! Napoleon. Nun, die würde nicht ſo übel. Hortenſe. Ewiger Krieg und Lärm würde aus ihr — Napoleon. Hortenſe — Hortenſe. Verzeihe, Kaiſer — — Bin ich zu frei, iſt deine Güte ſchuld. — Aber wie viele Kuiraſſiere, Dra- goner, Batterien, Grenadiere, Voltigeurs, ziehen wohl ſchon auf allen Straßen? — O geſteh’ es nur — Ich kenne dich. — Dir donnern bereits tauſend Kanonen im Haupte — — Schone, ſchone die Jugend Frankreichs, ſchone die Mütter, welche mit zerriſſ’nen Herzen ihre Söhne in den Tod ſenden! Napoleon. Die Truppen, welche jetzt marſchiren, ſind Veteranen aus Spanien und Rußland, haben ſchwerlich noch Mütter, und hätten ſie deren, wel- che Franzöſin wäre ſo ſchlecht, ihren Sohn nicht gern dem Vaterlande auf dem Felde der Ehre zu opfern? Wo ſtirbt er beſſer? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0181" n="173"/> <sp who="#HORTEN"> <speaker><hi rendition="#g">Hortenſe</hi>.</speaker><lb/> <p>Beurtheile nicht alle ſo hart. Bedenke, was<lb/> würde die Welt, wären wir alle wie du!</p> </sp><lb/> <sp who="#NAP"> <speaker><hi rendition="#g">Napoleon</hi>.</speaker><lb/> <p>Nun, die würde nicht ſo übel.</p> </sp><lb/> <sp who="#HORTEN"> <speaker><hi rendition="#g">Hortenſe</hi>.</speaker><lb/> <p>Ewiger Krieg und Lärm würde aus ihr —</p> </sp><lb/> <sp who="#NAP"> <speaker><hi rendition="#g">Napoleon</hi>.</speaker><lb/> <p>Hortenſe —</p> </sp><lb/> <sp who="#HORTEN"> <speaker><hi rendition="#g">Hortenſe</hi>.</speaker><lb/> <p>Verzeihe, Kaiſer — — Bin ich zu frei, iſt deine<lb/> Güte ſchuld. — Aber wie viele Kuiraſſiere, Dra-<lb/> goner, Batterien, Grenadiere, Voltigeurs, ziehen<lb/> wohl ſchon auf allen Straßen? — O geſteh’ es<lb/> nur — Ich kenne dich. — Dir donnern bereits<lb/> tauſend Kanonen im Haupte — — Schone, ſchone<lb/> die Jugend Frankreichs, ſchone die Mütter, welche<lb/> mit zerriſſ’nen Herzen ihre Söhne in den Tod<lb/> ſenden!</p> </sp><lb/> <sp who="#NAP"> <speaker><hi rendition="#g">Napoleon</hi>.</speaker><lb/> <p>Die Truppen, welche jetzt marſchiren, ſind<lb/> Veteranen aus Spanien und Rußland, haben<lb/> ſchwerlich noch Mütter, und hätten ſie deren, wel-<lb/> che Franzöſin wäre ſo ſchlecht, ihren Sohn nicht<lb/> gern dem Vaterlande auf dem Felde der Ehre<lb/> zu opfern? Wo ſtirbt er beſſer?</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [173/0181]
Hortenſe.
Beurtheile nicht alle ſo hart. Bedenke, was
würde die Welt, wären wir alle wie du!
Napoleon.
Nun, die würde nicht ſo übel.
Hortenſe.
Ewiger Krieg und Lärm würde aus ihr —
Napoleon.
Hortenſe —
Hortenſe.
Verzeihe, Kaiſer — — Bin ich zu frei, iſt deine
Güte ſchuld. — Aber wie viele Kuiraſſiere, Dra-
goner, Batterien, Grenadiere, Voltigeurs, ziehen
wohl ſchon auf allen Straßen? — O geſteh’ es
nur — Ich kenne dich. — Dir donnern bereits
tauſend Kanonen im Haupte — — Schone, ſchone
die Jugend Frankreichs, ſchone die Mütter, welche
mit zerriſſ’nen Herzen ihre Söhne in den Tod
ſenden!
Napoleon.
Die Truppen, welche jetzt marſchiren, ſind
Veteranen aus Spanien und Rußland, haben
ſchwerlich noch Mütter, und hätten ſie deren, wel-
che Franzöſin wäre ſo ſchlecht, ihren Sohn nicht
gern dem Vaterlande auf dem Felde der Ehre
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Zitationshilfe: | Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grabbe_napoleon_1831/181>, abgerufen am 31.07.2024. |